Insulin-haltige Arzneimittel: Risiko von Eiweißablagerungen an der Injektionsstelle

Insulin-haltige Arzneimittel: Risiko von Eiweißablagerungen an der Injektionsstelle

Insulin-haltige Arzneimittel: Risiko von Eiweißablagerungen an der Injektionsstelle

Was sind Drug Safety Mails?

Drug Safety Mail oder zu Deutsch: Arzneimittel-Sicherheitsbrief ist der Name des Newsletters der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft. Sie werden regelmäßig veröffentlicht und enthalten – ähnlich wie die Rote-Hand-Briefe – aktuelle Informationen zu möglichen Risiken von Medikamenten.

Um Ihnen die bestmögliche medizinische Aufklärung zu bieten, möchten wir Ihnen auch diese Informationen in einer patienten-freundlicheren Sprache zugänglich machen.

Liebe Patientin, lieber Patient,

lesen Sie hier unsere “patientenfreundliche” Fassung der Arzneimittelsicherheitsinformation der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) vom 01. Oktober 2020 zum Risiko einer Amyloidose an der Injektionsstelle von Insulin-haltigen Arzneimitteln.

Worum geht es?

Die britische Gesundheitsbehörde warnte kürzlich vor der Entstehung einer Amyloidose an Einspritzstellen von Insulin, die zu ernsthaften Problemen bei der Blutzuckerkontrolle von Diabetikern führen kann.
In einer Überprüfung auf europäischer Ebene wurde das Risiko der kutanen Amyloidose für alle Insulin-haltigen Arzneimittel bestätigt. Durch das Spritzen von Insulin kann sich in der Umgebung der Einstichstelle eine Anreicherung von Eiweißstoffen in der Haut (Amyloidose) entwickeln. Je häufiger Insulin an derselben Stelle eingespritzt wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit dieser Eiweißablagerung.

  • Wenn Patienten, die Insulin spritzen, Knötchen unter der Haut entwickeln, soll an die Möglichkeit einer lokalen Amyloidose gedacht werden.
  • Patienten sollten frühzeitig daran erinnert werden, die Injektionsstelle ihres Insulins regelmäßig zu wechseln, um das Risiko der kutanen Amyloidose und anderer Hautreaktionen (insbesondere auch der Lipohypertrophie, einer örtlichen Vermehrung von Fettgewebszellen im Unterhautgewebe) zu verringern.
  • Die Resorption von Insulin aus einem durch Amyloidose verdickten Unterhautgewebe ist verschlechtert.
  • Die Patienten sind darauf hinzuweisen, dass ein plötzlicher Wechsel der Injektionsstelle von einem Areal, das von Amyloidose betroffenen ist, zu einem davon nicht betroffenen Areal die Gefahr einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) mit sich bringen kann. Der Blutzuckerspiegel sollte dann besonders sorgfältig überwacht und die Insulindosierung gegebenenfalls angepasst werden.

Der Hinweis auf dieses Risiko wurde nun auch in die offiziellen Produktinformationen aller Insulin-haltigen Präparate aufgenommen.

Was ist eine Amyloidose?

Bei einer Amyloidose handelt es sich um eine Erkrankung, bei der es zu fadenförmigen Ablagerungen von abnormalen, unauflöslichen Eiweißstrukturen (Amyloid) kommt. Dies kann örtlich begrenzt (lokalisiert) auftreten, aber auch in mehreren Organen vorkommen (systemisch). Im Fall der Insulin-haltigen Präparate handelt es sich um Ablagerungen von sogenannten Insulin-Fibrillen, fadenförmigen Insulin-haltigen Eiweißgebilden an Stellen, in die das Insulin gespritzt wurde. Je häufiger Insulin an derselben Stelle eingespritzt wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit dieser Eiweißablagerung (kutane Amyloidose).

Was ist zu tun?

Wenn Sie sich zur Behandlung Ihrer Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) Insulin spritzen, sollten Sie regelmäßig die Injektionsstelle wechseln. Es wird empfohlen, einen Abstand von ein bis zwei Zentimetern zur letzten Einstichstelle einzuhalten.

Dadurch verringern Sie das Risiko der Entwicklung einer lokalen Amyloidose. Ein Hinweis auf eine sich entwickelnde kutane Amyloidose kann eine Knötchenbildung im Unterhautgewebe sein.

Aber auch andere Hautreaktionen, wie beispielsweise eine krankhafte Verdichtung des Unterhautfettgewebes (Lipodystrophie oder Lipohypertrophie) kann durch regelmäßigen Wechsel der Injektionsstelle vermieden werden. Denn auch diese Hautveränderung kann zu Resorptionsstörungen des Wirkstoffs führen.

Wenn Sie Ihr Insulin in solche verdichteten Hautareale spritzen, benötigen Sie eine größere Menge des Wirkstoffs, um die gewünschte Senkung Ihres Blutzuckers zu erzielen, weil das Insulin schlecht und unvollständig resorbiert wird.
Wenn Sie die Injektionsstelle wechseln und dabei aber die gleiche Dosis Insulin in eine nicht von Amyloidose oder Lipodystrophie betroffene Körperstelle injizieren, wo das Insulin gut und vollständig resorbiert wird, führt diese Dosis zu einer stärkeren Absenkung des Blutzuckerspiegels, womöglich sogar zu gefährlicher Unterzuckerung.
Es ist deshalb wichtig, dass Sie Ihren Blutzuckerspiegel nach Wechsel der Injektionsstelle wegen entstandener Knötchen oder anderer Veränderungen im Unterhautgewebe ganz besonders engmaschig kontrollieren und Ihre Insulindosis entsprechend anpassen.

Wenn Sie sich dabei unsicher fühlen, zögern Sie bitte auch nicht, Ihren Arzt um Rat zu fragen!

Außerdem: Melden Sie Ihre Nebenwirkung!

Beobachten Sie Nebenwirkungen unter der Behandlung mit Insulin-haltigen Arzneimitteln oder auch mit anderen Medikamenten, sollten Sie diese umgehend melden. Oftmals reichen wenige Meldungen aus,  um die Öffentlichkeit über schwere Vorkommnisse zu informieren und Beipackzettel zu aktualisieren, wie das Instrument der **Rote-Hand-Briefe** und der Arzneimittelsicherheitsinformationen wirkungsvoll zeigt.

Unser Meldeservice bietet Ihnen hierfür die einfache und schnelle Möglichkeit, Nebenwirkungen zu melden, ohne dabei Ihre Identität preiszugeben. Zudem können Sie Ihren Arzt oder Apotheker in die Meldung einbinden. Mit jeder Meldung tragen Sie aktiv zur Verbesserung der Arzneimittelsicherheit bei, indem eine bessere Informationsbasis für die zukünftige Verordnung von Arzneimitteln geschaffen wird.

Quellen:    

AkdÄ Newsletter vom 01.10.2020

https://www.akdae.de/Arzneimittelsicherheit/DSM/Archiv/2020-53.html

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