Bis zu 12% der Notaufnahmen wegen Nebenwirkungen

Eine Studie aus dem Jahr 2017 zeigt deutlich: Über Nebenwirkungen wird zu wenig gesprochen.

Nebenwirkungen sind in fast 12% aller Notaufnahmen Ursache

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen sind in fast 12% der Fälle Ursache für eine Vorstellung der Patienten in einer Krankenhausnotaufnahme. Wie ernst diese Symptome dann waren, zeigt eine weitere Zahl: Von diesen Patienten, die mit Arzneimittelnebenwirkungen dann untersucht werden, wurden etwa 90 Prozent auch stationär aufgenommen. In ca. 80 Prozent der Fälle konnte der Verdacht des Zusammenhangs von einer Nebenwirkung zwischen Medikament und Symptom eindeutig nachgewiesen werden. Eine Zahl zum Vergleich: Im Durchschnitt wurden von allen Notfallpatienten nur 44 Prozent stationär aufgenommen.

Patienten müssen wegen Nebenwirkungen doppelt so häufig stationär aufgenommen werden

Die Forscher unter Leitung von Prof. Dr. med. Julia C. Stingl wählten in den Städten Fürth, Bonn, Ulm und Stuttgart je eine Notfallaufnahme eines großen Krankenhauses. Für einen Zeitraum von 30 Tagen wurden alle Notaufnahmen nach Ursachen untersucht und kategorisiert. Insgesamt gab es 10.174 Behandlungsfälle in den 30 Tagen. Die Untersucher diagnostizierten darunter 665 Verdachtsfälle auf unerwünschte Nebenwirkung von Medikamenten. So ergeben sich die eingangs genannten 12 Prozent aller Notfallpatienten. Über diese betroffenen Patienten ließen sich auch Erkenntnisse gewinnen. Die meisten waren älter: 70 Prozent der wegen Nebenwirkung von Medikamenten Behandelten waren über 65 Jahre alt. Viele mussten wegen bestehender Erkrankungen mindestens drei oder mehr verschiedene Medikamente einnehmen. Im Durchschnitt waren es bei allen 665 Patienten sieben verschiedene Medikamente.

Ältere Patienten nehmen im Schnitt sieben verschiedene Medikamente ein

Hier besteht ein kausaler Zusammenhang: Je älter Patienten sind, umso schlechter ist meist der Gesundheitszustand. Die Anzahl der verschiedenen notwendigen Medikamente nimmt so zu.
Diese Konstellation steigert das Risiko für eine Erkrankung infolge von Nebenwirkungen verschriebener Medikamente. Zusätzlich ist ein älterer Organismus empfindlicher in der Reaktion auf Belastungen durch Medikamente. Die Verstoffwechselung von Medikamenten durch die Leber und die Ausscheidung durch die Niere dauert deutlich länger. Das macht ältere Menschen für diese Reaktionsmuster so anfällig. Die häufigsten Medikamente, die als Auslöser von Nebenwirkungen identifiziert wurden, waren zum einen Blutverdünner und dann Blutdrucksenker der Gruppen Betablocker bzw. ACE-Hemmer.

Als häufigste Symptome bei den Patienten zeigten sich Übelkeit und Erbrechen sowie Bauchschmerzen. Hinzu kamen Ohnmachtssymptome und Schwindel. Die Symptome waren bei etwa 90 Prozent so gravierend, dass eine stationäre Behandlung im Krankenhaus notwendig wurde. In der Konsequenz dieser Studie muss vor allem bei älteren Menschen, die Medikamente nehmen, bei massiven Symptomen immer auch an eine tatsächliche Nebenwirkung denken.

Die stete Erfassung von beobachteten Nebenwirkungen bei zugelassenen Medikamenten hilft ebenso das Risiko für Patienten transparent zu machen und eventuell auch zu senken. Daher ist es wichtig, jeden Verdacht auf eine Nebenwirkung sofort zu melden.

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