Nikotin-Ersatzpräparate: Helfen Nicorette und Co. wirklich?
Ja. Die Wirkung solcher Mittel ist durch Studien belegt. Wenn man mit dem Rauchen aufhören möchte, sind Nikotinersatz-Präparate eine sinnvolle Alternative zum Rauchen. Pflaster, Sprays, Kaugummis oder Lutschtabletten werden über zirka acht bis zwölf Wochen eingesetzt, um den Entzug zu erleichtern. Laut Studien sollen sie sogar die Chance verdoppeln, von dem lästigen Laster Zigarette loszukommen. Die Produkte ersetzen das Nikotin der Zigaretten durch medizinisches Nikotin und mildern dadurch Entzugserscheinungen wie Nervosität, Kopfschmerzen, Gereiztheit und die Rauchlust. Da das Nikotin bei diesen Produkten nicht durch Tabakrauch inhaliert wird, verläuft die Aufnahme langsamer. Der Kick bleibt aus, aber das Verlangen nach Nikotin wird trotzdem gestillt. Und ein weiterer Vorteil: Das medizinische Nikotin ist frei von den im Tabakrauch inhalierten zusätzlich gesundheitsschädlichen und ebenfalls krebserregenden Stoffen wie Teer, Benzol, Cadmium, Blei oder auch Kohlenmonoxid.
Allerdings sind auch diese vermeintlich harmlosen Präparate nicht nebenwirkungsfrei. Mögliche Nebenwirkungen (Auszug) können sein:
- Wesensveränderungen wie erhöhte Reizbarkeit, Frustration, Ungeduld oder Zorn
- Ängstlichkeit, Ruhelosigkeit, Konzentrationsstörungen
- Schlafstörungen
- Gesteigerter Appetit
- Gedrückte Stimmung
- langsamer Herzschlag
- Zahnfleischbluten
- Schwindel, Benommenheit
- Husten, Halsentzündung, verstopfte oder laufende Nase
- Sodbrennen
- vermehrter Speichelfluss
- Schädigungen der Mundschleimhaut
Bei diesen schweren Nebenwirkungen sollten Sie sofort einen Arzt aufsuchen:
- Schwellung von Gesicht, Zunge oder Rachen
- Schwierigkeiten beim Schlucken
- Nesselausschlag mit Atembeschwerden
Nikotinersatz-Medikamente sollten nicht oder nur nach Absprache mit dem Arzt während der Schwangerschaft angewendet werden, da auch das medizinische Nikotin Einfluss auf das ungeborene Kind haben kann. Auch während des Stillens wird von einer Anwendung abgeraten.
Champix (Vareniclin): Pillen gegen das Rauchverlangen?
Sollten Nikotinersatzprodukte wie Kaugummi und Pflaster nicht ausreichen, kann der Wirkstoff Vareniclin (Medikamentenname: Champix) zum Einsatz kommen. Das Medikament ist rezeptpflichtig und daher nicht freiverkäuflich zu bekommen. Vareniclin wirkt auf die gleichen Rezeptoren im Gehirn ein wie auch Nikotin. Dadurch lindert es nicht nur Entzugserscheinungen, sondern auch das Rauchverlangen und hat darüber hinaus auch Einfluss auf das Genuss- und Belohnungsgefühl beim Zigarettenkonsum.
Allerdings ist die Liste der möglichen Nebenwirkungen lang.
Bei Zulassung des Arzneimittels standen vor allem folgende auf der Liste:
- Übelkeit
- Blähungen, Bauchschmerzen, Sodbrennen
- Verstopfung
- Schlafstörungen
- Gewichtszunahme
- Kopfschmerzen
- Schläfrigkeit
- übermäßiger Durst
- Fieber
Inzwischen sind weitaus schwerwiegendere Nebenwirkungen (Auszug) bekannt:
- Entzündung der Bronchien- Gelenk- und Muskelschmerzen
- Herzklopfen, Herzenge (Angina pectoris)
- Entzündungen der Nase, Nasennebenhöhlen, Rachen
- Bluterbrechen
- Schlaganfall
- Sehstörungen
- Krampfanfälle
- Klingeln im Ohr
Das Medikament steht außerdem im Verdacht, Depressionen und Selbstmordgedanken auszulösen.
Zyban (Bupropion): Antidepressivum als Mittel zur Raucherentwöhnung
Mehr oder weniger zufällig wurde bei einem Medikament, das eigentlich zur Behandlung von Depressionen entwickelt und auf den Markt gebracht wurde, festgestellt, dass dieses auch die Raucherentwöhnung ohne Verwendung medizinischen Nikotins unterstützen kann.
