Antidepressiva und ihre Nebenwirkungen – ein Segen und Fluch zugleich?

Bei der Behandlung von Depressionen sind Antidepressiva und andere Psychopharmaka zuweilen unverzichtbar, um Betroffenen einen normane Alltag zu ermöglichen. Teils geht die Einnahme aber mit schweren Nebenwirkungen einher.

Was sind Depressionen oder ähnliche Krankheitsbilder und warum treten diese auf?

Depressionen und ähnliche Krankheiten entstehen durch das Zusammenwirken mehrerer Faktoren. Neben einer Veranlagung, die mit einem erhöhten Risiko einer solchen Krankheit einhergeht, gibt es aktuelle Auslöser. Sowohl der neurobiologische als auch der psychosoziale Bereich ergänzen sich einander, ähnlich wie zwei Seiten einer Medaille. Und so kann eine Depression sowohl therapeutisch als auch mit Hilfe von Psychopharmaka, zu denen die Antidepressiva gehören, behandelt werden.

Ganz gleich, was schlussendlich die Depression ausgelöst hat, passiert im Körper einiges: Die Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin, welche für die Kommunikation zwischen den Nervenzellen zuständig sind, geraten aus dem Gleichgewicht und können damit die Impulse nicht mehr richtig weiterleiten. Das hat auf die Gedanken und Gefühle der davon betroffenen Menschen eine Wirkung. Oft wird eine Depression oder ähnliche Krankheit durch ein einschneidendes Ereignis im Leben ausgelöst. Auch lang anhaltende Belastungen können sich als Initialzündung auswirken.

Wie viele Menschen sind davon betroffen?

Von einer Depression sind mehr Menschen betroffen, als die meisten annehmen: Sie gehört zu den häufigsten und trotzdem am meisten unterschätzten Krankheiten. Pro Jahr erkranken allein in Deutschland rund 5,3 Millionen Menschen an einer Depression. Statistisch leidet somit jeder fünfte Deutsche wenigstens einmal im Leben an einer Depression.

Frauen sind davon doppelt so oft betroffen wie Männer. Neben leichten Depressionen gibt es schwere Erkrankungen, die von tiefer Hoffnungslosigkeit betroffen sind.

Welche Medikamente werden typischerweise verabreicht?

Neben einer Behandlung durch Psychotherapie werden in der Regel auch Antidepressiva verabreicht. Das gilt vor allem für mittelschwere bis schwere Depressionen. Diese grundlegenden Antidepressiva werden häufig verabreicht:

Trizyklische beziehungsweise tetrazyklische Antidepressiva:

Zu diesen gehören beispielsweise

Diese Antidepressiva sorgen für einen erhöhten Spiegel an Serotonin und Noradrenalin, der sich positiv auf die Stimmung der Patienten auswirkt. Allerdings müssen diese Antidepressiva erst drei bis sechs Wochen eingenommen werden, bevor sie tatsächlich wirken. Erst dann kann der Arzt sehen, ob er die richtigen Psychopharmaka in der richtigen Dosierung verordnet hat. Die Nebenwirkung der tri- beziehungsweise tetrazyklischen Antidepressiva ist geringer, wenn zu Beginn die Dosis in kleinen Schritten gesteigert wird.

Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer:

Diese sind unter den Handelsnamen

erhältlich.

Die SSRI, wie die Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer abgekürzt werden, blockieren die für den Transport des Serotonin verantwortlichen Proteine. Damit erhöht sich die Konzentration von Serotonin und wirkt einem Mangel entgegen. Wird ein SSRI verordnet, bleibt das Serotonin länger im Gehirn und wird deutlich langsamer abgebaut. Damit hellt sich die Stimmung auf und die Angst wird gelöst. Besonders die SSRIs haben, in der Regel, oft nur wenige Nebenwirkungen und werden von den Psychiatern daher gerne verordnet.

Welche Nebenwirkungen können dabei auftreten?

