Paxlovid: Risiko für das Auftreten eines Rebound-Phänomens nach Behandlungsende

Paxlovid: Risiko für das Auftreten eines Rebound-Phänomens nach Behandlungsende

Paxlovid: Risiko für das Auftreten eines Rebound-Phänomens nach Behandlungsende

Was sind Drug Safety Mails?

Drug Safety Mail oder zu Deutsch: Arzneimittel-Sicherheitsbrief ist der Name des Newsletters der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft. Sie werden regelmäßig veröffentlicht und enthalten – ähnlich wie die Rote-Hand-Briefe – aktuelle Informationen zu möglichen Risiken von Medikamenten. Um Ihnen die bestmögliche medizinische Aufklärung zu bieten, möchten wir Ihnen auch diese Informationen in einer patienten-freundlicheren Sprache zugänglich machen.

Liebe Patientin, lieber Patient,

Lesen Sie hier unsere “patientenfreundliche” Fassung der Arzneimittelsicherheitsinformationen der Arzeimittelkommission (AkdÄ) vom 10. Januar 2023  über das Risiko für das Auftreten eines Rebound-Phänomens nach Ende der Behandlung mit Paxlovid.

Worum geht es?

Paxlovid ist zugelassen für erwachsene Patienten, die an Covid-19 erkrankt sind, keinen zusätzlichen Sauerstoff benötigen, aber ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben. Neben Patienten ohne vollständige Immunisierung gegen COVID-19 (unzureichende Anzahl von Impfungen oder ein unzureichendes Impfansprechen) sind das vor allem Patienten mit komplexen Risikofaktoren: Alter über 65 Jahren, Diabetes mellitus, chronische Nierenbeschwerden und schweres Übergewicht (BMI 40 kg/m2 oder mehr).

An die AkdÄ wurde ein Fall gemeldet, bei dem ein 62-jähriger Patient nach Beendigung der Behandlung mit Paxlovid einen COVID-19-Rebound hatte.

Ein COVID-19-Rebound nach Behandlung mit Paxlovid ist gekennzeichnet durch ein zeitnahes Wiederauftreten der COVID-19-Symptome und/oder einen neuen positiven Test nach einem negativen Test. Es ist noch unklar, ob ein Rebound-Phänomen nach Behandlung einer COVID-19-Erkrankung mit Paxlovid signifikant häufiger ist als nach spontanem Verlauf.

Bei der Verordnung / Abgabe von Paxlovid sollten die Patienten vorsorglich auf die Möglichkeit dieses Rebound-Phänomens hingewiesen werden, insbesondere, wenn sie beruflich mit Risikopatienten zu tun haben (Pflegekräfte etc.). Bei Wiederauftreten von COVID-19-typischen Beschwerden nach Ende der Therapie und erfolgter negativen Testung sollte eine erneute Testung eingeleitet werden.

Fälle von COVID-19-Rebounds nach der Behandlung mit Paxlovid sollten durch die behandelnden Ärzte an die AkdÄ gemeldet werden. Dabei sollten Covid-19-Testergergebnisse berichtet werden, wenn möglich unter Angabe des Zeitpunktes der Durchführung und der Art des Tests (PCR inkl. variantenspezifischen Daten oder Antigenschnelltest).

Eine Recherche zu dieser Meldung zeigte, dass es sich nicht um einen Einzelfall handelt. Im Deutschen Ärzteblatt wurde bereits über einen solchen Fall berichtet. Dabei handelte es sich um eine Patientin, die trotz doppelter Impfung SARS-CoV-2 positiv getestet und mit Paxlovid behandelt wurde. Dabei bildete sich die Symptomatik zunächst zurück, und die Patientin wurde negativ getestet. Wegen Nebenwirkungen von Paxlovid hatte man auf die letzte der insgesamt 10 Einzeldosen (an 5 Tagen) verzichtet. Am zehnten Tag nach der Ersttestung kam es dann unter erneutem Einsetzen von Kältegefühl, Schüttelfrost, Schnupfen, Kopfschmerzen und Durchfall zu einem erneuten Anstieg der Viruslast mit einem positiven PCR-Test.

Die Autoren nehmen an, dass in diesem Fall durch die medikamentöse Senkung der Viruslast dank der Behandlung mit Paxlovid eine ausreichende Immunreaktion zur dauerhaften Eliminierung des Virus unterdrückt oder verzögert wurde. Das Auslassen der letzten Paxlovid-Dosis aufgrund starker Nebenwirkungen könnte dies noch zusätzlich begünstigt haben.

Hintergrundinformation:

Die amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) warnten bereits im Mai 2022 in einem Gesundheitshinweis, dass nach der Gabe von Paxlovid ein COVID-19- Rebound beobachtet wurde, der etwa zwei bis acht Tage nach der initialen Genesung (negativer Test) auftrat und sich durch das erneute Auftreten von COVID-19-Symptomen oder einer erneuten positiven Testung auf COVID-19 auszeichnete.

