Janus-Kinase-Hemmer: Maßnahmen zur Einschränkung von Nebenwirkungen

Janus-Kinase-Hemmer: Maßnahmen zur Einschränkung von Nebenwirkungen

Janus-Kinase-Hemmer: Maßnahmen zur Einschränkung von Nebenwirkungen

Rote-Hand-Briefe – was ist das eigentlich? 

Mit den sogenannten ”Rote-Hand-Briefen” informieren die Pharmahersteller medizinische Fachkreise, d.h. Ärzte und Apotheker, über neu entdeckte Arzneimittelrisiken, wie etwa über Erkenntnisse zu neuen Neben- und Wechselwirkungen sowie fehlerhaften Produkten, die die Sicherheit eines Arzneimittels betreffen. In unserer neuen Rubrik fassen wir für Sie die primär an Fachkreise gerichteten Rote-Hand-Briefe einfach und kompakt zusammen. So sind Sie als Patient immer bestens über neue sicherheitsrelevante Ereignisse informiert, die die Einnahme von Medikamenten betreffen. 

Liebe Patientin, lieber Patient, 

Lesen Sie hier unsere “patientenfreundliche” Fassung des Rote-Hand-Briefes zum erhöhten Risiko für bösartige Neubildungen, schwerwiegende unerwünschte Ereignisse das Herz-Kreislauf-System betreffend, Infektionen, Venenthrombosen und Embolien sowie eine erhöhte Sterblichkeit bei Behandlung mit einem Medikament aus der als Janus-Kinase-Hemmer bezeichneten Arzneimittelgruppe.

Worum geht es?

Die Pharmaunternehmen AbbVie, Galapagos, Lilly und Pfizer sind Zulassungsinhaber von Medikamenten, die als Janus-Kinase-Inhibitoren (JAKi, JAK-Hemmer) bezeichnet werden.  Diese Firmen möchten Sie in Abstimmung mit der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) über Folgendes informieren:
Bei Patienten mit Gelenkrheuma (rheumatoider Arthritis), die bestimmte Risikofaktoren aufwiesen und mit JAKi behandelt wurden, wurde ein erhöhtes Auftreten von bösartigen Neubildungen, schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen des Herz-Kreislauf-Systems, von schwerwiegenden Infektionen, Venenthrombosen einschließlich Embolien und eine größere Sterblichkeit im Vergleich zu einer Behandlung mit TNF-alpha-Inhibitoren beobachtet.

Diese Risiken werden als Klasseneffekte und als relevant für alle zugelassenen JAKi-Indikationen bei entzündlichen und dermatologischen Erkrankungen betrachtet.

Bei folgenden Patienten sollten JAKi nur angewendet werden, wenn keine geeigneten Behandlungsalternativen zur Verfügung stehen:

  • Im Alter von 65 Jahren oder älter
  • Raucher oder ehemalige Langzeitraucher
  • Patienten mit anderen Risikofaktoren für das Herz-Kreislauf-System oder mit
    Risikofaktoren für bösartige Erkrankungen

Bei Patienten mit anderen als den oben aufgeführten Risikofaktoren für venöse Thrombosen und Embolien sollten JAKi mit Vorsicht angewendet werden.
Die Dosierungsempfehlungen wurden für bestimmte Patientengruppen mit Risikofaktoren überarbeitet.
Regelmäßige Hautuntersuchungen werden bei allen Patienten empfohlen.

Verordnende Ärzte sollten mit den Patienten die Risiken besprechen, die mit der Anwendung von JAKi verbunden sind.  

Hintergrundinformation zu den Sicherheitsbedenken:

Die JAKi Cibinqo (Abrocitinib, Pfizer), Jyseleca (Filgotinib, Galapagos), Olumiant (Baricitinib, Lilly), Rinvoq (Upadacitinib, AbbVie) und Xeljanz (Tofacitinib, Pfizer) sind für die Behandlung verschiedener chronisch-entzündlicher Erkrankungen zugelassen: Gelenkrheuma (rheumatoide Arthritis), Arthritis in Verbindung mit Schuppenflechte/Psoriasis, idiopathische Arthritis bei Kindern und Jugendlichen, entzündliche Versteifung der Wirbelsäulengelenke (ankylosierende Spondylitis), nicht-röntgenologische axiale Spondyloarthritis, chronische Dickdarmentzündung (Colitis ulcerosa), allergische Hautentzündung (atopische Dermatitis) und kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata) zugelassen.
Die zugelassene Anwendung ist je nach Produkt unterschiedlich und in der entsprechenden Produktinformation beschrieben.

