Methotrexat (MTX): Gefahr tödlicher Nebenwirkungen bei täglicher Anwendung

Methotrexat (MTX): Gefahr tödlicher Nebenwirkungen bei täglicher Anwendung

Rote-Hand-Briefe – was ist das eigentlich? 

Mit den sogenannten ”Rote-Hand-Briefen” informieren die Pharmahersteller medizinische Fachkreise, d.h. Ärzte und Apotheker, über neu entdeckte Arzneimittelrisiken, wie etwa über Erkenntnisse zu neuen Neben- und Wechselwirkungen sowie fehlerhaften Produkten, die die Sicherheit eines Arzneimittels betreffen. In unserer neuen Rubrik fassen wir für Sie die primär an Fachkreise gerichteten Rote-Hand-Briefe einfach und kompakt zusammen. So sind Sie als Patient immer bestens über neue sicherheitsrelevante Ereignisse informiert, die die Einnahme von Medikamenten betreffen.

Liebe Patientin, lieber Patient,

lesen Sie hier unsere “patientenfreundliche” Fassung des Rote-Hand-Briefs vom 25. November zu Methotrexat. Die unten genannten Hersteller Methotrexat (MTX) -haltiger Arzneimittel informieren in Abstimmung mit der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) über das Risiko schwerwiegender, im schlimmsten Fall auch tödlicher Folgen bei Dosierungsfehlern bei der Anwendung von Methotrexat zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen.

Worum geht es?

Laut neuesten Nebenwirkungsmeldungen können Dosierungsfehler schwerwiegende Folgen haben. Aus den Angaben ging hervor, dass eine tägliche Gabe von MTX bei der Behandlung von Autoimmunerkrankungen zu schwerwiegenden Folgen bis hin zu tödlichen Verläufen führen kann.

Methotrexat darf zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen nur einmal wöchentlich in den niedrigen Dosierungen von 7,5 mg bis maximal 20 mg entweder in Tablettenform (“oral”, zum Schlucken) oder in Spritzenform (Injektion in das Unterhautgewebe) angewendet werden.

Nur zur Behandlung von Krebserkrankungen kann abhängig von der Art des Tumors und des Therapieschemas ggf. eine tägliche Anwendung von MTX und dann meist auch in wesentlich höheren Dosierungen erforderlich sein.

Wie wirkt Methotrexat (MTX)?

Der Wirkstoff ist ein sogenannter Immunmodulator, er beeinflusst also die Funktion des Immunsystems. Die Wirkung tritt allerdings nicht sofort ein, sondern wird erst nach einigen Wochen deutlich.

Methotrexat unterdrückt in niedriger Dosierung die Bildung von Folsäure, welche die Zellen bei ihrer Zellteilung und Vermehrung benötigen. Steht nicht genügend Folsäure zur Verfügung, werden die von den im Falle von Autoimmunerkrankungen überschießend reagierenden Immunzellen an ihrer Vermehrung gehindert und akute Entzündungsreaktionen unterdrückt. Auch Krebszellen vermehren sich unkontrolliert schnell und können – allerdings durch wesentlich höhere Mengen von Methotrexat – an der Zellteilung gehindert und dadurch das Wachstum des Tumors und seiner Tochtergeschwülste (Metastasen) verlangsamt werden.
Da aber auch den gesunden Zellen schnell regenerierender Gewebe wie der Haut, den Schleimhäuten und den blutbildenden Zellen im Knochenmark die Folsäure zur Zellteilung fehlt, können – insbesondere bei hohen Dosierungen des Methotrexat – gravierende Nebenwirkungen entstehen.
Um diese Nebenwirkungen abzumildern, sollte deshalb bei der Behandlung mit MTX auch immer zusätzlich Folsäure eingenommen werden.

In Deutschland ist Methotrexat somit für zwei verschiedene Anwendungsgebiete zugelassen.

Behandlung mit Methotrexat bei Krebserkrankungen

Die Unterdrückung der Zellteilung macht man sich auch bei Krebserkrankungen zunutze. Methotrexat hemmt die Zellteilung und verlangsamt so das Tumorwachstum. Hierbei muss deutlich mehr Wirkstoff als üblich verabreicht werden. Da Krebszellen sehr schnell wachsen und Metastasen bilden, ist in dieser Indikation eine weitaus höhere Konzentration von Methotrexat erforderlich als zur Unterdrückung von Entzündungsreaktionen bei Autoimmunerkrankungen.

