IMBRUVICA® (Ibrutinib): Neue Maßnahmen zur Risikominimierung schwerwiegender, das Herz betreffender Ereignisse

IMBRUVICA® (Ibrutinib): Neue Maßnahmen zur Risikominimierung schwerwiegender, das Herz betreffender Ereignisse

IMBRUVICA® (Ibrutinib): Neue Maßnahmen zur Risikominimierung schwerwiegender, das Herz betreffender Ereignisse

Rote-Hand-Briefe – was ist das eigentlich? 

Mit den sogenannten ”Rote-Hand-Briefen” informieren die Pharmahersteller medizinische Fachkreise, d.h. Ärzte und Apotheker, über neu entdeckte Arzneimittelrisiken, wie etwa über Erkenntnisse zu neuen Neben- und Wechselwirkungen sowie fehlerhaften Produkten, die die Sicherheit eines Arzneimittels betreffen. In unserer neuen Rubrik fassen wir für Sie die primär an Fachkreise gerichteten Rote-Hand-Briefe einfach und kompakt zusammen. So sind Sie als Patient immer bestens über neue sicherheitsrelevante Ereignisse informiert, die die Einnahme von Medikamenten betreffen. 

Liebe Patientin, lieber Patient, 

Lesen Sie hier unsere “patientenfreundliche” Fassung des Rote-Hand-Briefes zum erhöhten Risiko für schwerwiegende, die Herzfunktion betreffende unerwünschte Ereignisse bei Einnahme von ​​IMBRUVICA® 140 mg / – 280 mg / – 420 mg / – 560 mg Filmtabletten.

Worum geht es?

Der Zulassungsinhaber Janssen-Cilag International N.V. möchte Sie in Abstimmung mit der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) über Folgendes informieren:

Bei einer Behandlung mit dem Arzneimittel IMBRUVICA (Wirkstoff Ibrutinib) besteht möglicherweise ein erhöhtes Risiko für schwere Herzrhythmusstörungen und Herzinsuffizienz. Fortgeschrittenes Alter, ein mäßiger bis schlechter Allgemeinzustand gemäß dem Eastern Cooperative Oncology Group (ECOG) Score von ≥ 2 sowie bereits bestehende Herzerkrankungen sind Risikofaktoren für das Auftreten von Störungen des Herzrhythmus und einer Schwächung der Schlagkraft des Herzens (Herzinsuffizienz) einschließlich plötzlicher, tödlicher Ereignisse.

Die Warnhinweise in der Produktinformation wurden aktualisiert und neben den angepassten Dosierungsempfehlungen auch die Möglichkeit eines Herzstillstandes im Kapitel “Nebenwirkungen” aufgenommen.

Ibrutinib wird zur Behandlung bösartiger Erkrankungen des lymphatischen Systems angewendet, wie dem Mantelzell-Lymphom (MCL), der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) und dem Morbus Waldenström (MW). Dabei kann Ibrutinib als Einzeltherapie oder in Kombination mit anderen Substanzen zum Einsatz kommen.

Hintergrundinformation zu den Sicherheitsbedenken:

Die Auswertung von zusammengefassten Daten aus verschiedenen klinischen Studien zu Ibrutinib zeigte ein 2-mal höheres Auftreten von plötzlichem Herztod, plötzlichem Tod oder Herztod bei den mit Ibrutinib behandelten Patienten gegenüber den Patienten, die kein Ibrutinib erhalten hatten.
Auf der Grundlage der Bewertung der verfügbaren Daten zur gefährlichen Schädigung des Herzens (Kardiotoxizität) von Ibrutinib wurden daher weitere Maßnahmen empfohlen, um das Risiko für schwerwiegende Störungen der Herztätigkeit so gering wie möglich zu halten. Bei Patienten mit fortgeschrittenem Alter, einem Leistungsstatus ≥2 der ECOG oder kardialen Begleiterkrankungen kann ein höheres Risiko für Ereignisse einschließlich plötzlicher, tödlicher kardialer Ereignisse bestehen.

