Corona-Virus: Gehöre ich zu den Risikogruppen?

Viele Menschen sind in dieser Zeit äußerst besorgt. Besonderen Grund zur Sorge haben aber vor allem diejenigen, die laut Robert-Koch-Institut (RKI) einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind, sich mit dem Corona-Virus zu infizieren und / oder nach der Ansteckung  einen schweren CoViD-19-Krankheitsverlauf zu entwickeln. In diesem Artikel informieren wir Sie, wer als Risikopatient einzustufen ist und warum.

Wer gehört zur Risikogruppe?

Risikopatienten sind vor allem ältere Menschen, Menschen mit Vorerkrankungen und solche mit  unterdrücktem Immunsystem (sei es durch eine Erkrankung, die mit einer Immunschwäche einhergeht oder aufgrund der Einnahme von Medikamenten, die das Immunsystem unterdrücken). Diesen Risikogruppen ist eine geschwächte Abwehr gemeinsam, was sie im Vergleich zu jüngeren, primär gesunden Menschen anfälliger für Infektionen mit Krankheitserregern jeder Art macht und im Falle einer Infektion zusätzlich zu schwereren Krankheitsverläufen führt. Beim Zusammentreffen mehrerer dieser Faktoren ist das Risiko eines schweren, auch lebensbedrohlichen oder sogar tödlichen Krankheitsverlaufs noch deutlich höher.

Unser Immunsystem funktioniert wie eine Art Schutzschild, das ein Eindringen von Krankheitserregern verhindert. 

Patienten ab 50 bis 60 Jahren

Je älter ein Patient ist, desto höher ist auch das Risiko, dass eine Erkrankung einen schweren Verlauf nimmt. Das gilt nicht erst für Erkrankungen durch das Corona-Virus SARS-CoV-2, sondern beispielsweise auch für die Grippe. 

Das RKI schätzt, dass das Risiko eines schweren CoViD-19-Verlaufs ab einem Alter von 50 bis 60 Jahren stetig ansteigt. Das Immunsystem reagiert bei älteren Menschen zunehmend weniger schlagkräftig. Wichtig zu wissen ist auch, dass im Alter unspezifische Krankheitssymptome wie Fieber und Husten weniger ausgeprägt sein oder auch gänzlich fehlen können. Dadurch gehen Betroffene aber auch erst später zum Arzt.

Patienten mit Erkrankungen der Atemwege (z.B. Asthma, COPD, Lungenfibrose) sowie Raucher

Menschen, die von CoViD-19 bisher besonders stark betroffen waren, hatten vorbestehende Lungenerkrankungen. Da sich das Corona-Virus vornehmlich in den Atemwegen vermehrt und aggressiv das Lungengewebe angreift, haben diese Viren bei chronisch Lungenerkrankten besonders leichtes Spiel. Die durch die Vorerkrankung bereits vorhandene Kurzatmigkeit oder Luftnot wird durch CoViD-19 noch verstärkt, weil durch die akute Entzündung der Gasaustausch zwischen den feinen Lungenbläschen (Alveolen) und dem sie umspülenden Blutstrom nur noch unzureichend, im schlimmsten Fall gar nicht mehr stattfindet. Die Patienten atmen zwar ein, sie steigern reflektorisch die Anzahl der Atemzüge pro Minute, aber der Sauerstoff gelangt nicht ins Blut, so dass lebenswichtige Organe wie das Gehirn, der Herzmuskel oder die Nieren nicht mehr richtig mit Sauerstoff versorgt werden können und schließlich ihre Funktion einstellen.

Patienten mit Atemwegserkrankungen sollten daher die Hygienemaßnahmen besonders streng befolgen und auch bei Besorgungen des täglichen Bedarfs (z. B. im Supermarkt) den Sicherheitsabstand von mindestens 1,5 Metern einhalten, sich von kranken Menschen grundsätzlich fern halten. Patienten mit ausgeprägten vorbestehenden Atemwegserkrankungen sollten ganz zu Hause bleiben und sich von freundlichen Nachbarn oder Helfern die Einkäufe abnehmen lassen.

