Blutdruckmittel und ihre Nebenwirkungen

Zur Behandlung von gesundheitsgefährdendem Bluthochdruck werden Blutdruckmittel verschrieben. Alles zur Anwendung und welche Nebenwirkungen möglich sind, lesen Sie hier.

Welche gängigen Blutdruckmittel gibt es?

Wenn eine medikamentöse Behandlung der Hypertonie notwendig ist, kann der Arzt fünf verschiedene Medikamentengruppen an Blutdrucksenkern einsetzen:

1. Diuretika

Der gewünschte niedrigere Blutdruck wird bei den meisten Diuretika durch verstärkten Harndrang erreicht. Durch die erhöhte Wasserausscheidung wird das Blutvolumen in den Gefäßen und damit auch der Blutdruck gesenkt. Eine Sonderform der Diuretika, die sogenannten Thiazid-Diuretika, verhindern zusätzlich noch das Zusammenziehen der Gefäßwände, was blutdrucksenkend wirkt.

2. ACE-Hemmer

Diese Blutdruckmittel blockieren die Wirkung von Enzymen, welche normalerweise die Umwandlung von inaktivem Angiotensin-1 in aktives Angiotensin-2 auslösen. Angiotensin ist ein Gewebshormon und ins Deutsche übertragen bedeutet dieser lateinische Begriff sowas wie Gewebsspannung. Aktives Angiotensin-2 führt nun dazu, dass Blutgefäße eng gestellt werden und sich somit der Blutdruck erhöht. Nach dem englischen Begriff Angiotensin Converting Enzym werden Stoffe, die diese Reaktion blockieren und so Bluthochdruck senken können, mit ACE abgekürzt. Blutdrucksenker dieser Gruppe enden mit der Silbe -pril, so etwa Ramipril.

3. AT1-Rezeptor-Antagonisten

Diese Gruppe der Blutdrucksenker wirkt ähnlich wie bei den ACE-Hemmern beschrieben. Hier wird allerdings nicht die Enzymproduktion gestoppt, sondern die Rezeptoren werden nur blockiert. Daher sind diese Wirkstoffe in Sachen Nebenwirkung leichter verträglich als die klassischen ACE-Hemmer. Sie enden auf -sartan, wie etwa Candesartan und Telmisartan.

4. Beta-Blocker

Bei dieser Gruppe wird der Blutdruck durch eine Blockade der Rezeptoren an Niere und Herz für Adrenalin und Noradrenalin gesenkt. Diese Hormone steigern nämlich den Blutdruck. Da auch Rezeptoren direkt am Herzen blockiert werden, wird eine erhöhte Herzfrequenz verhindert. Medikamente dieser Gruppe enden mit der Silbe -lol, beispielsweise Metoprolol oder Bisoprolol.

5. Kalzium-Antagonisten

Die Blutgefäße bestehen aus sogenannten glatten Muskelzellen. Diese ziehen sich zusammen, wenn sich in den Zellen der Kalziumgehalt erhöht. Um das zu verhindern können sogenannte Antagonisten, also Gegenspieler, eingesetzt werden, die das Kalzium verdrängen. Dabei wird nicht das Zusammenziehen der Gefäße verhindert, sondern die Gefäße werden auch erweitert, was den Blutdruck senkt. Wie bei Nifedipin oder Amlodipin enden Wirkstoffe dieser Gruppe mit -dipin.

Häufigkeit von Bluthochdruck und Einnahme von Blutdruckmitteln

Warum es einen solchen Markt für Blutdrucksenker gibt, zeigt ein Blick auf einige Zahlen rund um die Hypertonie:
Man geht davon aus, dass es in Deutschland zwischen 20 – 30 Millionen Menschen mit erhöhtem Blutdruck gibt. In der Altersgruppe der 70 – 79-Jährigen sind es sogar bereits 75 Prozent. Erschreckend ist, dass man auch von mehreren Hunderttausend Kindern mit Bluthochdruck ausgeht. Das Risiko sinkt jedoch, wenn Kinder ein Normalgewicht haben und sich bereits in ihren jungen Jahren viel bewegen.

