Nebenwirkung Lichtempfindlichkeit

Sonnenbrand durch Medikamente? Diese Mittel machen die Haut lichtempfindlicher

Es gibt eine Reihe von Medikamenten, die als Nebenwirkung dafür sorgen können, dass die Lichtempfindlichkeit der Haut steigt. Im Beipackzettel erkennt man das an dem Wörtchen photosensibilisierend oder Photosensibilisierung. Nimmt man dann ein Sonnenbad, kann es sehr viel schneller zu Sonnenbränden oder schweren Hautschäden kommen. Selbst ein längerer Aufenthalt im Schatten kann für hellhäutige, empfindliche Menschen dann bereits üble Folgen haben. 

UV-A- und UV-B-Strahlung

Für Sonnenbrand verantwortlich ist normalerweise die UV-B-Strahlung. Diese ist besonders kurzwellig und daher sehr energiereich. Tritt bei der Medikamenteneinnahme als Nebenwirkung eine Lichtempfindlichkeit auf, so reicht auch die weniger energiereiche UV-A-Strahlung aus, um die Haut zu schädigen.

In diesem Zusammenhang spricht man dann auch von Phototoxizität oder umgangssprachlich von einer Lichtallergie. Allerdings sind es nur in Ausnahmefällen Vorgänge im Immunsystem, die eine solche Lichtempfindlichkeit bewirken. 

Phototoxizität und Photoallergie

Eine durch Medikamente ausgelöste Sonnenempfindlichkeit entsteht durch Wechselwirkungen zwischen dem Wirkstoff und der UV-A-Strahlung beim Eindringen in die Haut.

Die chemischen Stoffe verändern sich unter Lichteinwirkung und bewirken so die Hautreaktion. Da diese Reaktion durch UV-A-Strahlung ausgelöst wird, kann sie auch bei Sonnenbestrahlung in verglasten Räumen auftreten. Phototoxische Reaktionen können bei Zufuhr einer entsprechender Substanz und UV-A-Bestrahlung bei jedem Menschen ausgelöst werden.

Viele Substanzen können als Photosensibilisatoren wirken, das heißt, sie können unter Einwirkung von UV-A-Strahlung gewebe-schädigende Stoffe freisetzen bzw. deren Bildung ermöglichen. Eine Substanz kann phototoxische Reaktionen sowohl nach örtlichem Hautkontakt (Salbe, Creme, Gel) als auch nach Aufnahme über den Verdauungstrakt (Tablette) oder über das Blut (Infusion, Injektion) auslösen.

Eine phototoxische Reaktion ist in der Regel streng auf die lichtexponierten Hautareal begrenzt, d.h. es sind genau die Stellen betroffen, die nicht von Kleidung bedeckt waren. Die Folge ist eine Art schwerer Sonnenbrand mit großflächiger Rötung. Individuell unterschiedlich können sich auch Pusteln und Bläschen bilden. Es kann zu dauerhaften Pigmentveränderungen kommen und im schlimmsten Fall zu einer tiefgehenden Gewebezerstörung wie bei einer schweren Verbrennung.

Bei der selteneren Photoallergie liegt eine immunologische Reaktion vom verzögerten Allergie-Typ IV zugrunde. Ein chemischer Wirkstoff (z.B. ein Arzneimittel) bildet unter Lichteinwirkung zusammen mit einem körpereigenen Eiweißstoff ein Allergen. Im Unterschied zur Phototoxizität tritt die Photoallergie nicht bei jeder Person und nur nach einer Sensibilisierung auf. Die Photoallergie löst meistens ein juckendes Kontaktekzem aus, das sich auch an nicht licht-exponierten Körperarealen entwickeln kann.  

Was tun bei Verdacht auf Lichtallergie als Nebenwirkung?

Bei einer Hautreaktion und dem Verdacht auf erhöhte Lichtempfindlichkeit durch Medikamenteneinnahme gilt: Sofort raus aus der Sonne und Räume ohne direkte Sonneneinstrahlung aufsuchen!

Folgende Behandlungsmaßnahmen können Sie selbst vornehmen: 

  • Leichte Rötung: Kühlende Umschläge
  • Bei schlimmeren Rötungen: Auftragen einer nicht verschreibungspflichtigen kortison-haltigen Lotion oder Creme

Bei schwerem “Sonnenbrand” sollten Sie einen Arzt konsultieren. Unter Umständen kann die Einnahme eines Kortisonpräparates in Tablettenform gefordert sein. Auch eine Behandlung der betroffenen Hautareale entsprechend einer Verbrennung 2. Grades kann erforderlich sein.

