Chloroquin Corona

Malaria-Medikamente Chloroquin und Hydroxychloroquin: Schwere Nebenwirkungen möglich

(Hydroxy-)Chloroquin galt als vielversprechendes Medikament im Kampf gegen CoViD-19. Inzwischen ist bekannt: Das Medikament kann schwere Nebenwirkungen auslösen. Immer mehr nationale Überwachungsbehörden warnen vor dessen Einsatz – nun auch die Aufsichtsbehörde in Deutschland in einer offiziellen Sicherheitswarnung.

Wie wirkt (Hydroxy-)Chloroquin?

Hydroxychloroquin und die Stammsubstanz Chloroquin sind Arzneimittel zur Vorbeugung und Behandlung der Malaria. Die Malaria-Erreger nisten sich im Verlauf ihres Vermehrungszyklus im menschlichen Organismus in den roten Blutkörperchen ein und ernähren sich dort von Glukose und dem Blutfarbstoff Hämoglobin.

Dabei entsteht Häm als Abbauprodukt des Blutfarbstoffs, das für die Malaria-Erreger hochgiftig ist und von ihnen sofort zum ungefährlichen Hämozoin umgewandelt, kristallisiert werden muss.   Sowohl Chloroquin als auch Hydroxychloroquin hemmen diese Kristallisation. Das schädliche (toxische) Häm verbleibt somit in den roten Blutkörperchen und lässt die Parasiten sterben. 

Chloroquin (bekannt unter dem Handelsnamen Resochin) und Hydroxycholoroquin (z.B. Quensyl) waren vor Jahren sehr erfolgreiche Medikamente im Kampf gegen Malaria.

Mittlerweile gibt es aber zunehmend resistente Erreger, sodass das Mittel an Wirksamkeit verloren hat und durch besser wirksame Medikamente weitgehend verdrängt wurde. Ein weiterhin aktuelles Einsatzgebiet dieser Arzneimittel sind jedoch Autoimmunkrankheiten wie die rheumatische Arthritis (RA) oder der systemische Lupus erythematodes (SLE). 

Aktuell erleben diese Medikamente als mögliche Therapie gegen CoViD-19 eine neue Verwendung. Die genaue Wirkweise gegen das Corona-Virus ist noch nicht ausreichend erforscht. Zwar zeigte der Wirkstoff Erfolge gegen Zellkulturen in der Petrischale, allerdings wurden in Studien schwere Nebenwirkungen während der Behandlung von Patienten festgestellt.

(Hydroxy-)Chloroquin: Off-Label Use gegen CoViD-19

Chloroquin und Hydroxychloroquin sind offiziell zur Prophylaxe und Behandlung von Malaria sowie zur Therapiebestimmter Autoimmunkrankheiten (z. B. Rheumatoider Arthritis, systemischer Lupus erythematodes) zugelassen. 

Um schwer an CoViD-19 erkrankten Patienten helfen zu können und die Pandemie zu bekämpfen, wurden sie nun versuchsweise zunehmend in unterschiedlichen Ländern als Medikamente gegen das Corona-Virus verwendet.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) schließt sich den mittlerweile weltweit ausgesprochenen Warnungen an. Chloroquin und Hydroxychloroquin sollten daher nur im Rahmen klinischer Studien angewendet werden. Keinesfalls sollte eine Einnahme ohne Verschreibung und ohne ärztliche Aufsicht stattfinden.

Das Medikament kann eine Vielzahl von Nebenwirkungen auslösen:

  • Herzrhythmusstörungen
  • QT-Intervall-Verlängerungen (Gefahr ungeordneter Herzaktionen, die tödlich enden können)
  • Herzmuskelerkrankung (Kardiomyopathie) 
  • Störungen der Leber- und Nierenfunktion
  • Nervenzellschäden (mit der Folge von epileptischen Anfällen)
  • Unterzuckerung
  • Angstreaktionen
  • Psychosen

 

Das Risiko schwerer Nebenwirkungen steigt insbesonderer bei einer hohen Dosierung an. 

Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Patienten gleichzeitig mit dem Medikament Azithromycin behandelt wurden. Azithromycin ist ein sogenanntes Makrolid-Antibiotikum, das unter anderem bei bakteriellen Erkrankungen der Atemwege eingesetzt wird – somit auch bei CoViD-19 infizierten Patienten, die zusätzlich zur Virusinfektion eine bakterielle Besiedelung der Lunge erlitten haben oder um einer solchen bakteriellen Superinfektion vorzubeugen. Auch die Makrolid-Antibiotika können als schwerwiegende Nebenwirkung zu einer Verlängerung des QT-Intervalls führen, was in Kombination mit Chloroquin oder Hydroxychloroquin zur Verstärkung dieses Effekts im Sinne einer Wechselwirkung und damit zu lebensbedrohlichen  Herzrhythmusstörungen  führen kann. 

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Ihre Mitarbeit ist wichtig! Selbst Jahre nach der Zulassung sind längst nicht alle Nebenwirkungen bekannt. Wann immer Sie den Verdacht haben, an Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen unter der Einnahme von Medikamenten aller Art zu leiden, sollten Sie diese umgehend melden. Oftmals reichen wenige Meldungen aus, um die Öffentlichkeit über schwere Vorkommnisse zu informieren und Beipackzettel zukünftig zu aktualisieren, wie etwa die Rote-Hand-Briefe wirkungsvoll zeigen.

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