Diätmittel: Einfach einnehmen und abnehmen?

Diätmittel und Diätpillen locken mit dem Versprechen auf einfache Abnehmerfolge. Kaum einer denkt dabei an mögliche Nebenwirkungen.

Abnehmprodukte: Große Vielfalt im Regal

In den Apotheken-Regalen findet man verschiedene Angebote. Zum einen gibt es als Diätmittel die Fettbinder und Kohlenhydratblocker, die im Darm auf die Aufnahme der jeweiligen Stoffe einwirken und sie teilweise unterbinden. Dann gibt es die sogenannten Appetitzügler, welche das Hungergefühl unterdrücken. Die dritte Variante ist das Quellmittel. Diese Präparate quellen im Magen auf und sorgen für ein schnelleres und länger anhaltendes Sättigungsgefühl. Immer beliebter werden auch sogenannte Formuladiäten, die im Fernsehen häufig in Form von Shakes beworben werden. Nebenwirkungen sind bei allen drei Wirkprinzipien möglich – und auch häufiger, als man denkt.

Übersicht: Das sind die beliebtesten Diätmittel

Fettblocker bzw. Fettbinder und Kohlenhydratblocker (z. B. Formoline L112, Liporgan)

Hierunter versteht man all jene Mittel, die dafür sorgen, dass ein Teil der in der verzehrten Nahrung enthaltenen Fette bzw. Kohlenhydrate nicht resorbiert, sondern ungenutzt wieder ausgeschieden wird.
Fett- bzw. Kohlenhydrateblocker greifen nach der Einnahme als Tabletten in die Körperchemie ein. In Fettbindern sind die Stoffe Chitosan oder Orlistat enthalten. Sie blockieren das Enzym Lipase, das für die Fettverdauung zuständig ist. Das Geheimnis der Kohlenhydratblocker ist Phaseolin, das als Enzym die Aufspaltung derKohlehydratmoleküle hemmt. Das Wirkprinzip ist bei beiden gleich: Die Spaltung der Fette bzw. Kohlenhydrate im Magen-Darm-Trakt wird vermindert. Da aber nur aufgespaltene Fette und Kohlenhydrate, also kleine Bestandteile durch die Darmwand in den Blutstrom gelangen können, werden die nicht gespaltenen großen Bestandteile unverdaut ausgeschieden und damit auch weniger Kalorien aufgenommen.
Klinische Studien verzeichnen bei krankhaft Übergewichtigen hinsichtlich der Gewichtsreduktion gute Erfolge – aber das nicht nebenwirkungsfrei.

Als häufige Nebenwirkung tritt bei Fettblockern typischerweise der sogenannte Fettstuhl auf, der oftmals von massiven Bauchschmerzen oder Schmerzen im Enddarm begleitet wird. Auch Durchfall kann zu den unerwünschten Nebenwirkungen gehören. Ebenfalls wird von den Anwendern über Kopfschmerzen, Zyklusstörungen und einen niedrigen Blutzuckerspiegel geklagt.
Allergiker gegenüber Meeresfrüchten (Weich-, Schalen-, Krustentiere) sollten darüber hinaus wissen, dass Chitosan aus Schalentieren gewonnen wird, und diese Präparate meiden, um einer allergischen Reaktion vorzubeugen.
Und Vorsicht: Nimmt man die Pille ein, so kann diese durch die Einnahme von Fettblockern an Wirksamkeit verlieren. Insbesondere bei massiven Durchfällen unter der Einnahme von Fettblockern sollten zusätzliche empfängnisverhütende Maßnahmen (z.B. alle Barrieremethoden) praktiziert werden. Aber auch die Wirkung anderer Medikamente kann beeinträchtigt sein: Blutgerinnungshemmer, Medikamente gegen Epilepsie, Schilddrüsenhormonpräparate, Medikamente zur Behandlung von HIV-Infektion (sog. retrovirale Substanzen) und von Herzrhythmusstörungen (Amiodaron); und es können Vitaminmangelerscheinungen auftreten durch die verminderte Aufnahme der fettlöslichen Vitamine A, D, E und K.