Sie sollten Ihren Arzt aber ohnehin im Hinblick auf das Medikament, das der vermutete Auslöser der phototoxischen Reaktion ist, fragen, ob es vielleicht eine besser verträgliche Alternative gibt. Das ist nicht nur für Urlauber wichtig, sondern vor allem für Patienten, die ein solches Medikament aufgrund einer chronischen Erkrankung langfristig einnehmen und im Freien unter direkter oder auch indirekter UV-A-Lichteinstrahlung arbeiten müssen. 

Sollte das nicht möglich sein, so ist es wichtig, dass Sie konsequent die Sonne und damit die schädliche UV-Strahlung meiden. Ebenfalls wichtig ist ein guter Sonnenschutz.

Nach einer akuten Phase kann es auch noch Monate später zu Überempfindlichkeitsreaktionen gegenüber UV-Licht kommen. Die betroffenen Hautareale  können selbst nach scheinbarer äußerer Abheilung allein auf Wärme mit Überempfindlichkeit und Rötung reagieren. Es empfiehlt sich daher vorbeugend, sich bei Einnahmebeginn eines neuen Arzneimittels über ein mögliches phototoxisches Risiko zu informieren, indem Sie den Beipackzettel gründlich lesen, um sich erst gar nicht einer unzuträglichen Sonnen- bzw. Lichtbestrahlung auszusetzen. 

Wichtig: Die Nebenwirkung kann auch nach der letzten Einnahme noch Tage später auftreten!

Eine phototoxische Reaktion kann auch noch Tage nach Beendigung der Einnahme eines Arzneimittels auftreten, da sich Spuren des Wirkstoffs noch in den Geweben befinden, die zwar keine therapeutische Wirksamkeit mehr haben, aber unter Einwirkung von UV-A-Strahlung für eine Photosensibilisierung ausreichen.

Diese Medikamente können die Haut lichtempfindlicher machen

  • Entwässerungsmittel (Diuretika wie z. B. Furosemid, Thiazide wie Hydrochlorothiazid, letzteres oft als Kombinationspartner in Blutdrucksenkern)
  • Blutdrucksenker (“Kalzium-Antagonisten” wie Amlodipin, Diltiazem, Nifedipin)
  • Herzmittel gegen Rhythmusstörungen (Amiodaron, Chinidin)
  • Schmerzmittel (“Nichtsteroidale Antiphlogistika” wie Naproxen, Ketoprofen, Dexibuprofen, Diclofenac, Piroxicam, Celecoxib)
  • Magensäureblocker (“Protonenpumpenhemmer” wie Pantoprazol)
  • Antibiotika (Tetrazykline wie Minocyclin (Mittel gegen Akne), Doxycyclin; Makrolide wie Azithromycin, Roxithromycin, Fluorchinolone/Gyrasehemmer wie Ciprofloxacin, Sulfonamide)
  • Antimykotika (Voriconazol, Griseofulvin, Itraconazol, Ketoconazol)
  • Antipsychotika/Neuroleptika (Phenothiazine wie Chlorpromazin)
  • Johanniskraut
  • Cholesterinsenker (“Statine” wie Fluvastatin, Rosuvastatin)
  • Vitamin-A-Säure (“Retinoide” – gegen Akne: Acitretin, Isotretinoin)

Melden Sie Ihre Nebenwirkung!

Beobachten Sie Nebenwirkungen – egal welcher Art – unter der Einnahme von Medikamenten, sollten Sie diese umgehend melden. Oftmals reichen wenige Meldungen aus, um die Öffentlichkeit über schwere Vorkommnisse zu informieren und Beipackzettel zu aktualisieren. Unser Meldeservice bietet Ihnen hierfür die einfache und schnelle Möglichkeit, Nebenwirkungen zu melden, ohne dabei Ihre Identität preiszugeben. Zudem können Sie Ihren Arzt oder Apotheker in die Meldung einbinden. Mit jeder Meldung tragen Sie aktiv zur Verbesserung der Arzneimittelsicherheit bei, indem eine bessere Informationsbasis für die zukünftige Verordnung von Arzneimitteln geschaffen wird. Davon profitieren auch andere Patienten und sind Ihnen dankbar.

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