Antibiotika bei Blasenentzündung und ihre Nebenwirkungen

Zur Behandlung einer Blasenentzündung kursieren unterschiedliche Empfehlungen - vor allem im Internet. Informieren Sie sich hier über Ursachen und aktuelle wirksame Therapieempfehlungen.

Was ist eine Blasenentzündung und wie entsteht sie?

Die Harnblase sitzt bei Mann und Frau gleichermaßen im Beckenboden und kann sich, ebenso wie jedes andere Gewebe im Körper, entzünden.

Für Betroffene wird dann jeder Toilettengang zur Qual: Es brennt beim Wasserlassen und man hat auch nach dem Gang zur Toilete ständig das Gefühl, wieder zu müssen. Der Urin kann übel riechen und getrübt sein und auch Blut darin ist möglich. Bei schlimmen Blasenentzündungen kommen Fieber und Unterleibsschmerzen hinzu.

Ursächlich hierfür sind dann meist Bakterien. Allgemein gilt, dass Frauen viel häufiger von der Entzündung betroffen sind als Männer: Unter den 15 – 39-jährigen Frauen haben knapp über 15% mindestens eine Blasenentzündung pro Jahr, bei Männern sind es keine 2%. Das hängt mit der weiblichen Anatomie zusammen, denn die kurze Harnröhre bei der Frau macht das Aufsteigen von Erregern in die Blase deutlich wahrscheinlicher als bei Männern. Bei Männern kommt es vor allem mit zunehmendem Alter zu einer Blasenentzündung, etwa wenn sich die Prostata entzündet hat. Ein weiterer anatomischer Zusammenhang ergibt sich daraus, dass in 80 Prozent der Fälle eine Blasenentzündung durch das im Darm befindliche Bakterium Escherichia coli ausgelöst wird: Darm- und Harnausgang liegen bei Frauen relativ dicht beieinander, und so kann eine Selbstinfektion auf unterschiedliche Weise erfolgen:

  • Falsche Toilettenhygiene (Wischen vom After zu den Geschlechtsorganen hin)
  • Übertriebene Hygiene (häufiges Waschen mit aggressiven Seifen und Nutzen von feuchtem Toilettenpapier zerstört den natürlichen Säureschutz im Intimbereich)
  • Empfängnisverhütung mit Diaphragma und Benutzung von Vaginalcremes

Diese Zusammenhänge als potentielle Auslöser einer Blasenentzündung sind den Betroffenen jedoch oftmals nicht bekannt. Meist gilt das Sitzen auf kalten Oberflächen als der Auslöser für eine Harnwegsinfektion: verkühlt man sich, haben Erreger leichtes Spiel. Deshalb treten Blasenentzündungen vor allem in den Übergangsmonaten häufig auf, wenn man die Wärme über- und die Kälte unterschätzt.

Für Frauen im höheren Alter ergibt sich noch einmal eine verstärkte Neigung zur Blasenentzündung aufgrund folgender Ursachen:

  • Geschwächtes Immunsystem: Mit dem Alter nimmt die Immunabwehr grundsätzlich ab.
  • Östrogenabbau: Durch weniger Östrogen wird die natürliche Intimflora der Frauen geschwächt.
  • Flüssigkeitsmangel: Das unzureichende Trinken sorgt für eine ungenügende Ausschwemmung von möglichen Erregern.

Letzteres hilft nicht nur zur Prävention, sondern ist generell bei einer akuten Blasenentzündung besonders empfehlenswert: Viel Trinken führt zu vermehrter Ausschwemmung von Erregern “auf natürlichem Wege”. Zudem wird Frauen empfohlen, nach dem Geschlechtsverkehr zeitnah die Blase zu entleeren, um sich vorbeugend eventuell aufgenommener Erreger zu entledigen.

Welche Antibiotika sollten bei einer Blasenentzündung eingenommen werden?