Dank steigender Aufklärungsarbeit (z.B. Blutdruckmessung in Apotheken) wissen circa 80 Prozent der Menschen mit Bluthochdruck von ihrer Erkrankung.

  • Ein hoher Anteil davon, nämlich 88 Prozent, lassen sich deswegen auch behandeln.
  • Hiervon erreichen 75 Prozent wieder normale Blutdruckwerte.
  • Männer wissen mit 22 Prozent häufiger von ihrer Erkrankung als Frauen (13 Prozent).
  • Frauen sind jedoch mit 79 Prozent behandlungseinsichtiger als Männer.
  • Der Gebrauch der Blutdrucksenker hat sich von 1996 bis 2016 auf jährlich über 15 Milliarden Tagesdosen verdreifacht.

Blutdrucksenkende Mittel sollten immer in enger Abstimmung mit dem Arzt eingenommen werden, da die Wirkungszusammenhänge sehr komplex sind und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten nicht selten vorkommen. Dabei geht es nicht nur um Wechselwirkungen mit verschreibungspflichtigen Medikamenten, auch Nahrungsergänzungsmittel oder rezeptfreie Medikamente können unangenehme Begleiterscheinungen auslösen. Wir gehen im Folgenden auf die wichtigsten Nebenwirkungen ein.

Bekannteste Nebenwirkungen von Blutdruckmittel

1. Diuretika

Da diese Arzneimittel zu einem verstärkten Harndrang führen, wird deren Einnahme oft als lästig wahrgenommen. Vor allem für Personen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, können sich solche Blutdrucksenker als Nachteil erweisen. Entwässernde Medikamente werden heute meist mit einem anderen Blutdruckmittel kombiniert, um dessen Wirkung zu verstärken. Vor allem bei Herzerkrankungen wird diese Art von Blutdruckmitteln mit eingesetzt, da durch das geringere Blutvolumen auch das Herz entlastet wird.

2. ACE-Hemmer

Eine häufige Nebenwirkung ist Reizhusten, da auch die Luftwege weitergestellt bleiben und empfindlicher auf Schleim, Reizstoffe und kleinste Fremdkörper reagieren. Ein Wechsel zu einem AT1-Rezeptor-Antagonisten kann helfen, der diese Nebenwirkungen nicht auslöst. Empfohlen werden diese Blutdruckmittel bei Herzmuskelschwäche, da die Gefäßweitstellung dem Herzen und seiner guten Durchblutung hilft. In der Schwangerschaft darf kein ACE-Hemmer eingenommen werden, da diese aus bislang nicht geklärten Gründen Fehlbildungen am Fötus provozieren kann.

3. AT1-Rezeptor-Antagonisten

Hier sind bislang wenige Nebenwirkungen bekannt. Sonst ist Gleiches zu bedenken wie bei einem ACE-Hemmer.

4. Beta-Blocker

Eine gesenkte Pulsfrequenz, die hier blutdrucksenkend wirkt, führt oft zu Müdigkeit und sexuellem Desinteresse. In manchen Fällen kann das auch Impotenz verursachen. Für Asthmatiker und Bronchitis-Patienten sind diese Medikamente ebenfalls nicht sinnvoll bzw. nur mit Vorsicht anzuwenden, da Beta-Blocker die Luftwege verengen. Eine mögliche Luftnot wird somit noch verstärkt.

5. Kalzium-Antagonisten

Bei diesen Blutdrucksenkern werden nur selten Nebenwirkungen beschrieben. Wer eine hohe Dosis einnimmt, kann bei sich eventuell Wassereinlagerungen an den Knöcheln, erhöhten Puls und Kopfschmerz beobachten. Meistens reicht es hier, wenn die Dosis gesenkt wird.

Sie können selbst einen wichtigen Beitrag zum Erfahrungsschatz solcher Nebenwirkungen leisten, indem Sie Ihre Beschwerden mit Blutdruckmitteln hier melden. Sie helfen damit, dass die Arzneimittel sicherer werden – für sich und andere Patienten.

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