Esbriet (Pirfenidon) Risiko einer Leberschädigung

Esbriet (Pirfenidon): Minimierung des Risikos einer Leberschädigung durch dieses Arzneimittel

Esbriet (Pirfenidon): Minimierung des Risikos einer Leberschädigung durch dieses Arzneimittel

Rote-Hand-Briefe – was ist das eigentlich? 

Mit den sogenannten ”Rote-Hand-Briefen” informieren die Pharmahersteller medizinische Fachkreise, d.h. Ärzte und Apotheker, über neu entdeckte Arzneimittelrisiken, wie etwa über Erkenntnisse zu neuen Neben- und Wechselwirkungen sowie fehlerhaften Produkten, die die Sicherheit eines Arzneimittels betreffen. In unserer neuen Rubrik fassen wir für Sie die primär an Fachkreise gerichteten Rote-Hand-Briefe einfach und kompakt zusammen. So sind Sie als Patient immer bestens über neue sicherheitsrelevante Ereignisse informiert, die die Einnahme von Medikamenten betreffen.

Liebe Patientin, lieber Patient, 

lesen Sie hier unsere “patientenfreundliche” Fassung des Rote-Hand-Briefes vom 29. Oktober 2020 zu Esbriet (Pirfenidon). 

Worum geht es? 

Der Zulassungsinhaber/Hersteller von Esbriet, das Unternehmen Roche Pharma AG, informiert in einer mit der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) abgestimmten Erklärung über neue Empfehlungen zur Minimierung des Risikos eines sogenannten arzneimittel-induzierten Leberschadens durch die Behandlung mit Esbriet (Pirfenidon). 

Esbriet (Pirdenidon) kann seit März 2011 zur Behandlung der idiopathischen pulmonalen Fibrose (IPF) angewendet werden. Es wird in den Dosisstärken 267 mg, 534 mg und 801 mg als Filmtabletten und in der Stärke 267 mg auch als Hartkapseln angeboten. Nach einschleichender Dosissteigerung in den ersten 14 Tagen der Behandlung beträgt die Erhaltungsdosis für eine Langzeitbehandlung 3 x 801 mg, also 2.403 mg des Wirkstoffs täglich. 

Was ist eine IPF?

Die idiopathische Lungenfibrose oder idiopathische pulmonale Fibrose (IPF) ist eine sehr schwerwiegende chronische Erkrankung mit oft tödlichem Ausgang, die durch eine stetige Abnahme der Lungenfunktion gekennzeichnet ist. Der Begriff Lungenfibrose steht für eine Vernarbung des Lungengewebes, die zu einer ständig zunehmenden Atemnot (Dyspnoe) führt. Durch eine krankhafte Vermehrung des Bindegewebes, das bei Gesunden das Gerüst bildet, in das die Bronchien und Lungenbläschen eingebettet sind, werden die Lungenbläschen förmlich erdrückt. Dadurch kann kein Gasaustausch mehr zwischen ihnen und den umgebenden Blutgefäßen stattfinden. So gelangt immer weniger Sauerstoff in den Körper, der für die meisten Organfunktionen und Stoffwechselvorgänge lebensnotwendig ist.

Der Begriff „idiopathisch“ wird verwendet, weil die Ursache der Lungenfibrose noch nicht bekannt ist. Die IPF tritt meistens im Erwachsenenalter zwischen 50 und 70 Jahren auf, vor allem bei aktiven oder ehemaligen Rauchern; Männer sind häufiger betroffen als Frauen. 

Der Wirkstoff Pirfenidon besitzt eine entzündungshemmende und anti-fibrotische Wirkung. Dadurch wird die Ansammlung von Entzündungszellen im Lungengewebe verringert, welche Botenstoffe (Zytokine) aussenden, um Bindegewebe-bildende Zellen (Fibroblasten) anzulocken. Der entzündliche Umbau der Lungenstruktur in funktionsloses Bindegewebe kann auf diese zumindest verzögert werden. 

Leberschäden durch Esbriet

Vor Kurzem wurden bei IPF-Patienten, die mit Esbriet (Pirfenidon) behandelt wurden, schwerwiegende, die Leberfunktion betreffende (= hepatische) unerwünschte Ereignisse einschließlich Einzelfälle mit tödlichem Ausgang berichtet. Obwohl die Ursache nicht eindeutig geklärt ist, können bei der Einnahme des Wirkstoffs Pirfenidon individuelle (sogenannte idiosynkratische) Reaktionen zu arzneimittelbedingten Leberschäden (DILI = Drug Induced Liver Injury) führen. Schon während der klinischen Entwicklung war bei mit Pirfenidon behandelten Patienten ein erhöhtes Auftreten von Leberfunktionsstörungen beobachtet worden (9,5 %, gegenüber 4,3 % bei den mit Placebo behandelten Patienten). Hierbei handelte es sich in der Mehrzahl um Abweichungen der Laborwerte ohne klinische Krankheitssymptome. 

Bei Patienten mit vorbestehender milder bis mäßiger Leberfunktionseinschränkung war schon bei Erteilung der Arzneimittelzulassung die Behandlung mit Esbriet nur unter strenger Überwachung der Leberfunktion zulässig. Patienten mit einer vorbestehenden schweren Leberfunktionsstörung durften keine Behandlung mit Esbriet erhalten. 

Nun soll angesichts dieser kürzlich bekannt gewordenen schwerwiegenden bis hin zu tödlichen Leberschäden, die im zeitlichen Zusammenhang mit der Einnahme von Esbriet beobachtet wurden, die Leberfunktion aller Patienten, die mit diesem Arzneimittel behandelt werden, kontinuierlich überwacht werden.