Bei normalem Verlauf ist bei einer Blasenentzündung das Medikament der Wahl ein Antibiotikum. Für die Diagnose nehmen Ärzte oft gar keine Erregerbestimmung vor, sondern verschreiben gleich ein sogenanntes Breitbandantibiotikum, welches gegen mehrere bakterielle Erregerstämme wirkt. Die medizinischen Leitlinien empfehlen die folgenden Therapien:

Unkomplizierter Harnwegsinfekte bei nicht-schwangeren Frauen

Wirkstoffe:

  • Fosfomycin
  • Nitrofurantoin
  • Nitroxolin
  • Pivmecillinam
  • Trimethoprim

Eine Einnahme des häufig verordneten Wirkstoffs Fosfomycin (Monuril und andere) sollte auf nüchternen Magen erfolgen, damit der Wirkstoff gut vom Körper aufgenommen werden kann.
Ein allgemeiner Vorteil von Fosfomycin ist die sogenannte “single-shot”-Anwendung. Dies bedeutet, dass die Einnahme einer einzigen Tablette meist bereits ausreichend ist, um den Harnwegsinfekt zuverlässig zu bekämpfen.

Antibiotikum bei Blasenentzündungen in der Schwangerschaft

Bei schwangeren Frauen empfiehlt die Leitlinie

  • Penicillinderivate
  • Cephalosporine
  • Fosfomycin

Übrigens: Harnwegsinfektionen oder Blasenentzündungen in der Schwangerschaft sind keine Seltenheit. Vorsicht ist aber bei der Einnahme des Wirkstoffs Pivmecillinam geboten: Die Einnahme in der Schwangerschaft kann zu falsch-positiven Screening-Ergebnissen hinsichtlich der Stoffwechselerkrankung IVA (Isovalerianazidämie) beim Neugeborenen führen. Um also falschen Ergebnissen beim Neugeborenen-Screening vorzubeugen, sollten Sie die Einnahme von Pivmecillinam während der Schwangerschaft vorher mit Ihrem Arzt abklären.

Diese Antibiotika sollten bei der Blasenentzündung nicht die erste Wahl sein

Diese Wirkstoffe befinden sich nach der Leitlinien-Empfehlung nicht mehr in der ersten Wahl zur Behandlung von unkomplizierten Harnwegsinfekten, werden aber in der Praxis noch häufig verschrieben:

  • Cefpodoxim
  • Ciprofloxacin
  • Cotrimoxazol
  • Levofloxacin
  • Norfloxacin
  • Ofloxacin

Als besonders problematisch gelten dabei Ciprofloxacin und Levofloxacin, denn sie können zu schweren Nebenwirkungen führen (etwa Muskel-, Sehnenschädigungen). Gleiches gilt auch für Breitbandantibiotika aus der Gruppe der Cephalosporine, wie etwa Cefpodoxim.

Welche Nebenwirkungen können bei Antibiotika gegen Blasenentzündungen typischerweise auftreten?

Bei der Bekämpfung der Blasenentzündung helfen Antibiotika in der Regel, die Entzündung schnell zu bekämpfen. Dennoch reagiert jeder Körper anders auf Medikamente. Diese Nebenwirkungen sollten Sie kennen:

Das Medikament Fosfomycin gilt als gut verträglich. Als mögliche Nebenwirkung wird aber beispielsweise leichter Kopfschmerz, mit eventuell auftretendem Schwindel genannt. Pivmecillinam, aus der Klasse der Penicilline, birgt als mögliche Nebenwirkung das Risiko allergischer Reaktionen. Beim Wirkstoff Nitrofurantoin können folgende Nebenwirkungen auftreten: Lungenerkrankungen, Polyneuropathie sowie Leber- und Hauterkrankungen.Nitrofurantoin nicht einnehmen dürfen Patienten, die einen bestimmten vererbten Enzymdefekt aufweisen, der zu einem Mangel an dem Enzym G6PD führt. Denn ein G6PD-Mangel, der gehäuft bei Menschen aus Malariagebieten (Afrika, Asien) auftritt, führt dazu, dass die Betroffen das Antibiotikum nicht verstoffwechseln können, und es in der Folge oftmals schlecht vertragen.

Sind Antibiotika ein Muss?

Angesichts der diversen Risiken einer antibiotischen Therapie, hinsichtlich Nebenwirkungen und Resistenzbildungen der Bakterien, stellen sich Patientinnen oft die Frage, ob eine Therapie mit einem Antibiotikum wirklich nötig ist.