Es wurde über Vorhofflimmern, Vorhofflattern, ventrikuläre Tachyarrhythmien (d.h. eine unrhythmische schnelle Aktion der Herzkammern) und Herzleistungsschwäche berichtet, insbesondere bei Patienten mit akuten Infektionen oder spezifischen Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus und vorbestehenden Herzrhythmusstörungen. 

  • Vor Beginn der Behandlung mit Ibrutinib sollte eine gründliche Befragung des Patienten zu bekannten Vorerkrankungen des Herz-Kreislaufsystems und eine Beurteilung der Herzfunktion durchgeführt werden.
  • Wenn Risikofaktoren für Ereignisse bestehen, welche die Herzfunktion beeinträchtigen können, sind Nutzen und Risiken vor Beginn der Behandlung mit Ibrutinib abzuwägen.
  • Die Patienten sollten während der Behandlung sorgfältig auf Anzeichen einer klinischen Verschlechterung der Herzfunktion überwacht und, wenn dies eintritt, klinisch betreut werden. Bei Patienten, bei denen Bedenken hinsichtlich der Herz-Kreislauffunktion bestehen, sollten weitere Untersuchungen (z. B. EKG, Echokardiogramm) in Betracht gezogen werden.
  • Wenn eine Herzinsuffizienz vom Common Toxicity Criteria (CTC) Grad 2 oder Herzrhythmusstörungen vom CTC Grad 3 neu auftreten oder bereits bestehende sich verschlechtern, sollte die Behandlung mit Ibrutinib unterbrochen werden. Die Behandlung kann nach Besserung des Zustands gemäß den neuen Empfehlungen zur Dosisanpassung wieder aufgenommen werden (die genauen Details zur Dosisanpassung sind im Rote-Hand-Brief beschrieben).

Glossar: 

Lymphatisches System:

Es besteht zum einen aus den Lymphbahnen, das sind dünne Gefäße, die durch den ganzen Körper verlaufen und an denen die Lymphknoten sitzen, und zum anderen aus den lymphatischen Organen wie dem Knochenmark und der Milz. In den Lymphbahnen wird eine klare Flüssigkeit transportiert, die eine hohe Konzentration an Lymphozyten enthält. Diese gehören zu den weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Man unterscheidet T-Lymphozyten und B-Lymphozyten. Beide Zelltypen spielen eine wichtige Rolle im menschlichen Immunsystem.

Wird ein Mensch mit Krankheitserregern infiziert, können T-Lymphozyten, auch T-Zellen genannt, diese Erreger direkt angreifen. Die B-Lymphozyten (B-Zellen) sind essenziell für die Entwicklung des so genannten immunologischen Gedächtnisses. Sie bilden, wenn sie in Kontakt mit einem Erreger kommen, bestimmte Eiweißmoleküle, die Antikörper, gegen diesen. Treffen die Antikörper zu einem späteren Zeitpunkt wieder auf den gleichen Krankheitserreger, wird eine Abwehrreaktion des Immunsystems ausgelöst, die den Erreger vernichtet.

Mantelzell-Lymphom (MCL)

Beim Mantelzell-Lymphom vermehren sich bösartig veränderte (entartete) B-Lymphozyten. Diese ähneln den Zellen, die normalerweise in der so genannten Mantelzone, dem Randbereich von Lymphfollikeln, zu finden sind – daher auch der Name „Mantelzell-Lymphom“. Die veränderten und dadurch funktionslosen Zellen häufen sich zunächst an ihrem Bildungsort, also zum Beispiel in einem Lymphknoten, an, wodurch dieser anschwillt. Breiten sich die Tumorzellen über den ganzen Körper aus, kann es zu einer Schwellung mehrerer Lymphknoten und/oder der Milz kommen. Männer sind etwa viermal häufiger als Frauen von einem Mantelzell-Lymphom betroffen. Das MCL ist eine sehr aggressive bösartige Erkrankung.

