Feuer in Brust und Bauch: Sodbrennen (Stiller Reflux)

Hierzulande leiden rund 20 Millionen Menschen an Sodbrennen. Der brennende Scherz tritt häufig nach dem Essen auf und hindert Betroffene nachts am Schlafen. Welche Ursachen dahinter stecken und wie Sie dem Feuer den Garaus machen, lesen Sie hier.

Symptome und Ursachen für Ihr Leiden

Grund für die brennenden Beschwerden ist der saure Mageninhalt, der den Schließmuskel am Mageneingang überwindet, in die Speiseröhre (Ösophagus) zurückfließt und dort die empfindliche Schleimhaut reizt. Im Extremfall kann der saure Mageninhalt sogar bis in den Rachen gelangen. Dann treten Reizungen der Schleimhäute in den Atemwegen auf und können zu Atembeschwerden führen.

Häufig ist Sodbrennen von weiteren Symptomen begleitet:

  • Saures Aufstoßen
  • Beschwerden beim Schlucken
  • Durch Säure angegriffener Zahnschmelz
  • Magendruck und/oder Magenschmerzen
  • Unangenehmer Geschmack im Mund
  • Mundgeruch
  • Reizhusten und/oder Heiserkeit

Auf die Frage, wie Sodbrennen entsteht, gibt es verschiedene Antwortmöglichkeiten.

Ursache allen Übels ist die Magensäure

Die Aufgabe der Magensäure ist die Verdauung der aufgenommen Speise. Zudem tötet sie möglicherweise in der Nahrung enthaltene Krankheitserreger ab. Und sie ist die Ursache von Sodbrennen – wenn sie in die Speiseröhre gelangt. Zu viel Magensäure (Überproduktion, z.B. beim Zollinger-Ellison-Syndrom), aber auch zu wenig Magensäure (Unterproduktion) kann zu Beschwerden führen.

Wie gelangt die Magensäure in die Speiseröhre?

Dafür gibt es verschiedene Ursachen:

Ein schwacher Schließmuskel

Die Speiseröhre (Ösophagus) ist ein hohler Schlauch, der vom Rachen bis zum Magen führt. Zwischen dem unteren Ende der Speiseröhre und dem Mageneingang befindet sich ein ringförmiger Schließmuskel, der meist als unterer Schließmuskel der Speiseröhre, bisweilen aber auch als oberer Schließmuskel des Magens (“Kardía”) bezeichnet wird. Dieser Schließmuskel sorgt dafür, dass Nahrung und Magensäure aus dem Magen nicht wieder in die Speiseröhre zurückfließen. Ein schwacher Schließmuskel verfehlt seine Aufgabe, dies zu verhindern.

Reizstoffe (Nikotin, Kaffee, Alkohol) und Stress

Bestimmte chemische Stoffe können die Spannung des eigentlich funktionstüchtigen Schließmuskels mindern und so ebenfalls einen Rückfluss (Reflux) mit Sodbrennen hervorrufen. Einige Genussmittel wie Tabak, Kaffee und Alkohol steigern zusätzlich die Produktion von Magensäure, was im Falle des Rückflusses die Aggressivität des sauren Speisebreis noch erhöht. Arzneimittel, die sich negativ auf die Funktion des Schließmuskels auswirken, sind beispielsweise Allergie-Mittel (Antihistaminika) und manche Antidepressiva, eine bestimmte Art Blutdrucksenker (Kalziumkanalblocker) sowie Mittel zur Erweiterung von Blutgefäßen, z.B. bei engen Herzkranzgefäßen (Nitrate).
Auch Stress kann auf den Magen schlagen – viele haben diese unschöne Erfahrung vielleicht schon am eigenen Leib gemacht. Dann schüttet der Körper die sogenannten Stresshormone aus (Adrenalin und Cortisol), die denso den Herzschlag beschleunigen, die Verdauung aber verlangsamen. Der Magen bewegt sich weniger, der saure Speisebrei verweilt dort länger und kann durch die zunehmende Füllung des Magens zurück in die Speiseröhre gedrückt werden. Ebenso kann eine verzögerte Magenentleerung (z. B. bei Diabetes oder aufgrund der Anwendung von sehr starken Schmerzmitteln) den Reflux verschlimmern.

