Schmerzmittel – eine Selbstverständlichkeit?
Man fragt sich heute: Wie haben Menschen in früherer Zeit Schmerzen ertragen? Für uns ist der Griff zum Schmerzmittel selbstverständlich geworden. Vor allem die rezeptfrei und freiverkäuflich verfügbaren Schmerztabletten wie Ibuprofen, Novalgin oder Paracetamol sind selbstverständlich in aller Munde. Eine segensreiche Erfindung wird zum Problem, denn ein unkritischer Eigengebrauch ohne ärztliche Begleitung birgt Gesundheitsrisiken:
- Es werden zu viele Schmerztabletten genommen.
- Nebenwirkungen werden nicht beachtet.
- Gleiches gilt für Wechselwirkungen mit bestehenden Krankheiten und anderen Medikamenten. Dennoch werden immer mehr Schmerzmittel verkauft.
Was sind die gefragtesten Schmerzmittel?
2017 ist man dem Schmerzmittelkonsum in Deutschland auf den Grund gegangen: Deutschsprachige Menschen ab 14 Jahren wurden gefragt, auf welche Schmerzmittel sie am liebsten zurückgreifen:
- Das gefragteste Schmerzmittel ist Voltaren (Wirkstoff Diclofenac) mit 12,55 Millionen Anwendern.
- Auf Platz 2 und 3 stehen fast gleichauf Aspirin plus C (11,64 Millionen Anwender) und Aspirin Schmerztabletten (11,57 Millionen Anwender). Der Wirkstoff ist jeweils Acetylsalicylsäure ASS.
- Den Platz 4 belegt Paracetamol Ratiopharm mit 10,58 Millionen Anwendern. Wirkstoff hier ist Paracetamol.
- Den Platz 5 hat Thomapyrin inne mit 9,18 Millionen Anwendern. Hier werden als Wirkstoffe Acetylsalicylsäure, Paracetamol und Coffein miteinander kombiniert.
Der Markt ist hart umkämpft. So hat Voltaren seine Spitzenposition erst seit 2017. Ein noch wichtigerer Punkt: Mischpräparate wie Thomapyrin führen dazu, dass der Nutzer bei Einnahme verschiedener Schmerzmittel die Menge eines eingenommen Wirkstoffes mitunter fehleinschätzt. Das kann mitunter zu sehr unangenehmen Nebenwirkungen führen, die wir weiter unten erläutern.
Wann werden Schmerzmittel eingenommen?
Eine Umfrage aus 2017 erbrachte ein Ranking der Symptome, deretwegen mindestens einmal im Monat ein Schmerzmittel eingenommen wurden:
Platz 1: Kopfschmerz mit 33,4% der Befragten.
Platz 2: Rückenschmerzen mit 16,7% der Befragten.
Platz 3: Rheuma, Arthrose, Gelenkschmerzen mit 12,1% der Befragten.
Platz 4: Migräne mit 5,7% der Befragten.
Platz 5: Prellungen, Verstauchungen, Zerrungen mit 4,4% der Befragten.
Platz 6: Zahnschmerzen mit 2,4% der Befragten.
Übrigens: Da auch andere Einnahmegründe (Allergie, Diabetes usw.) in der Untersuchung erfragt wurden, ergeben sich hier in der Addition der Schmerzanlässe keine 100 Prozent.
Um sich ein Bild des Umgangs mit Schmerzmitteln zu machen, wurde in Untersuchungen auch die Einnahmehäufigkeit erfragt. 25 Prozent der Personen antworteten mit „mehrmals im Jahr“. Während hier Frauen und Männer keine Unterschiede aufweisen, ist das bei der Antwort 1 „mehrmals im Monat“ und Antwort 2″mehrmals pro Woche“ anders: Antwort 1 gaben 21 Prozent der Frauen, aber nur 13 Prozent der Männer. Antwort 2 gaben 12 Prozent der Frauen und 8 Prozent der Männer. Folgerichtig gaben 23 Prozent der Männer und nur 10 Prozent der Frauen an, „seltener als einmal pro Jahr“ ein Schmerzmittel zu nehmen.
Das lässt unterschiedliche Interpretationen zu: Es ist damit nicht gesagt, dass Frauen Schmerzen per se schlechter aushalten. Man könnte eher vermuten, dass Frauen es sich in Mehrfachbelastung zwischen Haushalt, Kindererziehung und Job oft gar nicht leisten können, eine Auszeit zu nehmen. Dass ein Drittel der Befragten mehrmals im Monat und deutlich häufiger Schmerzmittel einnehmen, ist in diesem Kontext aber eine wichtigere Information, denn die möglichen Nebenwirkungen, die daraus entstehen, sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden.
Nebenwirkungen von Schmerzmitteln
Für die bekannten und hier schon erwähnten Wirkstoffe von Schmerzmitteln treten folgende Nebenwirkungen auf:
- Diclofenac, etwa in Voltaren enthalten, kann den Magen belasten. Magenschmerzen, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Durchfall bis hin zu Magenblutungen sind die Folgen.
- Acetylsalicylsäure verursacht mitunter Schwindel, Ohrensausen, Hörbeschwerden und Übelkeit.
- Bei Paracetamol ist die Belastung für die Leber bekannt. Es kommt gelegentlich auch zu Störungen der Blutbildung, Übelkeit oder Atemnot.
- Für Novalgin, Wirkstoff ist Metamizol natrium-1-Wasser, werden als mögliche Nebenwirkungen vor allem Hautreaktionen und blutdrucksenkende Wirkung beschrieben.
- Auch der Wirkstoff Ibuprofen verursacht mitunter Nebenwirkungen wie Übelkeit und Durchfall bis hin zu Magenblutungen.
Es ist also ratsam, vor Einnahme von Schmerzmitteln den Arzt oder Apotheker zu befragen – vor allem, wenn man mehrere Medikamente einnimmt. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und bestehenden Krankheiten sind nämlich komplex und oft nicht bekannt. Zwei Beispiele: Acetylsalicylsäure (ASS), oft gegen Schmerzen genommen, wirkt auch blutverdünnend. Bei Wundschmerzen nach Operationen ist ASS jedoch ein sehr ungeeignetes Schmerzmittel, da es die Blutungsneigung erhöht. Wenn jedoch keine Blutverdünnung gewünscht ist, sollte eher Ibuprofen genommen werden.
Sie können selbst einen wichtigen Beitrag zum Kenntnisstand solcher Nebenwirkungen leisten, indem Sie Ihre Unverträglichkeiten mit Schmerzmitteln hier melden.