Pralsetinib (Gavreto): Erhöhtes Risiko für Tuberkulose und Maßnahmen zur Risikominderung

Pralsetinib (Gavreto): Erhöhtes Risiko für Tuberkulose und Maßnahmen zur Risikominderung

Pralsetinib (Gavreto): Erhöhtes Risiko für Tuberkulose und Maßnahmen zur Risikominderung

Rote-Hand-Briefe – was ist das eigentlich? 

Mit den sogenannten ”Rote-Hand-Briefen” informieren die Pharmahersteller medizinische Fachkreise, d.h. Ärzte und Apotheker, über neu entdeckte Arzneimittelrisiken, wie etwa über Erkenntnisse zu neuen Neben- und Wechselwirkungen sowie fehlerhaften Produkten, die die Sicherheit eines Arzneimittels betreffen. In unserer neuen Rubrik fassen wir für Sie die primär an Fachkreise gerichteten Rote-Hand-Briefe einfach und kompakt zusammen. So sind Sie als Patient immer bestens über neue sicherheitsrelevante Ereignisse informiert, die die Einnahme von Medikamenten betreffen. 

Liebe Patientin, lieber Patient, 

Lesen Sie hier unsere “patientenfreundliche” Fassung des Rote-Hand-Briefes zu Pralsetinib (Handelsname Gavreto) zum erhöhten Risiko für Tuberkulose. 

Worum geht es?

In Abstimmung mit der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) möchte Sie der Arzneimittelhersteller Roche Pharma AG über Folgendes informieren:

Im Zusammenhang mit Pralsetinib wurde über Fälle von Tuberkulose (meist außerhalb der Lunge) berichtet.

  • Vor Beginn der Behandlung mit Pralsetinib sollten Patienten auf aktive und inaktive („latente“) Tuberkulose untersucht werden.
  • Wenn eine aktive oder inaktive Tuberkulose besteht, sollte vor Beginn der Behandlung mit Pralsetinib eine Standardtherapie gegen die Tuberkulose-Erreger eingeleitet werden.   
  • Die gleichzeitige Behandlung von Pralsetinib und starken CYP3A4-Induktoren (darunter Rifabutin und Rifampicin, beide sind Standardmedikamente zur Tuberkulosebehandlung) ist zu vermeiden, da dadurch die Plasmakonzentration von Pralsetinib gesenkt und dessen Wirksamkeit verringert werden kann.

Pralsetinib wird in bestimmten Situationen angewendet zur Behandlung von nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinomen (Lungenkrebs). Es wurden neun Fälle von Tuberkulose bei Patienten (mit und ohne Tuberkulose in der Vorgeschichte) identifiziert, die mit Pralsetinib behandelt wurden. Bei diesen neun Patienten wurde der Tuberkulose-Befall meist außerhalb der Lunge nachgewiesen, wie beispielsweise in den Lymphknoten, im Bauchfell oder in den Nieren.

Wenn wegen der Standardtherapie zur Behandlung der Tuberkulose die gleichzeitige Anwendung von Pralsetinib und Rifampicin bzw. Rifabutin unvermeidbar ist, muss die Dosis von Pralsetinib ab Tag 7 der gleichzeitigen Verabreichung verdoppelt werden (siehe unten).
Nach Absetzen von Rifampicin bzw. Rifabutin oder anderer starker CYP3A4-Induktoren für mindestens 14 Tage ist die Dosis von Pralsetinib wieder auf die Ausgangsdosis zu vermindern.

Eine Aktualisierung der Produktinformation von Gavreto mit Aufnahme des Tuberkuloserisikos und Empfehlungen für Tuberkulose-Testungen und Behandlung wird erfolgen.

Hintergrundinformationen

In der Europäischen Union wird Gavreto als Monotherapie zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit einer Sonderform des fortgeschrittenen nicht-kleinzelligem Lungenkarzinoms angewendet, die zuvor noch nicht mit einem vergleichbaren Medikament behandelt wurden.

Bei einer Untersuchung der globalen Sicherheitsdaten für Gavreto wurden 9 Fälle von Tuberkulose bei mit Pralsetinib behandelten Patienten identifiziert, von denen die Mehrheit (7 der 9 Fälle) in Regionen aufgetreten ist, in denen die Tuberkulose als Erkrankung heimisch und verbreitet (endemisch) ist. Die Tuberkulose trat bei Patienten mit und ohne Tuberkulose in der Vorgeschichte auf. In den meisten Fällen wurde über extrapulmonale Tuberkulose (außerhalb der Lunge) wie Lymphknotentuberkulose, Peritonealtuberkulose (Befall des Bauchfells) oder Nierentuberkulose berichtet. 

Die Standardbehandlung der Tuberkulose erfolgt zunächst mit einer Vierfach-Kombinationstherapie bestehend aus Isoniazid (INH), Rifampicin (RMP) oder Rifabutin, Ethambutol (EMB) und Pyrazinamid (PZA) über zwei Monate, anschließend für weitere vier Monate als Zweifachtherapie mit Rifampicin (RMP) und Isoniazid (INH).

Rifabutin und Rifampicin sind sogenannte CYP3A4-Induktoren, d.h. sie steigern die Aktivität des Enzyms CYP3A4 (Cytochrom P), das beim Abbau von Pralsetinib eine wichtige Rolle spielt. Die gleichzeitige Einnahme von Medikamenten wie Rifabutin und Rifampicin beschleunigt dann den Abbau von Pralsetinib, so dass dessen Dosis erhöht werden muss, um die gewünschte Wirkung beibehalten zu können. Nach Absetzen eines CYP3A4-Induktors (nach einer Wartezeit von mindestens 2 Wochen) ist die Dosis von Pralsetinib wieder auf die ursprüngliche Menge zu verringern. 

Was ist zu tun?

Als Patient können Sie selbst hier wenig beitragen. 

Sie können Ihren behandelnden Arzt vor Beginn einer geplanten Therapie mit Pralsetinib (Gavreto) proaktiv auf eine Tuberkulose-Testung ansprechen.

Wenn Sie früher einmal an Tuberkulose erkrankt waren, sollten Sie Ihren Arzt unbedingt darüber informieren. 

Wenn der Tuberkulose-Test positiv ausgefallen sein sollte und eine Standardtherapie gegen Tuberkulose eingeleitet werden muss, sollten Sie Ihren Arzt nach der Dosierung von Pralsetinib (Gavreto) während der Zeit der Tuberkulosebehandlung fragen. 

Nach Beendigung der Tuberkulosebehandlung sollten Sie Ihren Arzt erneut auf die korrekte Dosierung von Pralsetinib (Gavreto) ansprechen.

Außerdem: Melden Sie Ihre Nebenwirkung! 

Beobachten Sie Nebenwirkungen unter der Behandlung mit Pralsetinib (Gavreto) oder auch mit anderen Medikamenten, sollten Sie diese umgehend melden. Oftmals reichen wenige Meldungen aus, um die Öffentlichkeit über schwere Vorkommnisse zu informieren und Beipackzettel zu aktualisieren, wie die **Rote-Hand-Briefe** wirkungsvoll zeigen. 

Unser Meldeservice bietet Ihnen hierfür die einfache und schnelle Möglichkeit, Nebenwirkungen zu melden, ohne dabei Ihre Identität preiszugeben. Zudem können Sie Ihren Arzt oder Apotheker in die Meldung einbinden. Mit jeder Meldung tragen Sie aktiv zur Verbesserung der Arzneimittelsicherheit bei, indem eine bessere Informationsbasis für die zukünftige Verordnung von Arzneimitteln geschaffen wird.

Quellen: RHB 

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