Bei der Einnahme von Antidepressiva können ebenso wie bei anderen Psychopharmaka Nebenwirkungen auftreten. Oft machen sie sich zu Beginn einer Behandlung bemerkbar, also zu einer Zeit, in der die stimmungsaufhellende Wirkung noch nicht eingetreten ist. Werden die Antidepressiva weiter eingenommen, verschwinden die Nebenwirkungen oft.

Bei den trizyklischen Antidepressiva können zu Beginn der Behandlungen Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Herzrhythmusstörungen und Störungen bei der Blasenentleerung auftreten. Bei einer Dauerbehandlung durch trizyklische Antidepressiva können neben Sehstörungen auch Verstopfung, Tremor oder delirante Zustände auftreten. Welches Medikament zum Einsatz kommt, hängt von der Ausprägung der Depression ab. Einige Wirkstoffe können eine bereits vorhandene Suizidneigung weiter verstärken und sind daher kontraindiziert.

Auch die oft gegen Depressionen eingesetzten SSRI haben Nebenwirkungen. Diese können zu Beginn der Therapie Brechreiz und Übelkeit, aber auch Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Störungen der Sexualfunktion sein. Welche Nebenwirkung tatsächlich bei der Einnahme von Antidepressiva und anderen Psychopharmaka auftritt, hängt vom konkret verschriebenen Medikament ab. Daher wägt ein erfahrener Arzt die vorhandenen Beschwerden ab und wählt das Medikament, das für den jeweiligen Patienten individuell am besten geeignet erscheint.

Ob es tatsächlich bei der Einnahme von Psychopharmaka und Antidepressiva zu einer Nebenwirkung kommt, hängt von vielen Faktoren ab. Während einige Menschen keine Nebenwirkung bei der Einnahme von Psychopharmaka verspüren, leiden andere unter starken Nebenwirkungen der Antidepressiva. Wenn Sie beispielsweise Opipramol zur Stimmungsaufhellung verschrieben bekommen, kann besonders Müdigkeit eine häufige Nebenwirkung darstellen. Auch Mundtrockenheit, Benommenheit oder Schwindel gehören zu den eher häufiger auftretenden Nebenwirkungen. Allergische Reaktionen oder Verwirrtheit dagegen tritt nur relativ selten als Nebenwirkung auf. Noch seltener kommt es zu einer Veränderung des Blutbildes als Nebenwirkung bei der Einnahme von Antidepressiva.

Jetzt Nebenwirkung melden

Verschreibt ein Arzt Psychopharmaka, kann es immer wieder zu Unverträglichkeiten und Nebenwirkungen kommen. Ob ein Medikament verträglicher ist als ein anderes und dabei trotzdem die gewünschte Wirkung entfalten kann, kann schlussendlich nur durch eine breite Basis an Informationen sichergestellt werden. Beachten Sie dabei, dass jeder Körper anders auf Medikamente reagieren kann.

Auch Sie können einen wichtigen Beitrag zur Arzneimittelsicherheit leisten! Um sicher zu gehen, dass auch Absetzsymptome in der Nebenwirkungsliste geführt werden, sind Ihre Meldungen von höchster Wichtigkeit.

Melden Sie Ihre Nebenwirkungen!

Vermuten Sie während, aber auch nach Beendigung der Anwendung von Antidepressiva Nebenwirkungen, dann sollten Sie diese melden. Denn oftmals reichen wenige Meldungen aus, um die Öffentlichkeit über schwere Vorkommnisse zu informieren und Beipackzettel zu aktualisieren, wie die Rote-Hand-Briefe wirkungsvoll zeigen.

Der Meldeservice bietet Ihnen hierfür die einfache und schnelle Möglichkeit, Nebenwirkungen direkt an den Hersteller zu melden, ohne dabei Ihre Identität preiszugeben. Zudem können Sie Ihren Arzt oder Apotheker in die Meldung einbinden. Mit jeder Meldung tragen Sie aktiv zur Verbesserung der Arzneimittelsicherheit bei, indem eine bessere Informationsbasis für die zukünftige Verordnung von Arzneimitteln geschaffen wird.

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