Grippeschutzimpfung – Hintergrund, Chancen und Risiken

Bei Sinn und Unsinn der Grippeimpfung stehen sich Befürworter und Gegener manchmal äußerst unversöhnlich gegenüber. Informieren Sie sich hier über Chancen und Grenzen und mögliche Nebenwirkungen.

Warum gibt es die Grippeimpfung und wie wirkt diese?

Die Definition von Grippe als Erkrankung schafft erste Missverständnisse: Viele Menschen denken immer noch, Grippe sei eine schwere Erkältung, also ein grippaler Infekt. Es geht aber um das Krankheitsbild einer „richtigen“ Grippe, die von einem bestimmten Erreger, dem Influenza Virus, ausgelöst wird. Ähnliche Erkrankungen wurden schon 400 vor Christus beschrieben. 1918 bis 1919 kamen durch eine der größten Pandemien weltweit 30 – 50 Millionen Menschen durch die sogenannte Spanische Grippe ums Leben. Erst 1933 fanden die Forscher Andrews, Smith und Laidlaw vom National Institute for Medical Research in London den Erreger.

Seit 1952 gibt es auch Impfstoffe. Anders als bei der Erkrankung mit Pocken, die durch Impfung nahezu ganz verschwunden ist, ist die Grippeimpfung komplizierter, da sich bei der Grippe sogenannte Resistenzen ausbilden können: Die Virenstämme ändern bestimmte Oberflächenmerkmale bei der Vermehrung, so dass der Impfstoff nicht mehr anschlägt. Das Medikament zur Grippeimpfung muss so immer wieder neu angepasst werden – derzeit geschieht das jährlich.

Es wird daher nach einem Medikament geforscht, dass jahrelangen oder gar lebenslangen Schutz ohne Nebenwirkung bietet. Das ist derzeit noch Zukunftsmusik. Die weltweit besten Grippeexperten beraten im Frühjahr eines Jahres, welche neuen Influenzavirus Varianten zu erwarten sind. Für Deutschland nehmen Mitarbeiter des Robert-Koch-Instituts an den Expertentreffen teil. Sie legen für Deutschland fest, welches jeweilige Medikament für die Impfung gegen Grippe im folgenden Herbst zum Einsatz kommt. Der Impfstoff setzt sich dabei aus den Bestandteilen der drei derzeit weltweit zirkulierenden Influenza-Virustypen zusammen. Nach der Impfung dauert es circa zwei bis drei Wochen, bis der Schutz seine volle Wirkung entfaltet hat. Dieser hält nun für eine Grippesaison, die meistens von Winter bis Frühjahr anhält.

Wie hat sich die Verbreitung der Grippeimpfung bei uns entwickelt?

Wer die aktuelle Diskussion um die Grippeimpfung verstehen will, sollte ein wenig über die historische Entwicklung der Impfung gegen Grippe bzw. Influenza in Deutschland erfahren:

Waren es 2009 noch bundesweit 48 Prozent, ließen sich 2013 nur noch 37 Prozent Menschen ab 60 gegen Grippe impfen. Interessant ist hier die Verteilung nach Bundesländern: Die Bundesländer mit der höchsten Beteiligung an der Grippeimpfung sind die neuen Bundesländer: Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Sachsen führen die Statistik an mit um die 57 Prozent und liegen so um 20 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Während die meisten alten Bundesländer in der Nähe des Bundesdurchschnitts liegen fallen zwei Bundesländer deutlich nach unten aus dem Rahmen:
In Bayern lag die Impfrate bei knapp unter 26 Prozent, in Baden-Württemberg gar nur noch bei weniger als 23 Prozent.
Dieser Trend der geringeren Impfbeteiligung setzte sich auch 2016/2017 fort: Weniger als 35% der über 60-jährigen haben sich deutschlandweit impfen lassen (Quelle).