Die Dosierung bei Krebs ist abhängig von der Krebsart und dem Behandlungsschema. Hier kann durchaus eine tägliche Gabe von MTX erforderlich sein kann. Diese kann in Tablettenform (“oral” zum Schlucken) oder als Infusion (“intravenös” in eine Vene) verabreicht werden. Meist erfolgt die Anwendung in Behandlungsintervallen gefolgt von Tagen/Wochen ohne Anwendung. Angesichts der mit einer Krebserkrankung einhergehenden Lebensbedrohlichkeit wird bei deren Behandlung – anders als bei den primär nicht lebensbedrohlichen chronischen Autoimmunerkrankungen – auch das Risiko schlimmer Nebenwirkungen in Kauf genommen.

Behandlung von Autoimmunerkrankungen mit Methotrexat

Darunter fallen u. a. die rheumatischen Erkrankungen wie entzündliche Gelenkerkrankungen (rheumatoider Arthritis), die Schuppenflechte (Psoriasis) und entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.

Die vorgesehene Dosis kann hier zwischen 7,5 mg bis 20 mg einmal wöchentlich betragen. Als Einstiegsdosis beginnt man meist mit 7,5 mg und erhöht die Dosierung bis zum Erreichen der Erhaltungsdosis allmählich in Schritten von 2,5 mg, die dann ohne Unterbrechung kontinuierlich einmal wöchentlich zum Einsatz gelangt.

Eine tägliche Zufuhr von MTX kann bei kontinuierlicher Anwendung zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen schwere, potenziell lebensgefährliche Nebenwirkungen für die Patienten haben.

Was ist zu tun bei der Anwendung von Methotrexat?

Wenn Sie an einer Autoimmunerkrankung leiden und dagegen Methotrexat erhalten, besprechen Sie Ihre Behandlung mit MTX unbedingt mit Ihrem Arzt, falls Ihnen irrtümlich eine häufigere Anwendung als einmal wöchentliche oder eine 20 mg übersteigende Dosis verordnet wurde. Wenden Sie MTX unter keinen Umständen häufiger als einmal wöchentlich oder womöglich täglich an!

Angehörige der Heilberufe werden zukünftig verstärkt bei der Behandlung und Gabe von Methotrexat geschult, damit es zu keinen weiteren Überdosierungen kommt.

Auch die Fachinformation sowie die Packungsbeilagen werden entsprechend aktualisiert. Dem Medikament wird künftig außerdem eine Patientenkarte beigelegt. In einer solchen Patienteninformationskarte werden wichtige Sicherheitsinformationen zu einem Medikament kurz und verständlich zusammengefasst, damit Sie einen guten Überblick über die Art der Anwendung und deren möglichen Nebenwirkungen haben.

Ihre Mitarbeit ist wichtig!

Mit der Bereitstellung der Roten-Hand-Briefe in einer patienten-freundlichen Sprache wollen wir Ihre Wahrnehmungsfähigkeit von Nebenwirkungen entwickeln und stärken! Rote-Hand-Briefe zeigen wirkungsvoll, wie wichtig die kontinuierliche Überwachung der Medikamente und die Anpassung der Produktinformationen an neue Erkenntnisse aus Studien sowie Nebenwirkungsmeldungen ist. Die Aktualisierung der Packungsbeilagen trägt dazu bei, dass jedem Patienten die bestmögliche Behandlung sowohl im Hinblick auf deren Wirksamkeit als auch Verträglichkeit angeboten werden kann.

Je mehr Informationen auch Sie über Ihre Erfahrungen mit den von Ihnen eingenommenen Medikamenten zur Verfügung stellen, desto besser kann das Risiko eingegrenzt und vorgebeugt werden, dass andere Patienten diese Nebenwirkungen ebenfalls erleiden müssen.

Achten Sie deshalb auf körperliche oder psychische Veränderungen während der Medikamenteneinnahme und auch nach deren Ende. Niemand kann das besser beurteilen als Sie selbst, denn Ihren Körper kennen Sie am besten. Ihre Gesundheit und die Gesellschaft werden es Ihnen danken!

Deshalb: Melden Sie Ihre Nebenwirkung bei Methotrexat!

Beobachten Sie Nebenwirkungen – egal welcher Art – unter der Behandlung mit Methotrexat (MTX) oder auch mit anderen Medikamenten, sollten Sie Ihre Erfahrung umgehend melden. Oftmals reichen wenige Meldungen aus, um die Öffentlichkeit über schwere Vorkommnisse zu informieren und Beipackzettel zu aktualisieren. Unser Meldeservice bietet Ihnen hierfür die einfache und schnelle Möglichkeit, Nebenwirkungen zu melden, ohne dabei Ihre Identität preiszugeben. Zudem können Sie Ihren Arzt oder Apotheker in die Meldung einbinden. Mit jeder Meldung tragen Sie aktiv zur Verbesserung der Arzneimittelsicherheit bei, indem eine bessere Informationsbasis für die zukünftige Verordnung von Arzneimitteln geschaffen wird.

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