Auch Raucher, und hier auch jüngere Menschen unter 50 Jahren, scheinen einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf einer CoViD-19-Infektion ausgesetzt zu sein, da bei ihnen durch die chronische Inhalation von Teerpartikeln und anderen Schadstoffen mit dem Zigarettenrauch von einer bestehenden Vorschädigung des Bronchialsystems auszugehen ist.  

Für viele Asthmatiker und COPD-Patienten stellt sich in diesem Zusammenhang auch die Frage, ob sie nicht nur zur Risikogruppe der Atemwegsvorgeschädigten, sondern durch die Inhalation von Kortison-haltigen Sprays zusätzlich auch zu den besonders infektanfälligen Menschen mit unterdrückter Immunabwehr gehören. 

Nach einer aktuellen Stellungnahme der Berufsverbände der Lungenfach- und Kinderärzte wirkt die Inhalation von Kortison-haltigen Asthmasprays nicht immunsuppressiv. Sie ist ganz im Gegenteil eine unverzichtbare Behandlung und die wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung einer Verschlimmerung der Beschwerden. Keinesfalls sollten Asthmatiker aus Angst vor einer Corona-Virus-Infektion oder bei jetzt auftretenden Atemwegsinfekten auf ihre inhalativen Medikamente verzichten. Gleiches gilt sogar für die Kurzzeittherapie mit Kortison in Tablettenform bei akuten Verschlechterungen.

Herz-Kreislauf-Patienten

Generell stellen Infektionen eine zusätzliche Belastung für den Körper dar, die ein geschwächtes Herz überfordern können. Laut aktuellsten Einschätzungen, die auf Fallberichten aus China beruhen, ist eine Ansteckung mit dem Corona-Virus insbesondere für ältere Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit einem hohen Risiko für Komplikationen und Sterblichkeit verbunden. Aus früheren Epidemien mit dem verwandten SARS- und MERS-Virus kann darauf geschlossen werden, dass auch eine virusbedingte Herzbeteiligung (Entzündung der Herzinnenhaut = Endokarditis, des Herzmuskels = Myokarditis, der Herzbeutels = Perikarditis) auftreten kann. Besonders tückisch ist CoViD-19 für Patienten, die als Folge ihrer Herzerkrankung  eine Funktionseinschränkung der Atemwege haben (z. B. Blutstauung im Lungenkreislauf).

Diabetiker

Bei Diabetikern kann keine pauschale Aussage getroffen werden. Sie können, müssen aber nicht Risikopatient sein. Entscheidend ist hier, ob Begleiterkrankungen vorliegen – beispielsweise Herz-Kreislauf-Probleme oder Organschäden (z.B. Nierenfunktionsstörungen) Auch hieraus kann ein geschwächtes Immunsystem resultieren, das ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf nach sich zieht.

Der beste Schutz vor Komplikationen für Diabetiker besteht neben den für jedermann empfohlenen Hygienemaßnahmen in einer guten Einstellung des Blutzuckers. Ein zu hoher Blutzuckerspiegel stresst den Körper; er mindert die körpereigene Abwehr und führt dann dazu, dass die Wahrscheinlichkeit einer Infektion steigt – bei Diabetikern mit zusätzlichen Vorschädigungen auch mit der Gefahr eines schweren Verlaufs.

Krebspatienten

Auch Krebspatienten gehören zu der besonders gefährdeten Patientengruppe. Grund hierfür ist ebenfalls, dass durch die bösartige Krankheit selbst und durch ihre aggressive Behandlung (z. B. durch Chemotherapie oder Strahlentherapie) die Abwehrkräfte des Immunsystems stark beeinträchtigt sind. Klinische Erfahrungen mit gesicherten Erkenntnissen liegen derzeit noch nicht vor. Auch ist die individuelle Situation eines jeden Krebspatienten unterschiedlich. 

Ob es ratsam sein könnte, während der Corona-Krise eine Krebstherapie zu verschieben, sollten Sie individuell mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen. 