Weltweite Studien berücksichtigen nur Impfungen bei Menschen ab 65 Jahren.
2017 ließen sich mit über 80 Prozent die meisten Menschen über 65 in Korea und Mexiko gegen Grippe impfen. Die wenigsten Impfungen erfolgten mit deutlich unter 10 Prozent in Estland, Lettland und der Türkei. Deutschland wird hier mit 34,6 Prozent angegeben und liegt in der Länderverteilung so im unteren Drittel (Quelle). Spätestens jetzt stellt sich die Frage, was zu dieser Entwicklung einer zunehmenden Skepsis gegen eine Grippeimpfung beitrug.

Warum steht die Grippeimpfung in der Kritik?

Die Skepsis gegen den Sinn der Grippeimpfung ist sicher sehr komplex gelagert. Zweifel an der Wirksamkeit der Grippeimpfung sind aufgekommen. In den vergangenen Saisons hatte der eingesetzte Impfstoff nicht immer optimal vor der Grippe geschützt, weil sich die Grippeerreger auch noch nach Abschluss der Impfstoffproduktion veränderten.
Noch entscheidender ist aber die Sorge über Nebenwirkungen der Grippeimpfung. Es gab in der Vergangenheit vereinzelt Fälle, bei denen es im Nachgang der Impfung zu schweren Unverträglichkeiten kam.

In der Regel hat die Grippeimpfung wenige Nebenwirkungen und wenn diese auftreten, sind sie dadurch bedingt, dass das Immunsystem nach der Impfung sehr aktiv ist. Betroffene berichten oft von folgenden Nebenwirkungen: Typische Erkältungssymptome wie Frösteln, Müdigkeit, Gliederschmerzen, Schmerzen in Hals und Kopf, erhöhte Temperatur Reizung, Rötung oder Schwellung an den Einstichstellen sowie Muskelkater.

Es kann aber auch zu ernsteren Nebenwirkungen kommen. Diese werden vor allem von Seiten der Impfgegner mit den in den Hilfsstoffen eingesetzten Hilfsstoffen in Verbindung gebracht. Oft ist zu lesen, den Impfstoffen sei Quecksilber und Aluminium zugesetzt – das ist erst einmal gar nicht so falsch, denn tatsächlich kommen die genannten Elemente in vielen Impfstoffen vor. Eine Feinheit, die dabei aber oft nicht unterschieden wird, ist dass Quecksilber und Aluminium nicht etwa elementar, sondern molekular gebunden (Quecksilber in Thiomersal) beziehungsweise als Salz (Aluminium in Aluminiumhydroxid bzw. – phosphat) vorkommen. Eine Gefährdung durch Quecksilber und Aluminium in diesen Formen ist nach dem aktuellen Forschungsstand nicht anzunehmen. Eventuelle Risiken durch Aluminiumsalze, die auch in der Kosmetikbranche zum Beispiel als Deodorant zum Einsatz kommen, werden zwar immer wieder als Risikofaktor für die Alzheimer-Krankheit diskutiert, einer Mehrheit der Experten zufolge wird das Risiko angesichts des Nutzens von Impfungen aber als vertretbar angesehen.

Wer sollte sich impfen lassen?

Unabhängig von der Kritik an der Grippeimpfung, empfiehlt die Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut die Schutzimpfung in erster Linie älteren Menschen über 60 Jahren, chronisch Kranken mit Grundleiden wie Diabetes, Asthma oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, medizinischem Personal und Schwangeren. Bei diesen Hochrisikogruppen kann die Grippe nämlich einen schweren Verlauf annehmen.

Wenn Sie bei sich oder Ihren Mitmenschen nach der Grippeschutzimpfung Nebenwirkungen beobachten, dann melden Sie diese über das Meldesystem einfach, schnell und unkompliziert. Dafür geben Sie als Medikament den Impfstoff an. Diesen finden Sie als Aufkleber in Ihrem Impfpass. Auf Wunsch können Sie bei der Meldung auch Ihren Arzt oder Apotheker informieren. Jede Meldung trägt dazu bei, um das persönliche Risiko-Nutzen-Verhältnis der Grippeschutzimpfung in Zukunft besser einschätzen zu können.

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