Organische Ursachen

Auch Zwerchfellbrüche, die bei älteren Menschen häufiger auftreten, eine anhaltende Verkrampfung des unteren Schließmuskels der Speiseröhre (Achalasie), gutartige oder bösartige Geschwülste/Tumore und eine enge, durch andere krankhafte Einflüsse veränderte Speiseröhre können das Auftreten von Sodbrennen begünstigen.
Ebenso sind Bewegungsstörungen des Magens (Motilitätsstörungen) als Auslöser möglich. Dies bedeutet, dass die Magenmuskulatur zu langsam arbeitet. Dadurch verweilt der Speisebrei länger als gewöhnlich im Magen. Der Magen füllt sich bis zum Eingang und drückt nach oben, sodass der saure Inhalt leicht wieder zurück in die Speiseröhre gelangt.
Übergewicht kann ebenfalls das Risiko für Sodbrennen erhöhen, da das übermäßige Fettpolster im Bauchbereich durch sein Volumen und Gewicht auf den Magen drückt. Dadurch kann sich ungewollt der Schließmuskel öffnen und der saure Mageninhalt zurückfließen.

Schwangerschaft

Auch Schwangere klagen häufig über Sodbrennen. Zum einen führen die Schwangerschaftshormone zu einer leichten Erschlaffung des Schließmuskels, zum anderen drückt die wachsende Gebärmutter von unten auf den Magen und schiebt den sauren Speisebrei nach oben in Richtung Speiseröhre.

Sodbrennen: Indiz für eine Refluxkrankheit?

Von einer Refluxkrankheit (gastro-ösophageale Refluxerkrankung, abgekürzt in Englisch: GERD = gastroesophageal reflux disease) spricht man, wenn das Sodbrennen ein regelmäßiger Begleiter ist und so die Lebensqualität einschränkt.
“Gastro-ösophageal” bedeutet, dass der Magen (griechisch “gastér”) und auch die Speiseröhre (Oesophagus) betroffen sind. Durch die zurückfließende Magensäure bzw. den sauren Speisebrei kann sich die Schleimhaut der Speiseröhre, die durch die Säure regelrecht verätzt wird, entzünden. Es empfiehlt sich ein Arztbesuch, um die Behandlungsmöglichkeiten zu besprechen.

Eine Refluxkrankheit bleibt meist dauerhaft bestehen, kann aber in Schüben auftreten. Patienten haben also abwechselnd beschwerdefreie Phasen und Zeiten mit stärkerem Sodbrennen.
Das Zurückfließen von Säure in den unteren Abschnitt der Speiseröhre über eine längere Zeit kann zu Komplikationen führen:

Die Risiken von Reflux im Überblick

  • Krankhafte Veränderung (Metaplasie) der Zellen der Schleimhaut der Speiseröhre (Barrett-Ösophagus): Diese können bei 5 von 100 Patienten im Laufe der Jahre auftreten. Männer sind im Verhältnis 4 : 1 häufiger betroffen als Frauen. Das Risiko einer Entartung dieser veränderten Schleimhautzellen und der Entstehung von Speiseröhrenkrebs ist erhöht.
  • Entzündungsbedingte Schleimhautwunden (Erosionen und Ulzerationen): Die chronische Entzündanchmal gelangen kleinste Mengen von Mageninhalt in die Lunge, was zu Husten und/oder keuchendem Atem führt. Betroffene mit chronischem Sodbrennen entwickeln manchmal eine Schluckstörung (Dysphagie). Auf Dauer kann es zu entzündlichen Veränderungen im Kehlkopf, der Luftröhre oder den Bronchien kommen. Unter Umständen kann dies auch die Entstehung von Asthma begünstigen.

