Ulipristalacetat Risiko einer Leberschädigung

Ulipristalacetat 5 mg (ESMYA und Generika): Anwendungseinschränkungen zu Verringerung des Risikos einer Leberschädigung

Ulipristalacetat 5 mg (ESMYA und Generika): Anwendungseinschränkungen zu Verringerung des Risikos einer Leberschädigung

Rote-Hand-Briefe – was ist das eigentlich? 

Mit den sogenannten ”Rote-Hand-Briefen” informieren die Pharmahersteller medizinische Fachkreise, d.h. Ärzte und Apotheker, über neu entdeckte Arzneimittelrisiken, wie etwa über Erkenntnisse zu neuen Neben- und Wechselwirkungen sowie fehlerhaften Produkten, die die Sicherheit eines Arzneimittels betreffen. In unserer neuen Rubrik fassen wir für Sie die primär an Fachkreise gerichteten Rote-Hand-Briefe einfach und kompakt zusammen. So sind Sie als Patient immer bestens über neue sicherheitsrelevante Ereignisse informiert, die die Einnahme von Medikamenten betreffen. 

Liebe Patientin, 

lesen Sie hier unsere “patientenfreundliche” Fassung des Rote-Hand-Briefes vom 01. Februar 2021 zu Ulipristalacetat 5 mg Tabletten (Esmya und Generika). 

Worum geht es? 

Die Zulassungsinhaber/Hersteller von Präparaten mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat 5 mg informieren in einer mit der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) abgestimmten Erklärung über weitere Anwendungseinschränkungen zur Verringerung des Risikos eines sogenannten arzneimittel-induzierten Leberschadens durch die Behandlung mit Ulipristalacetat. 

Was ist Ulipristalacetat? 

Ulipristalacetat 5 mg Tabletten (Esmya® und Generika) wird angewendet zur Behandlung von gutartigen Geschwulsten der Gebärmuttermuskulatur (Uterusmyomen) bei Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter (d.h. vor Eintritt der Wechseljahre / Menopause). 

Bei dem Wirkstoff Ulipristalacetat handelt es sich um einen sogenannten selektiven Progesteronrezeptor-Modulator, der dadurch eine Anti-Gestagen-Wirkung besitzt. Er ist unter dem Namen EllaOne in einer Dosierung von 30 mg zur Notfallverhütung (Einmalgabe) zugelassen. Außerdem steht er in einer Dosierung von 5 mg täglich zur medikamentösen Behandlung von Uterusmyomen mit mittlerer bis starker Symptomatik (insbesondere starke Menstruationsblutungen oder Dauerblutungen) zur Verfügung. Eine tägliche Gabe über drei Monate verringert bzw. beendet die Blutungen und verkleinert die Myomgröße. Hitzewallungen als Nebenwirkung sind selten und die Knochendichte wird kaum beeinflusst. 

Behandlungsziel von Gebärmuttermyomen bei Frauen vor den Wechseljahren ist die Erhaltung der Gebärmutter. Daher wird versucht, die Myome aus der Gebärmutterwand herauszuschälen (Enukleation) oder in einem minimal-invasiven Eingriff durch einen gezielten Verschluss der ernährenden Blutgefäße (Embolisation) von ihrer Blutzufuhr abzuschneiden. Dies führt zum Schrumpfen der Muskelgeschwulste und Besserung der Beschwerden. Diese operativen Maßnahmen werden durch eine vorherige Verkleinerung der Myomgröße mittels Ulipristalacetat positiv unterstützt. 

Hintergrund der Sicherheitsbedenken 

Im Jahr 2018 wurde aufgrund von vier Fällen schwerer Leberschädigungen, die zu einer Lebertransplantation führten, ein Risikobewertungsverfahren zu Ulipristalacetat 5 mg durchgeführt. Infolgedessen wurden bereits mehrere Maßnahmen zur Minimierung des Risikos einer schweren Leberschädigung empfohlen:

Es erfolgte die Einschränkung der Indikation nur zur Operationsvorbereitung bzw. zur zeitlich begrenzten Intervallbehandlung von maximal 3 Monaten von Frauen, für die eine Operation der Myome nicht in Betracht kommt. Außerdem wurde die Anwendung von Ulipristalacetat bei einer vorbestehenden Lebererkrankung verboten (Kontraindikation) und die Überwachung der Leberfunktion aller Frauen während der Behandlung vorgeschrieben. 

Kürzlich wurde ein neuer (fünfter) Fall einer schweren Leberschädigung mit der Folge einer Lebertransplantation gemeldet. Nachdem andere plausible Ursachen ausgeschlossen wurden, galt Ulipristalacetat als wahrscheinlichste Ursache der akuten Leberentzündung (Hepatitis), die zu akutem Leberversagen mit der Notwendigkeit einer Lebertransplantation führte. 

Das zweite Risikobewertungsverfahren auf EU-Ebene kam nun zu dem Schluss, dass zusätzlich zu den bisherigen Maßnahmen die Indikation von Ulipristalacetat 5 mg noch weiter eingeschränkt werden sollte. Das Risiko einer schweren Leberschädigung rechtfertigt jetzt auch nicht mehr die Anwendung zur präoperativen Behandlung von Gebärmuttermyomen. 

