Besondere Arten des Kopfschmerzes
Spannungskopfschmerz: das “Schraubstockgefühl”
Spannungskopfschmerzen stellen die wohl häufigste Form dar. Jeder zweite Erwachsene und jedes fünfte Kind in Deutschland leidet mindestens einmal pro Jahr daran. Sie werden oft als drückend oder ziehend beschrieben und verursachen beidseitig leichte bis mittelschwere Schmerzen, die sich bei Bewegung hingegen aber nicht verstärken. In manchen Fällen werden sie von einer Anspannung der Muskeln im Halsbereich begleitet. Eine zusätzliche Empfindlichkeit gegenüber Licht oder Geräuschen liegt in der Regel nicht vor. Routineaufgaben fallen Betroffenen vielleicht schwerer, können aber durchgeführt werden.
Spannungskopfschmerzen können meistens nicht auf eine spezifische Ursache zurückgeführt werden. Häufig wird angenommen, dass der Schmerz aus einer Verspannung der Nacken-, Hals- und Schulterpartie herrührt. Andere Wissenschaftler gehen hingegen davon aus, dass der Kopfschmerz auch durch eine Blutabflussstörung der Venen verursacht werden kann.
Tatsache ist aber, dass einige Risikofaktoren bekannt sind: diese sind beispielsweise Stress, aber auch fieberhafte Infekte oder eine muskuläre Fehlbelastung.
Genetische Zusammenhänge scheinen zumindest bei unregelmäßig auftretenden Kopfschmerzen bislang nicht festgestellt worden zu sein.
Treten solche Kopfschmerzen an mehr als fünfzehn Tagen in drei Monaten auf, so spricht man von einem chronischen Spannungskopfschmerz. Mittlerweile wird in Fachkreisen sogar diskutiert, ob dieser zu einer leichten Form der Migräne gezählt werden sollte.
Migräne: “Gewitter im Kopf”
Während der Spannungskopfschmerz Betroffenen häufig zwar den Alltag erschwert, aber nicht unmöglich macht, sieht dies bei Migräne ganz anders aus. Kennzeichen sind hier starke Kopfschmerzattacken, die zusammen mit anderen Symptomen wie Übelkeit, Geräusch-und Lichtempfindlichkeit auftreten. Migräne-Patienten können während einer Migräneattacke keinerlei körperliche oder geistige Routineaktivitäten durchführen, da sie durch die Erkrankung sehr eingeschränkt sind.
Medizinisch geht man von einer übermäßigen Erregung einiger Nervengeflechte aus. Dadurch kann es zu einer sogenannten neuro-vaskulären Entzündung kommen, die zu Reizungen der Blutgefäße im Gehirn führt und diese für bestimmte Moleküle durchlässiger macht, unter anderem für einen Botenstoff, der zur Weiterleitung von Schmerzsignalen beiträgt.
Betroffene verspüren anfallsweise einen pulsierenden Schmerz im Bereich um die Stirn, Augen und Schläfen sowie auf einer Kopfseite. Sie verschlimmern sich in der Regel bei Bewegung. Diesen Anzeichen geht oftmals auch eine sogenannte Aura voraus, in der sich der nachfolgende Kopfschmerz in Form einer Sehstörung, eines Kribbelgefühls, von Schwindel oder Sprachstörungen ankündigt; selten kommt es sogar zu vorübergehenden Lähmungserscheinungen.
Selbst nach dem Abklingen der Kopfschmerzen klagen Patienten noch über Stunden bis zu ein oder zwei Tagen über Müdigkeit und Erschöpfung.
Meistens tritt eine Migräne episodisch auf, kopfschmerzfreie Tage überwiegen glücklicherweise. Tritt die Migräne immer häufiger auf, so dass schließlich die Tage mit solche ohne Migräne überwiegen, spricht man von einer chronischen Migräne.
Von Migräne sind rund doppelt so viele Frauen wie Männer betroffen. Schon Kinder können Migräneattacken erleiden, typischerweise treten sie aber erstmals während bzw. nach der Pubertät auf. Häufig ist eine familiäre Veranlagung dafür verantwortlich, die genetisch inzwischen sogar nachgewiesen werden konnte. Aber auch Veränderungen im Lebensrhythmus (z. B. Schwankungen im Zyklus der Frau oder ein verändertes Schlafverhalten sowie der Konsum bestimmter Nahrungsmittel wie reifer Käse oder Rotwein, aber auch Kaffee oder Tee) können bei Menschen, die für Migräne anfällig sind, einen Schub auslösen.
Maßnahmen: welche Arzneimittel helfen wirklich?
Kopfschmerzen, sofern sie nicht Symptom einer anderen Krankheit sind, werden in der Regel mit Schmerzmitteln therapiert. Viele der gängigen Präparate sind in niedriger Dosierung zur Behandlung des “banalen” Spannungskopfschmerzes oder einer leichteren Migräne frei verkäuflich in jeder Apotheke zu finden.
Ebenfalls gut wirksam, aber ohne Gefahr von Nebenwirkungen durch zu häufigen Schmerzmittelgebrauch ist die örtliche Anwendung von Pfefferminzöl auf den Schläfen und dem Nacken.
Bei häufig auftretenden episodischen Spannungskopfschmerzen kann es auch sinnvoll sein, auf nichtmedikamentöse Therapieverfahren wie Biofeedbackverfahren oder Entspannungsübungen zurückzugreifen.