Eine Entzündung der Schleimhaut der Speiseröhre kann zu oberflächlichen Schleimhautwunden (Erosionen) und sogar zu tiefen, bis in die Muskelschicht reichenden Geschwüren (Ulzerationen) führen, die mithilfe der endoskopischen Spiegelung der Speiseröhre (in der Regel kombiniert mit einer Spiegelung des Magens und des Zwölffingerdarms: Ösophago-Gastro-Duodenoskopie) erkannt werden können. Blutungen aus dem verletzten Gewebe können zu Blutarmut (Anämie) führen. Sie werden durch den sogenannten Haemoccult-Test (Test auf verstecktes, mit bloßem Auge nicht sichtbares Blut im Stuhl) nachgewiesen oder zeigen sich bei größeren Blutverlusten aus der Speiseröhre mit dunkel- bis schwarz gefärbtem Stuhl.

  • Verengung der Speiseröhre (Striktur): Wenn neben der oberflächlichen Schleimhaut auch die darunter liegende Muskelschicht der Speiseröhre von den Entzündungen betroffen ist (z.B. bei Speiseröhrengeschwüren), kann es zu tiefen Narben mit Verengung (Striktur) der Speiseröhre kommen (wie nach einer chemischen Verätzung mit Säuren oder Laugen). Dabei geht auch die Funktion der Muskulatur verloren und die Nahrungsbestandteile können nicht mehr aktiv in den Magen befördert werden. Es kommt zum Druck hinter dem Brustbein mit Fremdkörpergefühl und Schluckbeschwerden.
  • Refluxassoziiertes Asthma, Bronchitis oder Laryngitis (Kehlkopfentzündung): Der Rückfluss des sauren Mageninhalts bis in den Rachen (Regurgitation) kann Halsschmerzen, Heiserkeit, Husten oder das Gefühl verursachen, einen Kloß im Hals zu haben (Globusgefühl).

Magensäureblocker (PPI) – die Erlösung?

Wenn sich nach einer ausführlichen Befragung des Patienten nach seiner Krankheitsvorgeschichte und seinen aktuellen Beschwerden (Anamnese) der Verdacht einer Refluxerkrankung ergeben hat, kann ein 2-wöchiger Test mit einem Magensäureblocker (PPI = Protonenpumpeninhibitor) zur Bestätigung durchgeführt werden.
Die Bildung von Magensäure wird durch die Einnahme dieser Tabletten vermindert. Das Brennen hinter dem Brustbein verschwindet daraufhin meist sehr schnell, was für Betroffene eine enorme Erleichterung bedeutet.

Aber stellt die Einnahme von PPI eine langfristige Lösung dar?
Experten warnen vor einem übermäßigen, unkritischen Gebrauch dieser Medikamente und insbesondere vor Schäden durch Langzeitanwendung (Link).

Bei der Refluxerkrankung hat sich die Einnahme von PPI als “Step-down-Therapie” bewährt. Dies bedeutet, dass mit einer hohen PPI-Dosis begonnen wird. Sobald die Symptome unter Kontrolle sind und sich Besserung einstellt, wird die Dosis verringert.

Als Patient sollten Sie sich vor Augen halten, dass bei der Unterdrückung der Magensäureproduktion zu therapeutischen Zwecken gleichzeitig auch lebensnotwendige physiologische Funktionen der Magensäure außer Kraft gesetzt werden. Unter anderem werden Nährstoffe aus der Nahrung nur noch unzureichend aufgenommen. Es kann zum Mangel an lebenswichtigen Mineralstoffen (Magnesium, Kalzium), Eisen und Vitamin B12 kommen; eine verminderte Knochendichte mit erhöhtem Risiko von Knochenbrüchen, Blutarmut und Nervenschäden können die Folge sein. Auch der natürliche Schutz vor bakteriellen Infektionen ist vermindert; es besteht ein erhöhtes Risiko für Magen-Darm-Infektionen beispielsweise mit dem Bakterium Helicobacter pylori, einer gestörten Darmflora bis hin zur Besiedelung mit Pilzen und das Auftreten von Nahrungsmittelallergien wird gefördert.