Ein Durchstehen der Blasenentzündung ohne Antibiotikum ist möglich, sofern es sich um eine unkomplizierte Entzündung handelt. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob eine Therapie ohne Antibiotikum, dafür aber mit Schmerzmitteln zur Linderung der Beschwerden, für Sie in Frage kommen kann. In vielen Fällen klingt die Blasenentzündung auch ohne Antibiotikum ab. Wichtig sind dann Ruhe, Wärme und ausreichend Flüssigkeitszufuhr (bis zu 3 Liter täglich), damit die Bakterien ausgeschwemmt werden. Zur Unterstützung können pflanzliche Alternativen in Betracht gezogen werden, wie etwa Tees aus Bärentraubenblättern oder Cranberrysaft.

Bei schweren Fällen oder länger anhaltenden Beschwerden sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Steigen Erreger aus der Harnblase weiter hinauf, kann sich eine Nierenbeckenentzündung entwickeln. Kommen zu Ihren Symptomen etwa hohes Fieber und Flankenschmerzen hinzu, sollten Sie sofort einen Arzt aufsuchen.

Impfung gegen Blasenentzündung – die Rettung?

Treten die Harnwegsinfekte vermehrt auf, könnte auch eine Impfung gegen die Blasenentzündung in Erwägung gezogen werden. Je nach Ort der Infektion kann die Immunisierung dabei durch eine Spritze oder durch die Einnahme von Tabletten erfolgen. Bei erfolgreicher Anwendung kommt es im Körper zur Bildung von Antikörpern gegen die infektauslösenden Keime. Fachquellen bewerten die Erfolgsquoten bisher sehr unterschiedlich. Einige Frauenärzte berichten von Erfolgen bei bis zu zwei Drittel der Anwenderinnen. Bei regelmäßigen Harnwegsinfektionen könnte die Immunisierung per Impfung, beziehungsweise per Schluckimpfung, eine sinnvolle Alternative zur ständigen Antibiotikaeinnahme sein. Aber auch die Immunisierungsverfahren sind nicht frei von Nebenwirkungen. Berichtet wird etwa von typischen Hautreaktionen an der Injektionsstelle, Müdigkeit und grippeähnlichen Symptomen.

Beobachten Sie Nebenwirkungen unter der Einnahme von Antibiotika oder anderen Medikamenten?

Beobachten Sie körperliche oder psychische Veränderungen unter der Einnahme von Antibiotika oder anderen Medikamenten, dann sollten Sie diese umgehend melden. Je mehr Informationen auch Sie über Ihre Erfahrungen mit den von Ihnen eingenommenen Medikamenten zur Verfügung stellen, desto besser kann das Risiko eingegrenzt und vorgebeugt werden, dass andere Patienten diese Nebenwirkungen ebenfalls erleiden müssen.

Achten Sie deshalb auf körperliche oder psychische Veränderungen während der Medikamenteneinnahme und auch nach deren Ende. Niemand kann das besser beurteilen als Sie selbst, denn Ihren Körper kennen Sie am besten. Ihre Gesundheit und die Gesellschaft werden es Ihnen danken!

Deshalb: Melden Sie Ihre Nebenwirkungen!

Beobachten Sie Nebenwirkungen – egal welcher Art – unter der Behandlung mit Antibiotika oder auch mit anderen Medikamenten, sollten Sie Ihre Erfahrung umgehend melden. Oftmals reichen wenige Meldungen aus, um die Öffentlichkeit über schwere Vorkommnisse zu informieren und Beipackzettel zu aktualisieren. Unser Meldeservice bietet Ihnen hierfür die einfache und schnelle Möglichkeit, Nebenwirkungen zu melden, ohne dabei Ihre Identität preiszugeben. Zudem können Sie Ihren Arzt oder Apotheker in die Meldung einbinden.

Mit jeder Meldung tragen Sie aktiv zur Verbesserung der Arzneimittelsicherheit bei, indem eine bessere Informationsbasis für die zukünftige Verordnung von Arzneimitteln geschaffen wird. 💞

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