Rote-Hand-Briefe – was ist das eigentlich?
Mit den sogenannten ”Rote-Hand-Briefen” informieren die Pharmahersteller medizinische Fachkreise, d.h. Ärzte und Apotheker, über neu entdeckte Arzneimittelrisiken, wie etwa über Erkenntnisse zu neuen Neben- und Wechselwirkungen sowie fehlerhaften Produkten, die die Sicherheit eines Arzneimittels betreffen. In unserer neuen Rubrik fassen wir für Sie die primär an Fachkreise gerichteten Rote-Hand-Briefe einfach und kompakt zusammen. So sind Sie als Patient immer bestens über neue sicherheitsrelevante Ereignisse informiert, die die Einnahme von Medikamenten betreffen.
Liebe Patientin, lieber Patient,
lesen Sie hier unsere “patientenfreundliche” Fassung des Rote-Hand-Briefs vom 09. Dezember 2019 zu Emerade 150/300/500 Mikrogramm Injektionslösung im Fertigpen. Die Hersteller Pharma Swiss und die deutschen Mitvertreiber Gerhard Mann chem.-pharm. Fabrik (Mutterkonzern Bausch & Lomb) informieren nun über die Ergebnisse der Untersuchungen zur Fehlersuche.
Worum geht es?
Im Oktober 2019 berichteten die Hersteller über vermehrte Meldungen, dass es bei einigen Fertigpens zu initialen Aktivierungsfehlern kommen kann. Das bedeutet, dass die Injektionsnadel bei normaler Auslösekraft nicht aus der Sicherheitsvorrichtung gelöst und das enthaltene Adrenalin (Epinephrin) somit nicht verabreicht werden kann.
Laut Untersuchungen des Unternehmens war hierfür eine fehlerhafte Komponente des Emerade Fertigpens verantwortlich. Es besteht zudem eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass der Fertigpen nicht aktiviert werden kann, wenn er zuvor Temperaturen über 25°C ausgesetzt war.
Emerade lässt sich nicht aktivieren? Das sollten Sie tun:
Ärzte und Apotheker werden gebeten, Patienten über die korrekten Lagerungsbedingungen des Medikaments zu informieren. Die Emerade Fertigpens dürfen gemäß Hersteller keinen Temperaturen über 25°C ausgesetzt werden, weil sich dadurch das Risiko des Aktivierungsfehlers erhöht.
Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Ihr Fertigpen zu jeder Zeit richtig gelagert wurde, sollten Sie Ihren Arzt um eine Neuverordnung bitten. Der Austausch erfolgt dann gegen einen Adrenalin-Autoinjektor eines anderen Herstellers. Bis zur vollständigen Lösung des Problems werden keine weiteren Emerade Fertigpens hergestellt. Die Wiederaufnahme des Vertriebs von Emerade Fertigpens ist voraussichtlich im 2. Quartal 2020 geplant.
Entsorgen Sie den Emerade Fertigpen allerdings erst dann, wenn Sie neue Pens erhalten haben.
Fertigpens, die unter 25°C gelagert wurden, können bis zu ihrem Verfallsdatum verwendet werden.
Auch bei ordnungsgemäßer Lagerung wird weiterhin empfohlen, zwei Fertigpens für den Notfall bei sich zu tragen. Falls der erste Fertigpen nicht sofort ausgelöst werden kann, sollte ein zweiter Versuch mit erhöhter Kraft unternommen werden. Wenn der erste Fertigpen auch dann nicht auslöst, sollte umgehend der zweite Fertigpen zur Anwendung kommen.
Ihre Mitarbeit ist wichtig!
Mit der Bereitstellung der Roten-Hand-Briefe in einer patienten-freundlichen Sprache wollen wir Ihre Wahrnehmungsfähigkeit von Nebenwirkungen entwickeln und stärken! Rote-Hand-Briefe zeigen wirkungsvoll, wie wichtig die kontinuierliche Überwachung der Medikamente und die Anpassung der Produktinformationen an neue Erkenntnisse aus Studien sowie Nebenwirkungsmeldungen ist.
Die Aktualisierung der Packungsbeilagen trägt dazu bei, dass jedem Patienten die bestmögliche Behandlung sowohl im Hinblick auf deren Wirksamkeit als auch Verträglichkeit angeboten werden kann. Je mehr Informationen auch Sie über Ihre Erfahrungen mit den von Ihnen eingenommenen Medikamenten zur Verfügung stellen, desto besser kann das Risiko eingegrenzt und vorgebeugt werden, dass andere Patienten diese Nebenwirkungen ebenfalls erleiden müssen.
Achten Sie deshalb auf körperliche oder psychische Veränderungen während der Medikamenteneinnahme und auch nach deren Ende. Niemand kann das besser beurteilen als Sie selbst, denn Ihren Körper kennen Sie am besten. Ihre Gesundheit und die Gesellschaft werden es Ihnen danken!
Deshalb: Melden Sie Ihre Nebenwirkung!
Beobachten Sie Nebenwirkungen – egal welcher Art – unter der Behandlung mit Emerade Injektionslösung im Fertigpen (Epinephrin) oder auch mit anderen Medikamenten, sollten Sie Ihre unerwünschte Arzneimittelwirkung umgehend melden. Oftmals reichen wenige Meldungen aus, um die Öffentlichkeit über schwere Vorkommnisse zu informieren und Beipackzettel zu aktualisieren. Unser Meldeservice bietet Ihnen hierfür die einfache und schnelle Möglichkeit, Nebenwirkungen zu melden, ohne dabei Ihre Identität preiszugeben. Zudem können Sie Ihren Arzt oder Apotheker in die Meldung einbinden. Mit jeder Meldung tragen Sie aktiv zur Verbesserung der Arzneimittelsicherheit bei, indem eine bessere Informationsbasis für die zukünftige Verordnung von Arzneimitteln geschaffen wird.