Chronisch lymphatische Leukämie (CLL)

Bei der CLL kommt es zur ungebremsten Vermehrung reifer B-Lymphozyten. Diese vermehren sich in den lymphatischen Organen wie Lymphknoten, Milz oder Leber und im Knochenmark. Und sie finden sich in großer Zahl dann auch im Blut, was zur Bezeichnung “Leukämie” (weißes Blut) führte. Erste Beschwerden sind meist schmerzlos geschwollene Lymphknoten. Milz und Leber können vergrößert tastbar sein. Die Erkrankung verläuft meist schleichend (chronisch). Breitet sich die Erkrankung weiter aus, kann es zu Allgemeinbeschwerden und zu einer eingeschränkten Blutbildung im Knochenmark kommen. Unter anderem sind dann Abgeschlagenheit, erhöhte Blutungsneigung und Infektanfälligkeit die Folge. 

Morbus Waldenström (MW)

Die Erkrankung wird auch als Waldenströms Makweißen Blutkörperchenroglobulinämie bezeichnet. Auch sie ist eine bösartige Erkrankung der B-Lymphozyten. Die entarteten B-Zellen produzieren große Mengen des Antikörpers Immunglobulin M (IgM). Obwohl diese Erkrankung als bösartig gilt, schreitet sie in der Regel langsam voran.

Was ist zu tun?

Wenn Sie an einem Mantelzell-Lymphom, chronisch lymphatischer Leukämie oder Morbus Waldenström erkrankt sind und mit IMBRUVICA (Wirkstoff Ibrutinib) behandelt werden, nehmen Sie die Termine zur Kontrolluntersuchung gewissenhaft wahr. Diese Überwachung dient Ihrem Schutz, um ein mögliches Risiko schwerer, Ihr Herz betreffende Begleiterscheinungen rechtzeitig zu erkennen und darauf reagieren zu können. 

Vor Behandlungsbeginn ist es wichtig, dass Sie Ihrem Arzt alle Vorerkrankungen Ihres Herz-Kreislauf-Systems mitteilen, einschließlich etwaiger Medikamente, die Sie zu deren Behandlung einnehmen. 

Ein erhöhtes Risiko, Herzrhythmusstörungen oder eine Schwächung Ihrer Herzleistung unter der Behandlung mit IMBRUVICA (Ibrutinib) zu entwickeln oder eine Verschlimmerung vorbestehender Herzerkrankungen zu erleiden, besteht bei entsprechenden Vorerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems wie Ihre bösartige Erkrankung bereits in einem schlechten Allgemeinzustand sind oder an einer den ganzen Organismus betreffenden Infektion leiden.

Nehmen Sie – auch außerhalb eines vorgesehene Kontrolltermins – zeitnah Kontakt zu Ihrem behandelnden Arzt auf:

Wenn Sie eine Veränderung Ihres Herzschlags, insbesondere eine Puls-Unregelmäßigkeit oder eine Veränderung Ihres Blutdrucks bemerken

Wenn Ihre körperliche Belastbarkeit spürbar nachlässt und Sie schon bei leichten Anstrengungen oder gar in Ruhe außer Atem geraten.

Außerdem: Melden Sie Ihre Nebenwirkung! 

Beobachten Sie Nebenwirkungen unter der Behandlung mit IMBRUVICA (Ibrutinib) oder auch mit anderen Medikamenten, sollten Sie diese umgehend melden. Oftmals reichen wenige Meldungen aus, um die Öffentlichkeit über schwere Vorkommnisse zu informieren und Beipackzettel zu aktualisieren, wie die **Rote-Hand-Briefe** wirkungsvoll zeigen. 

Unser Meldeservice bietet Ihnen hierfür die einfache und schnelle Möglichkeit, Nebenwirkungen zu melden, ohne dabei Ihre Identität preiszugeben. Zudem können Sie Ihren Arzt oder Apotheker in die Meldung einbinden. Mit jeder Meldung tragen Sie aktiv zur Verbesserung der Arzneimittelsicherheit bei, indem eine bessere Informationsbasis für die zukünftige Verordnung von Arzneimitteln geschaffen wird. 

Quellen: RHB 

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