Unter den Betroffenen waren auch geimpfte und geboosterte Patienten. Alle hatten laut CDC einen leichten Krankheitsverlauf. Sowohl die Symptome als auch die positiven Testergebnisse besserten sich oder verschwanden (im Mittel nach drei Tagen) ohne zusätzliche Anti-COVID-19-Behandlung. Die CDC gingen davon aus, dass der COVID-19-Rebound nicht auf eine Reinfektion mit SARS-CoV-2 oder die Entwicklung einer Resistenz gegen Paxlovid zurückzuführen war; außerdem wurden bei den bekannten Fällen keine anderen Erreger von Atemwegsinfektionen festgestellt.

Bereits in der klinischen Zulassungsstudie zu Paxlovid wiesen 1–2 % der Patienten nach Abschluss der Behandlung ein oder mehrere positive PCR-Testergebnisse auf, nachdem sie zuvor negativ getestet worden waren. Allerdings waren davon auch Patienten aus dem Placebo-Arm betroffen, sodass dies nicht allein auf die Gabe von Paxlovid zurückgeführt wurde. Zudem gab es keine Hinweise darauf, dass der Rebound auf Grund der Entwicklung von Resistenzen gegen Paxlovid auftrat. Laut FDA gab es zu diesem Zeitpunkt keine Belege für den Nutzen einer längeren Behandlung mit Paxlovid (z. B. zehn Tage statt der empfohlenen fünf Tage) oder der Wiederholung einer Behandlung mit Paxlovid bei Patienten mit wiederkehrenden COVID-19-Symptomen nach Abschluss einer Behandlung.

Im Juni 2022 empfahl das Center for Drug Evaluation and Research (CDER) der FDA allerdings, dass die Fachinformation zu Paxlovid bezüglich des viralen RNA-Rebound aktualisiert wird.

Zwischenzeitlich flammten insbesondere in den USA die Medienberichte über COVID-19-Rebounds auf. Daraufhin wurde von der FDA eine Studie als Bedingung zur Zulassung von Paxlovid beauflagt. Der Zulassungsinhaber Pfizer wird eine randomisierte, placebo-kontrollierte Studie mit Patienten durchführen, die nach einer initialen Behandlung mit Paxlovid einen Rebound bekommen, um insbesondere die nachfolgende, zweite Gabe von Paxlovid zu evaluieren, die laut Medienberichte in den USA von manchen Ärzten propagiert wird. Die Ergebnisse dieser Studie sollen im September 2023 vorgelegt werden.

Was ist zu tun?

Wenn Sie selbst als Patient mit Paxlovid behandelt wurden oder einen solchen Patienten betreuen, dann achten Sie auf möglicherweise erneut auftretende COVID-19-typische Krankheitssymptome, die sich einige Tage nach dem Ende der Einnahme von Paxlovid und dem Abklingen der ursprünglichen Krankheitszeichen nochmals einstellen. Idealerweise sollte nach Beendigung der Paxlovid-Einnahme ein negativer Schnelltest oder PCR-Test vorgelegen haben.

In einem solchen Fall machen Sie bitte einen COVID-19-Schnelltest und wenden sich, auch bei einem negativen Ergebnis, zügig an den behandelnden Arzt, damit dieser ggf. eine neuerliche COVID-19-PCR-Testung vornehmen kann. Da ein zuvor mit Paxlovid behandelter Patient einer Risikogruppe angehört, ist die Einbeziehung eines Arztes in die weitere Behandlung oder zumindest in die Überwachung des Krankheitsverlaufs unbedingt empfehlenswert. 

Außerdem: Melden Sie Ihre Nebenwirkung!

Beobachten Sie Nebenwirkungen unter der Behandlung mit Paxlovid oder auch mit anderen Medikamenten, sollten Sie diese umgehend melden. Oftmals reichen wenige Meldungen aus, um die Öffentlichkeit über schwere Vorkommnisse zu informieren und Beipackzettel zu aktualisieren, wie das Instrument der **Rote-Hand-Briefe** und der Arzneimittelsicherheitsinformationen wirkungsvoll zeigt.

Unser Meldeservice bietet Ihnen hierfür die einfache und schnelle Möglichkeit, Nebenwirkungen zu melden, ohne dabei Ihre Identität preiszugeben. Zudem können Sie Ihren Arzt oder Apotheker in die Meldung einbinden. Mit jeder Meldung tragen Sie aktiv zur Verbesserung der Arzneimittelsicherheit bei, indem eine bessere Informationsbasis für die zukünftige Verordnung von Arzneimitteln geschaffen wird.

Quelle: DSM vom 10.01.2023

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