Besprechen Sie mit Ihrem Arzt daher immer auch Alternativen einer PPI-Einnahme:

  • H2-Blocker: Diese hemmen im Magen einen bestimmten Histamin-Rezeptor (H2), sodass die Produktion von Magensäure verringert wird.
  • Antazida: Diese neutralisieren den Magensaft durch die Beeinflussung des pH-Wertes. Wer nur selten an Sodbrennen leidet, kann auf sie zurückgreifen. Manchmal werden sie auch ergänzend zu PPI verschrieben.
  • Alginate: Ein Quellmittel, das sich wie eine Decke auf den Mageninhalt legt. Auch hier gilt: wer nur selten an Sodbrennen leidet, findet hiermit eine Option zur Behandlung.

Und nicht immer ist die Einnahme eines Medikaments erforderlich! Manchmal reicht es schon aus, ein paar Angewohnheiten des eigenen Lebensstils zu verändern.

Tipps gegen gelegentliches Sodbrennen

  • Trinken Sie viel! Dadurch wird zurückgeflossener Magensaft aus der Speiseröhre wieder in den Magen hinuntergespült. Kohlensäurehaltige Getränke sollten Sie aufgrund der zusätzlichen Säure und wegen des Gases, das den Druck im Magen erhöht und dadurch den Rückfluss fördert, allerdings vermeiden. Auch Pfefferminztee ist ungeeignet: er kann den Schließmuskel am Mageneingang schwächen und so den Rückfluss von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre fördern.
  • Nehmen Sie am Abend keine schweren Mahlzeiten zu sich, da ein voller Magen beim Liegen den Rückfluss begünstigt. Wenn Sie dennoch einmal spät und üppig gegessen haben, schlafen am Besten auf der linken Seite. Grundsätzlich sollten Sie als Reflux-Patient mit leicht erhöhtem Oberkörper schlafen, um einen Rückfluss zu verhindern.
  • Verzichten Sie auf Alkohol und Zigaretten.
  • Auch Stress kann ein Auslöser für Sodbrennen sein. Entspannen Sie sich – Ihrer Gesundheit zuliebe.
  • Probieren Sie eine Alternative zu Magesäurehemmern (PPI und H2-Blocker) aus. Auch Heilerde kann die Magensäure binden. Eine ähnliche Wirkung haben auch Haferflocken und fein zerkaute Mandeln. Natron hingegen (Natriumhydrogencarbonat; z.B. Kaiser Natron, Bullrich-Salz) ist nicht empfehlenswert, auch wenn es zunächst überschüssige Magensäure neutralisiert. Dabei bildet sich aber viel Kohlendioxid, das zur Druckerhöhung im Magen und zu vermehrtem Aufstoßen führt.

Melden Sie Ihre Nebenwirkungen!

Auch Sie können einen wichtigen Beitrag zur Arzneimittelsicherheit leisten!
Beobachten Sie Nebenwirkungen unter der Anwendung von PPI, H2-Blockern oder anderen Medikamenten, sollten Sie diese melden. Denn oftmals reichen wenige Meldungen aus, um die Öffentlichkeit über schwere Vorkommnisse zu informieren und Beipackzettel zu aktualisieren, wie die Rote-Hand-Briefe wirkungsvoll zeigen. Unser Meldeservice bietet Ihnen hierfür die einfache und schnelle Möglichkeit, Nebenwirkungen zu melden, ohne dabei Ihre Identität preiszugeben. Zudem können Sie Ihren Arzt oder Apotheker in die Meldung einbinden. Mit jeder Meldung tragen Sie aktiv zur Verbesserung der Arzneimittelsicherheit bei, indem eine bessere Informationsbasis für die zukünftige Verordnung von Arzneimitteln geschaffen wird.

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