Alkohol und seine Wechselwirkungen mit Medikamenten

Patienten ist sehr oft nicht bekannt, dass sich bereits ein Bier oder ein Glas Champagner negativ auf die Medikamenteneinnahme auswirken kann: Wechselwirkungen und Nebenwirkungen durch Alkohol sind möglich.

Wie in Deutschland Alkohol konsumiert wird

Das Jahrbuch Sucht für Deutschland zeigt, dass im Blick auf 2016 in Deutschland gerne und viel Alkohol getrunken wurde. Nimmt man den Durchschnitt, konsumiert jeder Deutsche ab 15 pro Jahr 135 Liter, also eine komplette Badewanne voll Alkoholika. Bei der Betrachtung des reinen Alkohols ist dies mit 9,5 Litern fast ein ganzer 10 Liter Eimer voll. Schaut man sich hierbei die gewählten Getränke an, sieht die Verteilung wie folgt aus:

  • Bier: 5 Liter
  • Wein: 2,3 Liter
  • Spirituosen: 1,8 Liter
  • Schaumwein: 0,4 Liter

Getrunken wird in allen Altersgruppierungen. Für diese Betrachtung ist wichtig, dass Alkohol bei vielen Menschen als Problemlöser dient. Wilhelm Busch schrieb: Wer Sorgen hat, der hat Likör. Das Risiko, regelmäßig Alkohol zu konsumieren, steigt für Menschen mit unangenehmen Krankheitssymptomen und -diagnosen. Dies ist bei der großen Gruppe der Menschen, die Psychopharmaka nehmen, zu beobachten. Um einen angemessenen Umgang mit Alkohol zu schaffen, ist es deshalb hilfreich zu verstehen, wie Alkohol im menschlichen Organismus ein- und abgebaut wird und welche Wechselwirkungen entstehen.

Wie wirkt Alkohol im Körper?

Alkohol in einer kleinen Menge wirkt erleichternd, es stellt sich zunächst eine gelöste Stimmung ein. So wird der Alkohol gerne als „Selbstmedikation“ eingesetzt, wie man dieses Konsumverhalten heute gerne bezeichnet. Es entsteht aber schnell eine Toleranzentwicklung und schließlich eine psychische und körperliche Abhängigkeit. Gefährlich ist auch, dass sich schon leichter Alkoholkonsum negativ auf gefasste Entschlüsse auswirkt. Alkohol wird zudem bereits über die Mundschleimhaut aufgenommen. Eine Stunde nach Konsum ist die Alkoholmenge im Blut am höchsten. Sie baut sich schließlich um ca. 0,1 Promille pro Stunde ab. Dies ist eine körperliche Belastung, vor allem für die Leber. Symptome eines „Katers“ nach Alkoholkonsum“ sind spürbarer Beweis.

Wie wirkt Alkohol auf die Wirkweise von Medikamenten?

Die genaue Wechselwirkung zwischen Medikament und alkoholischen Getränken ist durch die entstehende komplexe Situation nicht immer eindeutig nachzuweisen. Dennoch ist während Einnahme von Medikamenten Alkoholabstinenz ratsam. Dies ist schon aus der skizzierten Wirkung von Alkoholika im menschlichen Körper ableitbar. Die zu erwartende Art der Wechselwirkung zwischen Medikament und Alkohol lässt sich grob in zwei Kategorien einteilen:

1. Das Medikament wirkt stärker als üblich

Wenn ein Medikament eine ähnliche Wirkung hervorruft wie ein alkoholisches Getränk, dann können sich diese Wirkungen wechselseitig verstärken. Alkoholika dämpfen das zentrale Nervensystem. Bei Einnahme von Schlaf- oder Beruhigungsmitteln schaukelt sich diese gemeinsame Wirkung auf bis zum Verlust des Bewusstseins. Im Extremfall drohen Atem- und Herzstillstand.
Denken Sie auch an Medikamente, deren dämpfende Wirkung eine Nebenwirkung ist. Dies ist bei manchen Mitteln gegen Asthma, Allergien und Heuschnupfen der Fall.
Opioidhaltige Medikamente sind zu beachten: Morphium, aber auch Hustenmittel, die Codein enthalten, entfalten ebenso diese fatale Wechselwirkung.
Verzichten Sie auch auf Alkohol bei Blutdrucksenkern: Durch Alkoholwirkung werden die Blutgefäße weitgestellt und der Blutdruck gesenkt. Im Zusammenspiel mit einem blutdrucksenkenden Medikament droht der Kreislaufkollaps.
Selbst bei rezeptfreien Medikamenten wie die Schmerzmittel Aspirin und Ibuprofen kann es mit Alkohol zu einer Wechselwirkung kommen: Beide Substanzen reizen die Magenschleimhaut. Kombiniert mit Alkohol, der ebenfalls den Magen angreift, drohen Magenblutungen.
Diabetiker müssen sehr aufpassen: Alkohol verstärkt die blutzuckersenkende Wirkung von Insulin. Es droht eine gefährliche Unterzuckerung.
Besondere Achtsamkeit sollten Sie walten lassen, wenn Sie Psychopharmaka einnehmen:
Alkohol intensiviert die Medikamentenaufnahme an den entsprechenden Rezeptoren, weil ähnliche oder gleiche Stoffwechselprozesse ablaufen.
Als Nebenwirkungen durch Wechselwirkung mit Alkohol kann erwartet werden:

  • Übelkeit bis zu Erbrechen
  • Beschwerden im Bereich Magen-Darm
  • Kopfschmerz
  • Herzrhythmusstörungen,
  • Schlafprobleme
  • Epilepsie
  • Veränderung der Persönlichkeit
  • Desorientiertheit und Verwirrung

Bei MAO Hemmern und tetrazyklische Antidepressiva wie Mirtazapin und Trizyklika wie etwa Citalopram kann es zur gefährlichen Entgleisung des Blutdruckes kommen.

2. Der Stoffwechsel wird verzögert

Die Schädlichkeit eines Medikaments durch Nebenwirkung ist abhängig von der Verweildauer im menschlichen Körper. Daher ist sein schneller Abbau in der Leber eine gute Reaktion, diese Nebenwirkung niedrig zu halten.
Ein gleichzeitig ablaufender Abbau von Alkohol im Körper verlangsamt den Medikamentenabbau. Dies erhöht die Verweildauer des Medikaments im Körper. Jede Nebenwirkung wird in Wechselwirkung mit Alkohol so zum Teil dramatisch verstärkt.
Eine Auswahl möglicher Symptome wurde oben aufgezeigt.

Ausblick

Dies sind nur einige bekannte und belegbare Beispiele. Deutlich sollte geworden sein, dass ein Medikament, welches durch tiefes Eingreifen in Prozesse des menschlichen Körpers wirkt, kombiniert mit Alkohol eine nicht vorhersagbare, unkontrollierte und fatale Nebenwirkung und Wechselwirkung entfalten kann.

Wenn Sie das verhindern wollen, dann nehmen Sie ein Medikament exakt nach den Angaben des Beipackzettels ein. Hierzu gehört dann meist der komplette Verzicht auf Alkoholika für die Zeit der Medikamentennutzung. So vermeiden Sie mit Sicherheit jede Nebenwirkung oder auch eine gefährliche Wechselwirkung.

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