Empfehlung für medizinisches Fachpersonal

Ein Überblick der verfügbaren Daten aus klinischen Studien sowie von Daten nach der Markteinführung und aus der Literatur zeigte, dass die Mehrzahl der berichteten hepatischen Ereignisse innerhalb der ersten Monate der Behandlung mit Pirfenidon auftrat. 

Daher müssen diejenigen Laborwerte, die Auskunft über die Leberfunktion bzw. eine möglicherweise eingetretene Leberschädigung geben, regelmäßig untersucht werden. Gemeint sind hier die sogenannten hepatischen Transaminasen (Alanin-Aminotransferase ALT, auch unter der Abkürzung GPT bekannt, sowie die Aspartat-Aminotransferase AST, auch als GOT bekannt) und das Bilirubin (Gallenfarbstoff, Abbauprodukt des in den roten Blutkörperchen enthaltenen Hämoglobin).

  • Vor Behandlungsbeginn mit Esbriet (Pirfenidon) müssen die Transaminasen und der Bilirubinspiegel bestimmt werden.
  • Während der ersten 6 Monate der Behandlung müssen Transaminasen und Bilirubin einmal monatlich überprüft werden.
  • Ab dem 7. Behandlungsmonat muss während der gesamten Therapiedauer die Bestimmung der Transaminasen und des Bilirubinwertes alle 3 Monate wiederholt werden.
  • Alle Patienten sind klinisch zu überwachen und gezielt zu befragen, um Symptome frühzeitig zu erkennen, die auf eine Leberschädigung hinweisen können: Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Beschwerden im rechten Oberbauch, dunkle Verfärbung des Urin, helle Farbe des Stuhlgangs, Gelbsucht.

Bei Patienten, die über solche Beschwerden berichten, muss unverzüglich eine Abklärung erfolgen, um eine klinische Bewertung vorzunehmen. Außerdem sollen Labortests außerhalb des monatlichen / 3-monatlichen Überwachungsintervalls erfolgen.

  • Die Dosis von Esbriet (Pirfenidon) ist zu verringern oder die Behandlung ist zeitweilig auszusetzen bei einem deutlichen Anstieg (um das 3- bis maximal 5-Fache des oberen Grenzwertes des Normalbereichs) der Transaminasen ohne Erhöhung des Bilirubinspiegels bzw. ohne klinische Zeichen einer möglichen Leberschädigung.

Die Behandlung mit Esbriet (Pirfenidon) ist umgehend zu beenden und dauerhaft abzusetzen,

  • wenn die Transaminasen über das 3-Fache des oberen Grenzwertes des Normalbereichs gestiegen sind verbunden mit einem Anstieg des Bilirubinspiegels 
  • oder wenn klinische Anzeichen einer Leberschädigung vorliegen 
  • oder wenn die Transaminasen auf mehr als das 5-Fache des oberen Normwertes erhöht sind. 

Die Fachinformation von Esbriet wird in Übereinstimmung mit dieser neuen Sicherheitsinformation aktualisiert. 

Was ist zu tun? 

Sind Sie an einer idiopathischen pulmonalen Fibrose (IPF) erkrankt sind und werden mit Esbriet (Pirfenidon) behandelt? Dann wird Ihr Arzt Sie regelmäßig zur Blutentnahme zur Kontrolle Ihrer Leberfunktion einbestellen und Sie hinsichtlich Symptomen, die auf eine mögliche Leberschädigung hinweisen können, befragen und überwachen.

Durch Selbstbeobachtung können Sie Ihren Arzt auf kleine Veränderungen hinweisen, die bei der Untersuchung in der Praxis vielleicht zunächst noch gar nicht auffallen würden. Nehmen Sie zu Ihrer eigenen Sicherheit die Termine zur Blutentnahme konsequent wahr und sorgen Sie ggf. auch durch eigene Nachfrage dafür, dass diese Termine im Praxisalltag nicht untergehen und vergessen werden. 

Eine erhebliche Beeinträchtigung der Leberfunktion zeigt sich beispielsweise durch folgende Symptome: 

  • extreme Müdigkeit
  • Druckempfindlichkeit im rechten Oberbauch
  • Juckreiz
  • entfärbter Stuhl und dunkler Urin
  • Appetitlosigkeit
  • Ekel gegen Fleisch
  • Gewichtsverlust
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Aufgeblähter Bauch und Völlegefühl
  • Häufig auftretendes Nasenbluten
  • verstärkte Neigung zu Blutergüssen
  • Gelbfärbung von Haut und Augen
  • Muskel- und Gelenkschmerzen

Außerdem: Melden Sie Ihre Nebenwirkung! 

Beobachten Sie Nebenwirkungen unter der Behandlung mit Esbriet (Pirfenidon) oder auch mit anderen Medikamenten, sollten Sie diese umgehend melden. Oftmals reichen wenige Meldungen aus, um die Öffentlichkeit über schwere Vorkommnisse zu informieren und Beipackzettel zu aktualisieren, wie die **Rote-Hand-Briefe** wirkungsvoll zeigen. 

Unser Meldeservice bietet Ihnen hierfür die einfache und schnelle Möglichkeit, Nebenwirkungen zu melden, ohne dabei Ihre Identität preiszugeben. Zudem können Sie Ihren Arzt oder Apotheker in die Meldung einbinden. Mit jeder Meldung tragen Sie aktiv zur Verbesserung der Arzneimittelsicherheit bei, indem eine bessere Informationsbasis für die zukünftige Verordnung von Arzneimitteln geschaffen wird. 

 

Quellen: RHB

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