Darüber wird es als unbedingt erforderlich erachtet, den Patientinnen Nutzen und Risiken von Ulipristalacetat 5 mg genau und ausführlich zu vermitteln – insbesondere das Risiko einer Leberschädigung und deren mögliche Anzeichen und Symptome, die in seltenen Fällen zu einer Lebertransplantation führen könnten. Wenn Patientinnen Symptome einer Leberschädigung bemerken, sollten sie die Behandlung abbrechen und unverzüglich ihren Arzt aufsuchen. Die Patientinnen sollten außerdem über die Notwendigkeit von Leberfunktionstests vor, während und nach den Behandlungsintervallen informiert werden. Die Patientinnen sollten daher die in der Packung des Arzneimittels enthaltene Patientinnenkarte sorgfältig lesen.

Diese Maßnahmen werden in die Fachinformation von Ulipristalacetat 5 mg aufgenommen. Der Verschreibungsleitfaden für Ärztinnen/Ärzte und die Patientinnenkarte werden ebenfalls entsprechend aktualisiert. 

Zusammengefasst: 

  • Die Anwendung von Ulipristalacetat darf nunmehr nur noch in Betracht gezogen werden für die Intervalltherapie (von jeweils 3 Monaten Dauer mit nachfolgender Pause von mittlerer bis starker Symptome durch Gebärmuttermyome) bei Frauen im gebärfähigen Alter, bei denen eine Embolisation von Gebärmuttermyomen und ein chirurgischer Eingriff nicht geeignet oder fehlgeschlagen sind.

Die Behandlung darf nur begonnen werden, wenn die Leberfunktionswerte (Transaminasen ALT bzw. GPT und AST bzw. GOT) das Zweifache des oberen Normwertes nicht überschreiten und auch kein auf mehr als das Zweifache erhöhter Bilirubinwert (Gallenfarbstoff) gemessen wurde. 

  • Der Arzt muss mit den Patientinnen die Risiken und Vorteile aller verfügbaren Behandlungsoptionen besprechen, damit die Patientinnen eine fundierte Entscheidung treffen können.
  • Die Risiken von Ulipristalacetat 5 mg sollten den Patientinnen ausführlich erklärt werden, insbesondere das Risiko einer Leberschädigung, die in seltenen Fällen zu einer Lebertransplantation führen könnte.
  • Die Patientinnen sollen über mögliche Anzeichen und Symptome einer Leberschädigung informiert und dazu aufgefordert werden, die Behandlung abzubrechen und unverzüglich ihren Arzt aufzusuchen, wenn sie derartige Symptome feststellen.

Die Leberfunktionswerte sollen monatlich gemessen werden. Zwei bis vier Wochen nach Abschluss eines Behandlungsintervalls sollen die Leberfunktionswerte nochmals überprüft werden. Wenn die Leberwerte das Dreifache des oberen Normwertes übersteigen, muss die Behandlung mit Ulipristalacetat abgebrochen und die betroffenen Patientinnen anschließend engmaschig überwacht werden. 

Außerdem muss vor jedem neuen Behandlungsintervall die Leberfunktion neu bestimmt werden. Das erste Behandlungsintervall sollte während der ersten Menstruationswoche begonnen werden. Weitere Behandlungsintervalle sollten frühestens während der ersten Woche der zweiten Menstruation nach Abschluss des letzten Behandlungsintervalls begonnen werden.

Was ist zu tun? 

Wenn Sie mit Ulipristalacetat 5 mg täglich behandelt werden, wird Ihr Arzt Sie einmal monatlich zur Blutentnahme zur Kontrolle Ihrer Leberfunktion einbestellen und hinsichtlich Symptomen, die auf eine mögliche Leberschädigung hinweisen können, überwachen. 

Durch Selbstbeobachtung können Sie Ihren Arzt auf kleine Veränderungen hinweisen, die bei der Untersuchung in der Praxis vielleicht gar nicht auffallen würden. Nehmen Sie zu Ihrer eigenen Sicherheit die Termine zur Blutentnahme konsequent wahr und sorgen Sie ggf. auch durch eigene Nachfrage dafür, dass diese Termine im Praxisalltag nicht untergehen und vergessen werden. 

Eine erhebliche Beeinträchtigung der Leberfunktion zeigt sich beispielsweise durch folgende Symptome: 

  • extreme Müdigkeit
  • Druckempfindlichkeit im rechten Oberbauch
  • Juckreiz
  • entfärbter Stuhl und dunkler Urin
  • Appetitlosigkeit
  • Ekel gegen Fleisch
  • Gewichtsverlust
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Aufgeblähter Bauch und Völlegefühl
  • Häufig auftretendes Nasenbluten
  • verstärkte Neigung zu Blutergüsse
  • Gelbfärbung von Haut und Augen
  • Muskel- und Gelenkschmerzen

Außerdem: Melden Sie Ihre Nebenwirkung! 

Beobachten Sie Nebenwirkungen unter der Behandlung mit Ulipristalacetat oder auch mit anderen Medikamenten, sollten Sie diese umgehend melden. Oftmals reichen wenige Meldungen aus, um die Öffentlichkeit über schwere Vorkommnisse zu informieren und Beipackzettel zu aktualisieren, wie die **Rote-Hand-Briefe** wirkungsvoll zeigen.

Unser Meldeservice bietet Ihnen hierfür die einfache und schnelle Möglichkeit, Nebenwirkungen zu melden, ohne dabei Ihre Identität preiszugeben. Zudem können Sie Ihren Arzt oder Apotheker in die Meldung einbinden. Mit jeder Meldung tragen Sie aktiv zur Verbesserung der Arzneimittelsicherheit bei, indem eine bessere Informationsbasis für die zukünftige Verordnung von Arzneimitteln geschaffen wird. 

Quellen: RHB

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