Im März 2020 wurde ein Rote-Hand-Brief (RHB) für Xeljanz (Tofacitinib)  an Angehörige der Heilberufe versendet, um über Daten aus einer abgeschlossenen klinischen Prüfung  zu informieren.
Diese Daten deuten darauf hin, dass Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA), die 50 Jahre oder älter waren und mindestens einen zusätzlichen kardiovaskulären Risikofaktor aufwiesen, unter Tofacitinib ein höheres Risiko für schwerwiegende unerwünschte kardiovaskuläre Ereignisse und bösartige Erkrankungen (ausgenommen nicht-melanozytärer Hautkrebs) haben im Vergleich zu Patienten, die mit einem TNF-alpha-Inhibitor behandelt wurden.

Ein weiterer RHB wurde im Juli 2021 versendet, um über ein in derselben klinischen Prüfung festgestelltes erhöhtes Auftreten von Herzinfarkt, Lungenkrebs und Lymphomen unter Tofacitinib im Vergleich zu TNF-alpha-Inhibitoren sowie über die verabschiedeten Empfehlungen für die Produktinformation von Xeljanz (Tofacitinib) zu informieren.
Vorläufige Ergebnisse aus einer Anwendungsbeobachtung mit einem anderen JAK-Inhibitor, Olumiant (Baricitinib), deuten ebenfalls auf ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende Herz-Kreislauf-Ereignisse und Venenthrombosen einschließlich Embolien bei mit Olumiant behandelten Rheuma-Patienten im Vergleich zu Patienten, die mit TNF-alpha-Inhibitoren behandelt wurden, hin.

Nach Abschluss eines Bewertungsverfahrens der verfügbaren Daten für alle fünf JAKi durch die EMA wurden die Empfehlungen, wie oben zusammengefasst, verabschiedet. Die Produktinformationen und die Schulungsmaterialien für Angehörige der Heilberufe und Patienten werden entsprechend aktualisiert. 

Was ist zu tun? 

Wenn Sie an Gelenkentzündungen (durch Rheuma oder Schuppenflechte) oder an anderen chronisch-entzündlichen Erkrankungen leiden, benötigen Sie in der Regel Medikamente, welche die gegen Ihren eigenen Körper gerichteten Überreaktionen Ihres Immunsystems eindämmen. Eine Behandlung mit JAK-Hemmern (JAKi) sollte bei allen Patienten grundsätzlich nur mit größter Vorsicht erfolgen. Bei der ärztlichen Entscheidung, einen JAKi zu verschreiben, müssen Nutzen und Risiko für den Patienten abgewogen und auch alternative Präparate in Betracht gezogen werden.

Wenn Sie 65 Jahre alt oder älter sind, wenn Sie – unabhängig von Ihrem Alter – zu den Rauchern zählen, aber auch wenn Sie ein Ex-Raucher sind, wenn Sie an Vorerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems leiden oder wenn Sie besondere Risikofaktoren für die Entwicklung bösartiger Erkrankungen haben, darf Ihnen Ihr Arzt eine JAK-Hemmer nur verschreiben, wenn andere Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind oder nicht wirksam waren.

Auch das erhöhte Risiko für das Auftreten von Venenthrombosen und (Lungen-)Embolien muss bei Risikopatienten beachtet werden. Näheres dazu im Rote-Hand-Brief vom 20. März 2020 und vom 6. Juli 2021. Dort finden Sie auch genauere Informationen über das Wirkprinzip der Janus-Kinase-Inhibitoren und der gleichfalls bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen eingesetzten TNF-alpha-Inhibitoren. 

Als Patient dürfen Sie aus falsch verstandener Vorsicht jedoch keinesfalls eine laufende Behandlung mit einem JAKi  ohne vorherige Rücksprache mit Ihrem Arzt beenden und sollten sich bei Fragen an diesen wenden.

Außerdem: Melden Sie Ihre Nebenwirkung! 

Beobachten Sie Nebenwirkungen unter der Behandlung mit einem JAKi oder auch mit anderen Medikamenten, sollten Sie diese umgehend melden. Oftmals reichen wenige Meldungen aus, um die Öffentlichkeit über schwere Vorkommnisse zu informieren und Beipackzettel zu aktualisieren, wie die **Rote-Hand-Briefe** wirkungsvoll zeigen. 

Unser Meldeservice bietet Ihnen hierfür die einfache und schnelle Möglichkeit, Nebenwirkungen zu melden, ohne dabei Ihre Identität preiszugeben. Zudem können Sie Ihren Arzt oder Apotheker in die Meldung einbinden. Mit jeder Meldung tragen Sie aktiv zur Verbesserung der Arzneimittelsicherheit bei, indem eine bessere Informationsbasis für die zukünftige Verordnung von Arzneimitteln geschaffen wird. 

Quellen: RHB

AbbVie, Galapagos, Lilly und Pfizer 

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