Maßgeschneiderte und innovative Krebstherapien
Pharmaunternehmen bezeichnen die Neuentwicklungen als wesentlichen Erfolg, denn durch die innovativen Produkte stehen für Krankheiten mehrere Medikamente zur Verfügung. Dies sei etwa bei Krebserkrankungen wichtig, um resistent gewordene entartete Zellen zu erreichen. Ein Beispiel hierfür ist die CAR-T-Zell-Therapie, die als Infusionslösung beispielsweise unter dem Handelsnamen Yescarta angeboten wird. CAR steht für “chimeric antigen receptor”. Bei dieser neu entwickelten Therapieform werden die körpereigenen T-Zellen aus dem Körper entfernt und in einem Labor gentechnisch so verändert, dass sie bestimmte Proteine oder Antigene erkennen. Dies ermöglicht es ihnen, bösartige Zellen, die diese Antigene auf ihrer Oberfläche tragen, effizienter zu eliminieren. Die Zellen werden in den Körper zurückgeführt und können dort Krebszellen bei bestimmten Lymphomen angreifen. Die Therapie wird daher auf den einzelnen Patienten zugeschnitten, neu (und bei den Patienten gleich) ist aber das spezifische Vorgehen. Damit bietet sich die Chance einer monatelangen Tumorkontrolle, die allerdings mit schweren Nebenwirkungen verbunden sein könnte. Die neuen Therapiemöglichkeiten bieten höhere Heilungschancen, aber weil sie neu sind, oft auch höhere oder unbekannte Risiken. Als Patient sollten Sie sich bestmöglich über die bereits bekannten Risiken informieren und dann mit Ihrem Arzt gemeinsam die Entscheidung treffen.
Ein anderes Beispiel ist Mektovi – ein Wirkstoff zur Behandlung metastasierter Melanome, über dessen Einsatz anhand eines Gentests beim Patienten entschieden wird. Das Präparat entspricht damit ebenso dem Ansatz der personalisierten Medizin, bei der anhand genetischer, zellulärer oder molekularer Besonderheiten getestet wird, ob ein in Betracht gezogenes Medikament bei dem Patienten wirksam sein könnte, ob es vertragen wird und welche Dosierung anzustreben ist.
Bereits erforschte Nebenwirkungen
Sehr häufig traten bei Patienten während der CAR-T-Behandlung starke Entzündungsreaktionen (Zytokinsturm) auf. Der Zytokinstorm ist eine Form des systemisch entzündlichen Reaktionssyndroms, bei dem zahlreiche Zytokine ausgeschüttet werden – diese regulieren eigentlich das Wachstum von Zellen sowie die Differenzierung in verschiedene Zelltypen.
Zu den Symptomen gehören Fieber, Müdigkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, Verwirrung, bis hin zum Delirium. In klinischen Studien hatten 79 bis 94 % dieses Syndrom entwickelt. Behandelt wird die Entzündungsreaktion mit verschiedenen Medikamenten, darunter dem ebenso wechselwirkungsreichen Cortison. Auch neurologische Nebenwirkungen sind möglich, etwa Hirnödeme oder Enzephalopathie – mit teils tödlichen Verläufen.
Gleich 10 neue Mittel gegen Stoffwechselerkrankungen
Medikamente gegen Typ 2 Diabeates, Mukoviszidose (Verstopfung von Organen mit zähem Schleim) oder die Transthyretin-Amyloidose (krankhafte Eiweißablagerungen im Körper) sollen den Betroffenen helfen, trotz dieser seltenen Erkrankungen eine höhere Lebensqualität zu erreichen. Von dieser und anderen seltenen Krankheiten sind jeweils weniger als 10.000 Menschen in der EU betroffen, weshalb sie in der Pharmaforschung oft vernachlässigt wurden. Beispiele für solche Medikamente sind Crysvita (gegen Hypophosphatämie), Alofisel (gegen Perianalfisteln bei Morbus Crohn) oder Mylotarg (gegen akute myeloische Leukämie). Einige der Präparate tragen den so genannten ”Orphan Drug-Status”, der anzeigt, dass die EU-Arzneimittelbehörde die Mittel im Vergleich zu anderen Therapiemöglichkeiten seltener Erkrankungen als überlegen einstuft.
Einige Therapien sind komplett neu und zielen auf Krankheiten ab, die bisher gar nicht medikamentös eingestellt werden konnten. Die Primär Chronische Progrediente Multiple Sklerose (PPMS) ist eine der Erkrankungen, für die 2018 zum ersten Mal ein Medikament zugelassen wurde. Keine Behandlung gab es bisher auch für bestimmte Fisteln bei Patienten mit chronischen Darmerkrankungen. Für diese steht nun eine Lösung zur Verfügung, welche direkt in die Fistel injiziert wird. Diese Entwicklungen könnten für viele Betroffene eine hoffnungsvolle Chance sein, Ihre Erkrankungen nun behandeln zu können.
Weitere pharmakologische Neuentwicklungen
Medikamente gegen Infektionserkrankungen finden sich ebenfalls auf der Innovationsliste, wie ein Impfstoff gegen Herpes zoster (Gürtelrose) oder ein Präparat gegen den Darmkeim Clostridium difficile. Der entsprechende Wirkstoff Zinplava wird genetisch hergestellt und bindet an das Toxin des Darmkeims, um dessen Aktivität zu neutralisieren. In anderen Fällen wurden bekannte Medikamente in einer neuen Darreichungsform zugelassen, etwa als Suspension. Dadurch können sie auch für Kleinkinder verwendet werden.
Neue Medikamente: Hoffnung mit Nebenwirkungen
Die Neuentwicklungen können für viele Betroffene die Behandlung der Krankheiten verbessern. Auch bei Erkrankungen, für die bereits Behandlungen bestehen, können diese alternative Möglichkeiten sein. Erkennbar ist, dass Medikamente dabei zunehmend maßgeschneidert angeboten werden, etwa durch genetische Modifikationen. Genauso, wie die Wirkung eines Präparates abhängig von Krankheitszustand, Alter, Gewicht, Geschlecht und allgemeiner Gesundheit eines Patienten variiert, können aber auch individuell ausgeprägte Nebenwirkungen auftreten. Gerade bei erst neu zugelassenen Präparaten ist relativ wenig über mögliche Probleme der Wirkweisen bekannt, Untersuchungen zeigen, dass jedes dritte neu zugelassene Mittel unbekannte Nebenwirkungen aufweisen kann.
Insbesondere neue Medikamente benötigen Patienten Feedback
Daher ist es als Patient umso wichtiger, bemerkte Nebenwirkungen zu melden – gerade bei neueren Medikamenten, für die meist nur wenige Erfahrungswerte von Patienten im Alltag vorhanden sind. So schützen Sie Ihre Mitmenschen und leisten gleichzeitig einen Beitrag zur Arzneimittelsicherheit. Jede Meldung zählt und ist wichtig, um die voraussichtliche Medikamentenverträglichkeit besser einzuschätzen. Bedenken Sie, dass verlässliche Aussagen zur Arzneimittelverträglichkeit nur durch eine bestimmte Basis an Erfahrungen und Informationen getroffen werden können. Im Meldeservice von nebenwirkungen.de haben Sie daher die Möglichkeit, Ihren Arzt oder Apotheker mit einzubinden.