Immungeschwächte Patienten 

Patienten mit Autoimmunerkrankungen wie Rheuma, Schuppenflechte, entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa bekommen in der Regel dauerhaft Medikamente, die ihr fehlerhaft übersteigertes Immunsystem unterdrücken (wie z.B. höher-dosiertes Kortison, Methotrexat = MTX, Ciclosporin oder neuartige Immunmodulatoren). Dadurch sind sie anfälliger, sich mit dem Corona-Virus zu infizieren. 

Das gleiche gilt für Patienten nach einer Organtransplantation, die mit Medikamenten behandelt werden, die das eigene Immunsystem außer Kraft setzen, um die Abstoßung des fremden transplantierten Organs zu verhindern. .

Außerdem gehören zu dieser Risikogruppe alle Menschen mit einer angeborenen oder erworbenen Immunschwäche wie Patienten mit einem Antikörpermangelsyndrom oder mit HIV/AIDS.

Was sollen Risikopatienten tun?

Wenn Sie zur Gruppe der Risikopatienten gehören, sollten Sie neben den allen empfohlenen Hygienemaßnahmen das Gebot des Abstand-Haltens besonders beherzigen und sich in eine selbst-auferlegte Quarantäne begeben.  Meiden Sie soziale Kontakte, um das Risiko der Ansteckung so klein wie nur möglich zu halten. 

  1. Halten Sie die für alle empfohlenen Hygienemaßnahmen besonders strikt und konsequent ein. Dies gilt allen voran für Patienten, deren Immunsystem durch Krankheit oder medikamentös unterdrückt ist. 
  2. Suchen Sie sich Hilfe bei Nachbarn, die Ihnen  das Einkaufen abnehmen. Alternativ können Sie den Lieferservice nutzen, den mittlerweile viele Supermärkte anbieten.
  3. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, welche Medikamente Sie bevorraten sollen.
  4. Wenn Ihnen aufgrund der Quarantäne-Situation die Decke buchstäblich auf den Kopf fällt und Sie unter dem Alleinsein leiden, wenden Sie sich an telefonische Hilfsangebote wie die Telefonseelsorge.
  5. Bitten Sie Freunde und Bekannte, von Besuchen abzusehen – Ihrer Gesundheit zuliebe. Aber nutzen Sie Kommunikationsmittel wie Telefon oder Skype, um sozialer Vereinsamung entgegen zu wirken.
  6. Bei Verdacht auf Erkrankungen aller Art – ob Erkältung, Influenza oder CoViD-19 – rufen Sie zunächst bei Ihrem Arzt erst an und setzen Sie sich nicht in die Praxis.
  7. Grippeschutzimpfung: Besonders Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten den üblichen Impfempfehlungen (Grippe- und Pneumokokkenimpfung) folgen, um etwa eine Doppelinfektion von Influenza und Covid-19 oder einer anderen Lungenkrankheit zu vermeiden. Achtung: Besteht jedoch – beispielsweise aufgrund von Erkrankungsfällen im eigenen Umfeld – die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung am Coronavirus, sollte man sich nicht impfen lassen.

Häufige Fragen anderer Patientengruppen

Ich bin Allergiker. Was ist mit mir?

Personen mit saisonalem Heuschnupfen oder mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten müssen sich keine Sorgen machen! Pollen- oder Nahrungsmittelallergiker reagieren zwar sehr stark auf spezielle Allergene, aber es liegt hier keine gestörte Kompetenz des Immunsystems vor. Ihre Abwehr gegen Krankheitskeime wie Bakterien und Viren funktioniert ganz normal – wie bei einem Nicht-Allergiker. 

Personen, die gerade eine Immuntherapie (Hyposensibilisierung) mit Spritzen durchführen, können diese Therapie weiterführen, sofern sie sich nicht anderen Risiken (z. B. Sitzen in einem Wartezimmer mit erkrankten Menschen) aussetzen.

Ich bin schwanger. Gibt es Grund zur Sorge?

Sowohl Schwangere als auch Kinder haben nach bisherigen Erkenntnissen kein erhöhtes Ansteckungsrisiko oder für einen schweren Krankheitsverlauf. Trotzdem sollten Sie alle empfohlenen Vorsichtsmaßnahmen konsequent beachten, denn Sie tragen jetzt Verantwortung für Zwei! 

Ich bin Schilddrüsenpatient. Was muss ich beachten?