Der enthaltene Wirkstoff Bupropion, eine amephetamin-artige Substanz, minderte bei rauchenden Patienten das Verlangen nach Zigaretten und darüber hinaus auch die Entzugserscheinungen. Klinische Studien bestätigten diesen Effekt später.
Heute sind Medikamente mit Bupropion auch in Deutschland zur Raucherentwöhnung zugelassen. Sie sind allerdings rezeptpflichtig und müssen daher von einem Arzt verschrieben werden. Nach welchem Mechanismus das Antidepressivum bei der Behandlung zur Raucherentwöhnung wirkt, ist noch immer nicht geklärt. Da unter der Therapie aber weniger Entzugssymptome und auch eine geringere Gewichtszunahme festgestellt wurde, ist es ein verlockendes Mittel.
Umstritten ist Bupropion (Medikamentenname: Zyban) aufgrund seiner Nebenwirkungen.
Folgende Nebenwirkungen (Auszug) sind möglich:
- Magen-Darm-Beschwerden (Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Verstopfung)
- Mundtrockenheit
- Appetitlosigkeit, Geschmacksstörungen
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Ohrgeräusche
- Fieber
- Allergische Reaktionen wie Ausschläge
- Unruhe
- Zittern
Wesentlich schwerwiegender sind die folgenden möglichen Nebenwirkungen:
- Verwirrtheit (Delirium)
- Selbstmordgedanken
- Depressionen
- Angstzustände
- Sehstörungen
- Pulsbeschleunigung
- Bluthochdruck
- Brustschmerzen
Da die Studienlage sehr dünn ist, wird von einer Behandlung mit Bupropion während der Schwangerschaft und Stillzeit abgeraten.
Aufhören ohne Medikamente: Die vier „A-Tipps“
Aufhören ist vor allem eins: Kopfsache! Setzen Sie sich unbedingt ein festes Enddatum und bleiben Sie standhaft. Lassen Sie dann keine Ausnahmen zu – auch nur eine einzige Zigarette wirft Sie wieder meilenweit zurück. Damit Sie nicht in die Medikamentenschublade greifen müssen, haben wir hier vier bekannte Tipps für Sie zusammengetragen:
- Aufschieben: Wenn das Verlangen nach einer Zigarette einsetzt, soll schieben Sie es auf, indem Sie stattdessen auf zehn tiefe Atemzüge oder Entspannungsübungen machen.
- Abhauen: Entfernen Sie alles aus Ihrer näheren Umgebung – zuhause und am Arbeitsplatz – das Sie ans Rauchen erinnert. Vermeiden Sie nach Möglichkeit Situationen (z. B. Raucherpausen), Raucherecken oder Plätze und Kneipen, in denen viel geraucht wird.
- Ablenkung: Lenken Sie sich mit alten und neuen Beschäftigungen ab, vor allem, wenn Sie ans Rauchen denken. Auch Sport ist eine gute Option.
- Ausweichen: Ersetzen Sie die Zigaretten – im besten Fall durch gesunde Snacks wie Obst oder Rohkost. Dann nehmen Sie auch nicht zu. Greifen Sie erst auf Nikotinersatzprodukte zurück, wenn Sie alles andere erfolglos ausprobiert haben. Wer übrigens glaubt, E-Zigaretten seien gesünder, der irrt. Vor allem die Langzeitfolgen sind noch kaum erforscht.
Melden Sie Ihre Nebenwirkungen!
Ihre Mitarbeit ist wichtig! Wann immer Sie den Verdacht haben, an Nebenwirkungen unter der Einnahme von Nikotion-Ersatzpräparaten oder Raucherentwöhnungs-Medikamenten zu leiden, sollten Sie diese umgehend melden. Oftmals reichen wenige Meldungen aus, um die Öffentlichkeit über schwere Vorkommnisse zu informieren und Beipackzettel zukünftig zu aktualisieren, wie etwa die Rote-Hand-Briefe wirkungsvoll zeigen.
Über Nebenwirkungen.de haben Sie die einfache und schnelle Möglichkeit, Nebenwirkungen zu melden, ohne dabei Ihre Identität preiszugeben. Zudem können Sie Ihren Arzt oder Apotheker in die Meldung mit einbinden. Mit jeder Meldung tragen Sie aktiv zur Verbesserung der Arzneimittelsicherheit bei. Ihre, in diesem Fall vor allem weiblichen Mitmenschen danken es Ihnen.