Zur Behandlung schwerer Migräne gibt es spezielle Präparate, die sogenannten Triptane, die je nach Präparat frei verkäuflich oder verschreibungspflichtig sind. Gegen Begleiterscheinungen wie z. B. Übelkeit wird häufig auch ein separates Mittel verordnet. Dieses sollte 15-30 Minuten vor dem Schmerzmittel eingenommen werden, damit das Schmerzmittel nicht erbrochen wird.
Die Stiftung Warentest hat einige Kopfschmerzmittel getestet.
Klassische Schmerzmittel
Insbesondere gegen den Spannungskopfschmerz haben sich vor allem klassische Schmerzmittel wie Acetysalicylsäure, Ibuprofen, Paracetamol und Naproxen als geeignet erwiesen. Auch das nicht rezeptfreie Diclofenac leistet gute Dienste. Der schmerzlindernde Effekt hält vier bis sechs Stunden an.
Schmerzmittel wirken am schnellsten – meist innerhalb von 30-45 Minuten – in flüssiger Form, z. B. aufgelöst aus Brausetabletten.
Medikamente mit diesem Wirkstoff, die als geeignet deklariert wurden, sind beispielsweise:
- Aspirin Brausetabletten (enthalten Acetylsalicylsäure 500 mg)
- Dolormin Migräne Filmtabletten (enthalten Ibuprofen 400 mg)
- Diclofenac-ratiopharm Lösung bei Migräne (enthalten Diclofenac 50 mg/20 Tropfen)
- Ibu-ratiopharm Lysinat Schmerztabletten 500mg (enthalten Ibuprofen 292,6 mg)
Reichen die klassischen Schmerzmittel zur Behandlung einer Migräne nicht aus, kommen die bereits erwähnten Triptane zum Einsatz. Das sind spezielle Medikamente, die bei mittelschweren bis schweren Migräneanfällen geeignet sind. Wirkstoffe wie Almotriptan und Naratriptan sind rezeptfrei, andere wie Rizatriptan, Eletriptan, Zolmitriptan oder Frovatriptan hingegen rezeptpflichtig.
Medikamente mit diesen Wirkstoffen, die von der Stiftung Warentest als geeignet deklariert wurden, sind beispielsweise:
- Relpax 20 mg oder 40 mg (enthält Eletriptan 20 mg bzw. 40 mg)
- Formigran Filmtabletten/ Naramig Filmtabletten (enthalten Naratriptan 2,5 mg)
- Maxalt 10 mg oder 5 mg (enthält Rizatriptan 10 mg bzw. 5 mg)
- Imigran 100 mg oder 50 mg Filmtabletten (enthalten Sumatriptan 100 mg bzw. 50 mg)
- Imigran nasal 50 mg oder 20 mg oder 10 mg (enthält Sumatriptan 50 mg bzw. 20 mg bzw. 10 mg pro 0,1 ml)
Mittel, die das Nervengift Botox (Clostridium botulinum-Toxin) enthalten, werden nur mit Einschränkung als geeignet bezeichnet. Sie sollten nur bei chronischer Migräne angewendet werden, wenn Patienten auf die anderen Mittel nicht ansprechen.
Ebenso wenig ist die therapeutische Wirksamkeit bei Medikamenten mit dem Wirkstoff Phenazon nachgewiesen (z. B. Migräne Kranit 500 mg Tabletten/Zäpfchen).
Achtung: Bei Kindern unter fünf Jahren sollten Sie Kopfschmerzen immer ärztlich abklären lassen – insbesondere, wenn diese mit Seh-, Sprech- oder Bewegungsstörungen oder Erbrechen einhergehen. So können ernste Ursachen ausgeschlossen werden.
Ansonsten sprechen Kinder und Jugendliche meist auf eine Behandlung mit Schmerzmitteln wie Ibuprofen oder Paracetamol gut an.
Vorsicht bei Kombi-Präparaten
Bei Kombi-Präparaten aus mindestens zwei Wirkstoffen wie z. B. Thomapyrin Intensiv Tabletten (enthält Acetylsalicylsäure 250 mg + Paracetamol 250 mg) ist Vorsicht geboten. Sie werden von der Stiftung Warentest als wenig geeignet eingestuft. Das gilt auch für ein Kombi-Präparat aus Schmerz- und Übelkeitsmittel, beispielsweise Migraenerton Hartkapseln (Paracetamol 500 mg + Metoclopramid-hydrochlorid 5 mg).
Für solche Mischungen kann häufig kein zusätzlicher therapeutischer Nutzen nachgewiesen werden.Stattdessen bergen sie eher die Gefahr unerwünschter Nebenwirkungen in sich. Eine bedarfsorientierte separate Einnahme dieser Medikamente erscheint hier besser verträglich.
Melden Sie Ihre Nebenwirkungen!
Ihre Mitarbeit ist wichtig! Wann immer Sie den Verdacht haben, an Nebenwirkungen unter der Einnahme von Kopfschmerzmitteln oder anderen Medikamenten zu leiden, sollten Sie diese umgehend melden. Oftmals reichen wenige Meldungen aus, um die Öffentlichkeit über schwere Vorkommnisse zu informieren und Beipackzettel zukünftig zu aktualisieren, wie etwa die Rote-Hand-Briefe wirkungsvoll zeigen.
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