Wenn Sie an einer Störung der Schilddrüsenfunktion (Unterfunktion = Hypothyreose, Überfunktion = Hyperthyreose) leiden, werden Ihre Werte (TSH- und T3/T4-Werte) mit großer Wahrscheinlichkeit bereits regelmäßig überwacht. Sie erhalten entsprechende Medikamente (Schilddrüsenhormon L-Thyroxin oder ein Medikament zur Eindämmung der Überfunktion). Wenn Ihre Werte damit gut eingestellt sind, ist Ihr Stoffwechsel ausgeglichen und Sie befinden sich nicht in einer körperlichen Stress-Situation, die eine erhöhte Ansteckungsgefahr mit kursierenden Erregern mit sich bringen könnte. 

Patienten mit Schilddrüsenüberfunktion, die mit dem Wirkstoff Carbimazol (z.B. Favistan) behandelt werden, sollten – unabhängig von der Corona-Infektionsgefahr – regelmäßig die Anzahl ihrer weißen Blutkörperchen (Leukozyten) kontrollieren lassen, da Carbimazol zu deren Verminderung führen kann (eine bekannte Nebenwirkung). Ist die Anzahl der weißen Blutkörperchen (insbesondere der sogenannten Granulozyten) sehr stark vermindert, spricht man von Agranulozytose. Dann besteht ein sehr bedrohliches Infektionsrisiko. Bei Anzeichen wie grippeähnlichen Symptomen (Fieber, Halsschmerzen), aber auch Zahnfleisch- und Mundschleimhautentzündungen müssen Sie umgehend einen Arzt aufsuchen.

Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis leiden nach einer anfänglichen Schilddrüsenüberfunktion während der akuten Entzündungsphase in der Regel an einer chronischen Schilddrüsenunterfunktion. Bei der Hashimoto-Thyreoiditis handelt es sich um eine erworbene Autoimmunerkrankung, die aber nur im Ausnahmefall mit Kortison-haltigen Medikamenten zur Unterdrückung der akuten Immunreaktion behandelt wird. Üblicherweise erhalten Patienten nur ein Schilddrüsenhormon-Ersatzpräparat zum Ausgleich der Unterfunktion.

Doch sollten sich Hashimoto-Patienten aufgrund ihrer Autoimmunerkrankung besonders bewusst und konsequent an die allgemein empfohlenen Hygiene- und Schutzmaßnahmen halten. Über eine gesteigerte Infektanfälligkeit von Hashimoto-Patienten oder ein erhöhtes Risiko eines schwereren CoViD-19-Verlaufs liegen derzeit noch keine Erkenntnisse vor. 

Besonders wichtig: Setzen Sie Ihre Medikamente niemals eigenmächtig ab!

Sollten Sie sich Sorgen wegen Ihrer verordneten Medikation und deren Auswirkung auf Ihr Immunsystem machen, sprechen Sie telefonisch mit Ihrem Arzt oder Apotheker. In der Regel sind solche Bedenken absolut unbegründet. Setzen Sie auf keinen Fall verordnete Medikamente eigenmächtig ab. Verändern Sie auch nicht ohne Rücksprache deren Dosierung (weder nach unten noch nach oben!).

Gerade wenn Sie an einer chronischen Erkrankung leiden, ist es jetzt umso wichtiger, dass Sie Ihre Medikamente regelmäßig einnehmen, damit Ihre Erkrankung sich nicht verschlechtert und Sie womöglich dadurch zum Risikopatienten werden. 

Melden Sie Ihre Nebenwirkungen!

Ihre Mitarbeit ist wichtig! Selbst Jahre nach der Zulassung sind längst nicht alle Nebenwirkungen bekannt. Wann immer Sie den Verdacht haben, an Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen unter der Einnahme von montelukast-haltigen Präparaten oder anderen Medikamenten zu leiden, sollten Sie diese umgehend melden. Oftmals reichen wenige Meldungen aus, um die Öffentlichkeit über schwere Vorkommnisse zu informieren und Beipackzettel zukünftig zu aktualisieren, wie etwa die Rote-Hand-Briefe wirkungsvoll zeigen.

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