Appetitzügler (z. B. Reductil, Adipex, Bontril)

Appetitzügler sind mit besonderer Vorsicht zu genießen, denn bei ihnen handelt es sich um Psychopharmaka! Obwohl die Wirkungsweise dieser Mittel sehr einfach ist – denn sie vermindern das Hungergefühl mit der Folge, dass man weniger isst – riskieren Anwender aber nicht selten ihre Gesundheit, denn Appetitzügler werden vor allem aufgrund ihrer Nebenwirkungen kritisiert: Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass es bei den meisten Anwendern zu Nebenwirkungen wie Bluthochdruck, einer Steigerung der Herzfrequenz, Nervosität und Schlafstörungen kommt. Personen können außerdem schnell in eine Abhängigkeit geraten. Zudem haben derartige Medikamente aufgrund ihrer aufputschenden Wirkung ein Sucht- und Abhängigkeitspotential und können als Droge missbraucht werden.
Appetitzügler sind aus den dargelegten Gründen verschreibungspflichtig und sollten nur unter medizinischer Kontrolle Anwendung finden.

Quellmittel (z. B. BioNorm, Matricur)

Sogenannte Quellmittel bestehen aus Stoffen wie Cellulose, Kollagen und Alginaten sowie anderen Füllstoffen. Wie der Name schon sagt, quellen sie im Magen auf und erzeugen dadurch ein künstliches Sättigungsgefühl.
Im Vergleich zu den übrigen Abnehmpillen sind hier weniger Nebenwirkungen möglich, da diese nicht in den Stoffwechsel eingreifen. Doch auch bei deren Einnahme kann es zu Verdauungsproblemen wie Blähungen und Verstopfung, aber auch Durchfall kommen.

Formuladiäten (z. B. Almased, Slim-Fast)

Hierbei handelt es sich um die im Fernsehen häufig beworbenen Shakes. Sie werden aus einem industriellen Nährstoffgemisch mit Wasser oder Milch zu Drinks oder Suppen gemixt, um dann einzelne Mahlzeiten zu ersetzen. Solche Mahlzeiten dürfen nicht mehr als 400 kcal pro Mahlzeit bzw. 1200 kcal pro Tag liefern. Damit einem Nährstoffmangel vorgebeugt werden kann, müssen lebensnotwendige Nährstoffe wie Eiweiß, Vitamine und Mineralstoffe in ausreichender Menge enthalten sein.
Doch selbst wenn das zunächst einmal sehr positiv klingt, sind auch hier Nebenwirkungen möglich: Zu ihnen gehören Durchfall oder Verstopfung, Magenschmerzen, Blähungen sowie Müdigkeit und Konzentrationsschwäche. Ursachen für Letzteres können die niedrige Kalorienzufuhr und der Mangel an Ballaststoffen sein.

(K)eine Alternative?

Abnehmmittel sollten, wenn überhaupt, nur unter ärztlicher Begleitung unterstützend genutzt werden, wenn ein starkes Übergewicht vorliegt. Um lediglich ein paar Pfunde loszuwerden, sollte nicht auf Diätmittel zurückgreifen.
Wer wirklich abnehmen möchte, sollte gesund zum Idealgewicht gelangen – und das funktioniert am Besten mit einer gesunden Ernährung und etwas Sport. Ein nachhaltiger Abnehmerfolg mit Diätmitteln bleibt in der Regel aus, da man sich nur auf die kleinen Pillen verlässt, aber nicht lernt, die Essgewohnheiten grundsätzlich umzustellen. Genau das ist jedoch ausschlaggebend, um einen Jojo-Effekt tatsächlich zu vermeiden und sein Wunschgewicht auch zu halten.

Melden Sie Ihre Nebenwirkungen!

Ihre Mitarbeit ist wichtig! Wann immer Sie den Verdacht haben, an Nebenwirkungen unter der Einnahme von Abnehmmitteln oder anderen Medikamenten zu leiden, sollten Sie Ihre Nebenwirkungen umgehend melden. Oftmals reichen wenige Meldungen aus, um die Öffentlichkeit über schwere Vorkommnisse zu informieren und Beipackzettel zukünftig zu aktualisieren, wie etwa die Rote-Hand-Briefe wirkungsvoll zeigen.

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